Witten. . Die Stadt zahlt 200 000 Euro Monatsmiete für die Brauckstraße. Statt 700 wohnen dort nur 100 Flüchtlinge. Hauptnutzer sind 200 Stadtmitarbeiter.

Landesweit stehen langfristig angemietete Flüchtlingsunterkünfte leer und liegen den Gemeinden auf der Tasche. Da kommt Witten mit einem blauen Auge davon. Die für 700 Flüchtlinge angemieteten ehemaligen Siemensgebäude an der Brauckstraße beherbergen aktuell zwar nur 107 Asylsuchende. Trotzdem sind nur noch 40 Plätze frei.

Denn der Großteil wird inzwischen von 200 städtischen Bediensteten genutzt, die dorthin wegen der Rathaussanierung ausquartiert wurden. Stadtsprecherin Lena Kücük: „Der größte Teil der Mietkosten landet deshalb nicht auf dem ,Deckel’ der Flüchtlingskosten.“ Teuer ist die Anmietung so oder so. Rund 200 000 Euro überweist die Stadt nach Informationen dieser Zeitung jeden Monat an die Essener Treu Immo GmbH.

Zur Grundmiete kommte hohe Umbaukosten

Diese Kosten setzen sich hauptsächlich aus einer Grundmiete von 41 250 Euro für die gesamten 7500 m2 (bei 5,50 Euro/m2) und einer „Investitionsmiete“ von 145 000 Euro zusammen. Mit dieser stottert die Stadt die Herrichtung zu einer Flüchtlingsunterkunft ab. Der Betrag ist auf fünf Millionen gedeckelt. Die Investitionsmiete wird also höchstens drei Jahre bezahlt. Der Vertrag läuft über fünf Jahre. Die Stadt könnte per Sonderkündigung nach drei Jahren aussteigen – Ende 2019. Dann würde aber eine Abstandszahlung in Höhe einer Jahresgrundmiete (500 000 Euro) fällig. Sie will aber gar nicht raus.

Schon 2016 kamen viel weniger Flüchtlinge als erwartet. 50 zogen damals im November als Erste ein. Auch ein Jahr später waren es nicht mehr. Die Stadt betreut (Stand Januar) 668 Asylsuchende. 208 sind in städtischen Unterkünften untergebracht, davon 107 in der Brauckstraße. Dort liegt die Gesamtkapazität in einem der Gebäuderiegel jetzt bei 147 Plätzen. 30 Prozent sind also unbelegt. Im Nachbarriegel sind Dienste für Flüchtlinge, Help-Kiosk und Kleiderkammer untergebracht.

Aus Sicht der Stadt ist das Objekt fast voll belegt

Im größten Gebäude (4400 m²) haben Ämter „Asyl gefunden“ – Jugend-, Schul-, Rechtsamt, Kämmerei, EDV. Sie haben den Südflügel des Rathauses wegen der Sanierung verlassen. Die Brauckstraße sei damit – bis auf die 40 Plätze für die Geflüchteten – voll belegt, so die Stadt. Dass das Objekt verfügbar war, hat die Bürgermeisterin mal eine glückliche Fügung genannt. Sprecherin Kücük: „Wäre die Verwaltung nicht in die Brauckstraße gezogen, wäre sie dennoch an den Vertrag gebunden gewesen und hätte zusätzlich für den Eigenbedarf anmieten müssen.“