Witten. . Opfer sagte im Prozess um erpresserischen Menschenraub aus. Die beiden Angeklagten schwiegen.
Im Prozess um erpresserischen Menschenraub und versuchte räuberische Erpressung hörte das Landgericht Bochum nun eines der beiden Opfer an. Der 20-Jährige berichtete, am 10. Oktober 2016 seien vier Männer auf ihn, seinen Freund und eine Freundin zugekommen. Er sei bedroht und mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Er solle 20 000 Euro holen, ansonsten werde man seinen Freund umbringen.
Angeklagt sind ein 23-jähriger Deutsch-Libanese aus Witten und ein gleichaltriger Bochumer. Der Staatsanwalt wirft ihnen vor, ihre Opfer gezwungen zu haben, am Tatabend mit ihnen in einen Park in Bochum zu gehen. Dort sollen sie einen Geschädigten eingekesselt haben, damit er den Tatort nicht verlassen konnte. Der 20-jährige Zeuge wiederum musste in Begleitung eines Mittäters nach Hause gehen, um die geforderten 20 000 Euro zu holen.
Hohe Geldforderung erstaunte das Gericht
Die Richter wollten wissen, ob er die Täter kannte. „Nur vom Sehen, kann sein aus dem Fitness-Studio“, erklärte der Zeuge. Die hohe Geldforderung erstaunte das Gericht. „Sie waren damals Betonbauer-Azubis, wieso verlangten die Täter so viel Geld?“, fragte Vorsitzender Richter Rehaag. Das könne er sich nicht erklären. „Ich hatte gar kein Bargeld zuhause, habe das aber nicht gesagt.“ Ob er mal Testosteron an den Verwandten eines der Täter verkauft habe, fragte der Vorsitzende. „Nein“, antwortete der Zeuge.
Anderes berichtete die damalige Freundin des Zeugen. Die 19-Jährige wusste von Drogengeschäften der beiden Männer. Angeblich ging es um Marihuana. Die Freundin war seinerzeit bedroht und aufgefordert worden, die Autoschlüssel abzugeben – was sie nicht tat. Sie konnte flüchten. Auch der 20-jährige Zeuge war einfach in seiner Wohnung geblieben, wo ihn sein Freund später anrief und mitteilte, auch er habe abhauen können. Die Verteidiger der Angeklagten, deren zwei Mittäter nicht ermittelt werden konnten, wollten wissen, warum das Opfer nicht sofort die Polizei gerufen habe. „Ich war in Panik“, sagte der Zeuge.
Die beiden Angeklagten schweigen bislang zu den Vorwürfen. Während der Wittener bisher ohne Vorstrafen durchs Leben kam, geriet der mitangeklagte Bochumer bereits wegen schwerer räuberischer Erpressung, Raub, gefährlicher Körperverletzung und Einbruchdiebstahl mit dem Gesetz in Konflikt. Der Prozess wird am 9. April fortgesetzt.