Witten. . Vor zehn Jahren eröffnete mit dem Centrovital das erste Wittener Ärztezentrum. Die beiden Gebäude in Annen beherbergen etwa 20 Praxen.
Vor zehn Jahren, im Februar 2008, nahm Wittens erstes Ärztezentrum den Betrieb auf: das Centrovital an der Annen- und Westfalenstraße. Die Gründer werten den Bau als Erfolgsgeschichte: So sei das Zentrum bis heute bis auf den letzten Quadratmeter vermietet, werde von Patienten aus dem Umland hervorragend angenommen. Vor allem aber veränderte es die Annener Mitte und wertete eine problematische Ecke, die „Ostermann-Spitze“, auf.
Die Anziehungskraft der beiden Ärzte-Gebäude sowie der Supermärkte Penny und Real haben in den letzten Jahren den Schwerpunkt im Stadtteil verlagert – zum Nachteil der Bebelstraße pulsiert nun das Leben rund um die Annenstraße.
Diese Entwicklung kann sich auch Orthopäde Dr. Bernhard Schul zuschreiben – er hatte 2005 die Idee, ein Versorgungszentrum in Annen zu bauen. Allerdings aus eigenem Interesse: „Ich war Einzelkämpfer in der Annenstraße. Dann wollte ich mit meinen Kollegen eine Gemeinschaftspraxis gründen und wir fanden keine geeigneten Räume“, berichtet er.
Erst wollten sie nur für sich selbst bauen, schnell kam der Gedanke auf, Kollegen miteinzubeziehen. Als die Ärzte den Architekten Claus Böllinghaus und den Investoren Dr. Thomas Pingel beauftragten, waren die Mietverträge schon unterschrieben. Im November zogen die ersten Fachärzte ein, im Februar 2008 war der mehrstöckige Bau belegt. So groß war die Nachfrage, dass zwei Jahre später ein zweites Gebäude an der Westfalenstraße gebaut wurde.
Inzwischen beherbergt das Centrovital 30 Mieter, die 20 verschiedene gesundheitliche Fachrichtungen anbieten – von Allgemeinmedizin über Dermatologie, Heilpädagogik, Krankengymnastik, Radiologie, Urologie, einem mobilen Pflegeteam, Optik und Fußpflege bis zu Zahnheilkunde. „Für Annen sind wir ein wichtiger Arbeitgeber“, meint Dr. Harald Werner, der seine Milan-Apotheke kürzlich an seinen Sohn Philipp übergab.
Er lobt die gute Stimmung unter den Mietern. Alle zahlen für einen gemeinsamen Konferenzraum, in dem Fortbildungen stattfinden. Mindestens einmal im Jahr feiern die 150 Mitarbeiter zusammen. Manche Praxen sind auch technisch miteinander vernetzt – so können die Orthopäden zum Beispiel auf die Daten aus der Radiologie zugreifen.
Startprobleme gab es eigentlich nur zwei: Der Bäcker im Erdgeschoss gab nach kurzer Zeit mangels Kundschaft auf – und es gab Diskussionen um Parkplätze. Schließlich wurden Stellplätze parallel zur Bahn-Strecke angelegt.
Kaum mehr kann man sich an die Ostermann-Spitze vor dem Bau des Ärztezentrums erinnern. Sie war nur Industriebrache, eigentlich sollte dort ein elfstöckiges Altenzentrum entstehen. Dr. Schul und Kollegen wollten zu diesem Zeitpunkt auf Höhe der heutigen VHS bauen. Als aus dem Seniorenheim nichts wurde, schwenkten sie um und planten größer als ursprünglich gedacht. Dass Konzept – kurze Wege für die Patienten – ging offenbar auf. Bernhard Schul mit Blick auf „viele Nachahmer“: „Ich glaube, wir waren der Zeit ziemlich weit voraus.“
>> Vier Facharztzentren in Witten
„Facharztzentren liegen heute im Trend und stärken den ambulanten Bereich“, so Dr. Arne Meinshausen, Initiator des Rathauses der Medizin. Mittlerweile gibt es vier Ärztehäuser.
Neben dem Centrovital in Annen sind das das Rathaus der Medizin in Herbede – mit Facharztpraxen, Apotheke, Physio- und Ergotherapie sowie Krankenpflege – und das Gesundheitszentrum am EvK mit Schwerpunkten in Onkologie und Nephrologie. Jüngstes Projekt ist das Ärztezentrum an der Pferdebachstraße (ehemaliger Güterbahnhof Ost), größter Mieter dort ist eine Dialyse-Praxis.