Witten. . Untertage sind die Arbeiten an der Langzeit-Baustelle abgeschlossen. Mitte April soll die große Baugrube geschlossen werden.

Der Erbstollen Franziska ist wieder „in Schuss“. Der Stollen führt das Grubenwasser der Altzechen, die bis nach Annen reichen, durch natürliches Gefälle in den Mühlengraben beim Cafe del Sol und somit in die Ruhr ab. Er geht auf 1772 zurück. Vor drei Jahren wurde auf dem Teilstück, das dort die Ruhrstraße unterquert, eine Verbruchstelle entdeckt. Ein Teil der Decke war eingestürzt. Die Reparatur erwies sich als sehr aufwändig. Die schwierigste Etappe ist geschafft. Das Wasser fließt jetzt durch einen 60 Meter langen Bypass. Bis Mitte April soll die Baugrube geschlossen sein. Dann muss noch asphaltiert werden.

Erbstollen Franzika.
Erbstollen Franzika. © hh

Die Reparaturarbeiten am Erbstollen Franziska wurden im Juli 2015 aufgenommen. Um den Verkehr auf der Ruhrstraße nicht zu behindern, wurde die zehn Meter tiefe und fünf Meter breite Baugrube an den Anfang der Wetterstraße gesetzt. Das hat sich als sehr weitsichtige Entscheidung erwiesen.

Ausmauern reicht nicht

Anfangs war geplant, die beschädigte Stollendecke neu auszumauern. Das sollte rund 100 000 Euro kosten und ein halbes Jahr dauern. Doch als die Fachfirma auf den Erbstollen traf, stellte sie fest, dass schon zu viel Mauerwerk abgeplatzt war. Der 240 Jahre alte Stollen war – direkt unter der Ruhrstraße – zu marode. Es wäre auch zu gefährlich gewesen, Arbeiter hineinzuschicken. Die Reparatur wurde daduch viel aufwändiger, langwieriger und teurer. Jetzt war von 500 000 Euro die Rede.

Mit Abbauhammer, Schaufel und Schubkarre trieben die Arbeiter einen 60 Meter langen Parallelstollen voran, eine Umfahrung. In diese zogen sie ein schwarzes Kunststoffrohr von einem Meter Durchmesser ein. Es wurde angeschlossen und das Grubenwasser lief hinduch.

Panne beim Verfüllen des Stollens

Beim Verfüllen des verbleibenden Ringraumes im Umleitungsstollen mit Flüssigbeton (Dämmer) kam es im Herbst 2017 zu einer folgenschweren Panne. Das Rohr wurde trotz Verkeilung aufgeschwemmt, also hochgedrückt, und beschädigt. Es war nicht mehr in der richtigen Lage und musste mit hohem Aufwand wieder ausgebaut werden. Der ausgehärtete Beton musste mühsam aufgebrochen und herausgeholt werden. Während dieser Arbeiten musste außerdem die Wasserführung gesichert werden, denn das defekte Stollenstück, für das der Bypass gebaut wurde, war zu diesem Zeitpunkt schon bis oben mit Beton aufgefüllt, um die Ruhrstraße standsicher zu machen. Der Zufluss von oben wurde dafür während der Arbeitsschichten abgeschiebert oder – soweit möglich – durch ein flexibles Rohr geleitet.

Dieses schwarze Rohr musste wieder herausgeholt werden. Der Flüssigbeton hatte es aufgeschwemmt. Inzwischen liegt ein neues Rohr. Der Freiraum wurde verfüllt.
Dieses schwarze Rohr musste wieder herausgeholt werden. Der Flüssigbeton hatte es aufgeschwemmt. Inzwischen liegt ein neues Rohr. Der Freiraum wurde verfüllt. © Jürgen Theobald (theo)

Inzwischen fließt das Wasser jetzt durch eine neues, ein Meter dickes Kunststoffrohr im Umgehungsstollen. Auch das Verfüllen des Ringraumes hat beim zweiten Anlauf geklappt. Weiter abwärts – in der Nähe des Mundloches am Mühlengraben – wurde der Stollen außerdem auf einem kleinen Stück mit Stahlstützen und -trägern gesichert.

650 000 Euro Gesamtkosten

Zur Zeit würden gerade die Dämme am Fuße der Baugrube eingerissen, erläutert Peter Hogrebe, Dezernent für Altbergbau bei der Bezirksregierung Arnsberg. Dann werde die zehn Meter tiefe Grube zugeschüttet. Um künftig noch einen Zugang zum Erbstollen zu haben, verbleibe nur ein Kanalschacht von einem Meter Durchmesser. „Oben kommt ein Gullydeckel drauf, mehr sieht man davon nicht.“ Voraussichtlich Mitte April sollen alle „bergmännischen Arbeiten“ beendet sein. Dann muss das Straßenstück nur noch neu asphaltiert werden. Die Schlussabrechung liegt noch nicht vor. Hogrebe schätzt die Gesamtkosten jetzt auf ca. 650 000 Euro.

>> Monitoring durch Bochumer Hochschule

Am Fuße des verbleibenden Zugangsschachtes werden an einer stationären Messstelle künftig der Durchfluss sowie die Temperatur, der pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit des Wassers im Erbstollen Franziska gemessen. Die Werte werden automatisch an die Technische Hochschule Georg Agricola in Bochum übertragen.

Dort werden die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet. Nach den Beobachtungen in der Bauzeit schießen zu Hochzeiten etwa 200 Liter Wasser pro Sekunde durch den Erbstollen.