witten. . Experten stellten den Zeitplan im Verkehrsausschuss vor. Zum 20 Millionen teuren Mammutprojekt gehört auch ein neuer Kreisel an der Seestraße.
Jahrzehnte gammelten Mühlengrabenbrücke und Herbeder Brücke vor sich hin, während der Verkehr auf der Bundesstraße 226 und der Landesstraße 924 über sie hinweg rollte. Die neue Mühlengrabenbrücke nimmt inzwischen Formen an. Aber auch in Herbede keimt Hoffnung: Dort soll es frühestens Mitte 2021 losgehen. Etwa bis 2024 sollen die Bauarbeiten beendet sein.
Einen genaueren Zeitplan mit Vorplanungen und europaweiter Ausschreibung stellten jetzt die Experten Thomas Schittkowski und Eberhard Zimmerschied vom Landesbetrieb Straßen NRW im Verkehrsausschuss vor. Etwa 20 Millionen wird das Mammutprojekt kosten, das vom Herbeder Kreisel über die dreiteilige Brückenkonstruktion bis zur Ecke Herbeder Straße/Alter Fährweg reicht. Denn es soll auch ein neuer Kreisel auf der Hevener Seite entstehen, um den Verkehr an der bisherigen Ampel Seestraße zu entzerren.
Die markante Omega-Brücke auf Herbeder Seite darf im Zuge der Gesamtplanung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Denn sonst wäre sie ein Engpass geblieben. Schon um ihren Erhalt wurde lang gerungen. „Sie muss aber für den Denkmalschutz sehr genau dokumentiert werden“, betonte Schittkowski.
Ob denn beim neuen Herbeder Brückenzug überhaupt auf Architekturqualität geachtet werde, wollte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger von den beiden Gästen im Verkehrsausschuss wissen. „Das ist bei uns immer Thema. Denn nicht nur die Statik, auch die Optik muss stimmen. Auf jeden Fall werden wir das mit der Stadt absprechen“, betonte Thomas Schittkowski.
Der Herbeder Brückenzug ist ja ein komplexes Gebilde: An die Omega-Brücke schließt zunächst ein Damm, dann eine kleinere Brücke über den Geh- und Radweg an. Dann folgt wieder ein Damm und schließlich die 375 Meter lange Brücke über den Mühlengraben und die Ruhr. Auch die Besitzverhältnisse der an diese Strecke angrenzenden Grundstücke seien komplexer, denn sie gehörten nicht zu Straßen NRW, stellten die Experten klar. Sie würden aber vielleicht auf Zeit benötigt, wenn man den Neubau der Brücke in Parallellage umsetzen würde. Ein solches Bauwerk könne man dann später nach Abriss der alten Brücke einschieben. Auf allen drei Brücken könne es ab 2021 zu Vollsperrungen kommen, meinte Eberhard Zimmerschied. „Aber natürlich ist es unser Ziel, den fließenden Verkehr so wenig wie möglich zu stören“, ergänzte er.
Doch zunächst heißt es für die marode Brückenstrecke: Durchhalten, bis der Neubau kommt. Sie zwischenzeitlich behelfsmäßig nochmal so zu ertüchtigen, dass nach der aktuellen Sperrung für schwerere Lkw doch wieder Verkehr mit größerer Tonnage bis zum Jahr 2021 über diese wichtige Verbindung rollen kann, sei ausgeschlossen, so die Experten. Deshalb sei jetzt eine so genannte Notinstandsetzung geplant. Dazu gehöre, die Stellen zu sanieren, wo sich Risse gebildet haben oder ganze Betonteile abgeplatzt sind. Aber auch das Brückengeländer soll wieder aufgestellt werden. Allein diese Notinstandsetzung koste mehrere hunderttausend Euro.
Löschfahrzeuge kommen im Notfall durch
Und mit 120 000 Euro schlägt allein der Stahlrahmen für den Höhenbegrenzer auf Hevener Seite zu Buche, um Laster über 7,5 Tonnen nicht über die Brücke zu lassen. Wegen langer Lieferzeiten im Stahlbau sei er noch nicht vor Ort. Mit Ketten wird ein rot-weißer Balken in 3,20 Metern Höhe an der Stahlkonstruktion befestigt. „Kommen denn dann im Notfall noch Löschfahrzeuge über die Brücke?“, lautete eine kritische Nachfrage im Verkehrsausschuss.
Die beiden Experten hatten da keine Zweifel. Denn der eigentliche Rahmen sei 4,50 Meter hoch. Wenn ein Wagen von über 3,20 Meter Höhe durchfahre, berühre er zwar den Balken. Aber der gebe nach, weil er an Ketten hänge. Zimmerschied meint: „Wenn man langsam fährt, entsteht kein Schaden. Es geht ja vor allem um Abschreckungswirkung für große Lkw.“
Schon 2015 fuhren Unbefugte über Herbeder Brücke
Laut Statistik von Straßen NRW fuhren bereits im Jahr 2015 täglich 12 104 Fahrzeuge über die Herbeder Brücke.
Davon wurden 288 dem Schwerlastverkehr zugeordnet. Etwa 39 davon hätten die Brücke gar nicht befahren dürfen, weil sie die damals herrschende 28 Tonnen-Beschränkung überschritten.