Witten. . In Äthiopien steht eine Grundschule, die mit Spenden aus Annen erbaut wurde. Die Gesamtschüler sammelten fast 26 000 Euro bei einem Sponsorenlauf.

5800 Kilometer von Annen entfernt gibt es jetzt sozusagen eine zweite Holzkamp-Schule. Mitten in der staubigen Ebene von Bassale im Norden Äthiopiens steht ein rosafarbener Torbogen mit der Aufschrift „Holzkamp Primary School“. Dahinter steht der Flachbau mit vier Klassenzimmern, Bücherei, Büros und der Biotoilette. Wittener Holzkampschüler finanzierten dieses Gebäude mit einem einzigen Spendenlauf. Dabei kamen 2016 25 700 Euro zusammen.

„Jeder der 1150 Holzkampschüler spendete im Schnitt 22 Euro“, sagt Lehrer Bernd Schröder. „Das ist eine Summe, die keinem wehtut. Und das Faszinierende ist: Davon konnte man in Afrika eine ganze Grundschule bauen.“ Was aus ihren Spenden wurde, können die Schüler jetzt auf einer großen Collage aus 450 Fotos im Foyer sehen.

Gebaut mit Wittener Geldern: Die Holzkamp-Grundschule in Bassale. Vorn das hohe Schultor, hinten das Gebäude.
Gebaut mit Wittener Geldern: Die Holzkamp-Grundschule in Bassale. Vorn das hohe Schultor, hinten das Gebäude.

Bernd Schröder hat die Aufnahmen gemacht, als er die Holzkamp-,Filiale’ Anfang März mit drei Schülern und dem pensionierten Kollegen Walter Sander auf dem schwarzen Kontinent eröffnete. Die Collage zeigt neben vielen Kindern die Entwicklung von der Baumschule zur Holzkamp-Grundschule. Es war eine Baumschule fast im wörtlichen Sinne: Im Schatten eines großen Baumes saßen die Kinder auf Steinen vor der einzigen Tafel.

Vier Räume für 500 Schüler

500 junge Äthiopier werden die Grundschule besuchen – die eine Hälfte vormittags, die andere nachmittags. Manche Kinder haben einen Schulweg von zwei bis drei Stunden, den viele sogar barfuß zurücklegen. Für die Wittener Elftklässler Marius Sprang und die Zwölftklässler Robin Tiemann und Jan Siepmann waren das unfassbare Eindrücke. Die deutsche Reisegruppe war eine kleine Sensation.

„Wenn wir in ein Dorf kamen, standen da 200 Kinder und hubelten uns zu“, sagt Jan. „Dankbarkeit ohne Ende“ hätten die Äthiopier gezeigt. Sie waren so gastfreundlich! Es gab Sauerteigfladen – morgens, mittags, abends – mit verschiedenen Dips. „Die Landesküche ist nicht schlecht“, sagt Robin, der auch Schulsprecher der Holzkampgesamtschule ist. Für die Reisekosten der Schüler gab es Zuschüsse von der Bürgerstiftung und dem Partnerschaftsfonds. Alle drei Schüler hätten sich die Reise „regelrecht erarbeitet“, sagt Lehrer Bernd Schröder, weil sie den Spendenlauf mitorganisiert hätten.

Jan, Robin und Marius (v. li.) eröffnen die Holzkamp-Schule.
Jan, Robin und Marius (v. li.) eröffnen die Holzkamp-Schule.

Die drei Jugendlichen sind dankbar dafür, dass sie in ein solches Land reisen durften. Landschaftlich sei Äthiopien toll und unerwartet urwüchsig. Und es tat gut, was aus den Spendengeldern entstanden ist. „Zu sehen, wie glücklich die Kinder über ihre Schule waren, ging wirklich zu Herzen“, sagt Jan.

Die Gesamtschüler denken schon daran, eine weitere Schule zu unterstützen. Sie haben die „Schule“ in dem Dorf Machoni, die nur aus einem Baum und einer Reisig-Hütte besteht, schon besichtigt. Nun gilt es, die Schüler in Annen nochmals zu einem Spendenlauf zu überreden. „Jeder, der einmal die Zustände in Äthiopien gesehen, wird gerne geben“, ist sich Bernd Schröder sicher.

Zusammenarbeit mit Etopia Witten seit 2012

Sponsorenläufe gibt es an der Holzkamp-Gesamtschule schon lange. Der Erlös wird gedrittelt und geht an die Schule, an ein Projekt in Witten (etwa die Ruhrtalengel) und an eines in der dritten Welt. Seit 2012 unterstützen die Gesamtschüler den Verein Etiopia Witten. 2016 gab es die Idee, komplett für Äthiopien zu laufen.

Bei einem Sponsorenlauf erhält ein Schüler je gelaufene 500-Meter-Bahn eine feste Summe. Weil jedes Kind mehrere Sponsoren hat – etwa Eltern, Großeltern, Nachbarn – kommt so schnell eine hohe Summe für den guten Zweck zusammen. Der legendäre 25 000-Euro-Lauf löste einen regelrechten Sponsorenlauf-Boom an Wittener Schulen aus.

Den Verein Etiopia Witten gründete der Wittener Arzt Ahmedin Idris. Mekele ist Partnerstadt Wittens. Die Verwendung der Spendengelder werden von den Wittener Vereinsmitgliedern gut überwacht. Die Kosten für die Schule teilen sich die Gemeinde Bassale, die Äthiopische Entwicklungsgesellschaft und der Verein. Erst wenn Vorleistungen erbracht werden, fließen Spendengelder.