Witten. . Wasserschildkröten können nicht im Gartenteich überwintern. Klaus-Bärbel verbringt die kalte Jahreszeit im Kühlschrank von Carsten Ascherfeld.

Wenn die Tage heller werden, die Natur erblüht, dann regt sich auch Klaus-Bärbel. Die Schildkröte legt sich eine Stunde unter die Wärmelampe, reckt den Hals nach oben, das reicht. Frühlingserwachen beim Reptil ist keine besonders aufwühlende Angelegenheit.

Die Geschichte von Klaus-Bärbel ist dennoch unterhaltsam genug, um hier erzählt zu werden. Und um diese Frage zuerst zu beantworten: Klaus-Bärbel heißt so, weil man nicht recht weiß, ob die Gelbwangen-Schmuckschildkröte nun Männlein oder Weiblein ist. Das zeigt sich erst bei der ersten Eiablage eines Weibchens, im Alter von zehn Jahren.

Das Reptil trägt BVB-Look

Klaus-Bärbel zählt erst sieben Lenze, wirkt aber weiblich, findet Besitzer Carsten Ascherfeld. Der Name bleibt, „denn man ruft eine Schildkröte ja nicht wie einen Hund. Sie hat ja nichtmals Ohren“. Hinter vorgehaltener Hand nennen sie das schwarz-gelbe, im BVB-Look gemusterte Reptil diskret „KB“.

Vor etwa vier Jahren wurde die Schildkröte am Straßenrand ausgesetzt und von einem Nachbarn gefunden. Zunächst parkten beide das Reptil in einem Gummiboot. Dann ging es zum Tierarzt. 80 Euro kosteten Untersuchung, Röntgen, Versorgung. „Wirtschaftlich ein Totalschaden, aber zu dem Zeitpunkt war uns die Schildkröte ans Herz gewachsen“, sagt der 47-Jährige.

Carsten Ascherfeld vor dem Aquarium im Keller seines Hauses. Nur eine Stunde am Tag wärmt eine Lampe die Schildkröte, die langsam aus der Winterstarre erwacht.
Carsten Ascherfeld vor dem Aquarium im Keller seines Hauses. Nur eine Stunde am Tag wärmt eine Lampe die Schildkröte, die langsam aus der Winterstarre erwacht.

Im Sommer wohnt die Panzerkröte im Gartenteich. Im Winter kann sie dort nicht bleiben, weil die Temperaturen zu sehr schwanken. Darum überwintert Klaus-Bärbel in einer Tupperdose im Kellerkühlschrank. Ohne Licht, bei gleichbleibender Temperatur und mit nassen Füßen liegt sie dort in einer Winterstarre. „Das Herz schlägt ein Mal in der Minute“, sagt Carsten Ascherfeld. „Man glaubt, sie wäre tot.“

Am 1. März holte der Herbeder die Plastikdose heraus und setzt das Kriechtier in ein Aquarium. Zwölf Grad hat das Wasser, einmal am Tag geht die Wärmelampe an. Langsam taut Klaus-Bärbel auf. Sie hockt da wie in einer meditativen Yoga-Stellung und wartet auf Wärme.

Besonderer Leckerbissen: die Elodea

Bis sie wieder frisst, wird noch einige Zeit vergehen. Im Mai wird die nur etwa 20 Zentimeter große Schönheit in den Teich umziehen – und dann ihre Beweglichkeit zeigen. Sie planscht, sie frisst, sie sonnt sich, schwimmt, jagt Schnecken und Fliegen.

Besonders gern futtert Klaus-Bärbel übrigens die Wasserpest-Pflanzen aus dem Kemnader Stausee. Besitzer Ascherfeld pflückt die Elodea und ist überzeugt, dass man mit einigen Schildkröten die Wasserpest wunderbar in den Griff kriegen könnte. Welche Vorteile hat das Leben mit einer Schildkröte noch? Es ist wohl der altertümliche Charme dieses Urviechs, der den Herbeder fasziniert. „Das sind Tier, die haben sich lange vor uns Menschen entwickelt.“ Klaus-Bärbel macht wenig Arbeit, muss nicht regelmäßig gefüttert werden und wirkt so herrlich entspannt. Kein Wunder, dass sie sich mit Beginn der trubeligen Adventszeit wieder verabschiedet: Am 1. Dezember geht es wieder ab in den Kühlschrank.

>> Viele Schildkröten werden ausgesetzt

Carsten Ascherfeld ist es wichtig, dass Wasserschildkröten nicht als Haustiere gesehen werden. Sie lassen sich zum Beispiel ungern hochheben.

Gerade weil Schildkröten so alt werden, werden sie häufig ausgesetzt. „Niemand muss Schildkröten im Zooladen kaufen, es gibt genug Tiere, die abgegeben wurden.“

Die Gelbwangen-Schmuckschildkröte, eine häufige Wasserschildkrötenart, wird etwa 60 Jahre alt. Sie stammt ursprünglich aus dem Südosten der USA.