Witten/EN-Kreis. . Innerhalb einer Woche haben sich die Influenza-Fälle im Kreis und in Witten nahezu verdoppelt. Es gibt kaum noch freie Betten in den Kliniken.
723 offiziell gemeldete Grippekranke im Kreis, davon 122 in Witten – die Krankenhäuser wissen kaum noch wohin mit den hoch ansteckenden Patienten. Innerhalb einer Woche hat sich die Zahl nahezu verdoppelt. Krisenstäbe tagen, Infektionsstationen sind voll.
Das Kreisgesundheitsamt mahnt: Notfälle haben Vorrang. Geplante Eingriffe sollen verschoben werden – wenn das medizinisch vertretbar ist.
Momentan könne man noch alle Patienten aufnehmen
Grippale Infekte, die normale Schniefnasen in die Wartezimmer der Wittener Arztpraxen spülen, sind das eine, echte Grippekranke das andere. „Wir haben neun bestätigte Fälle und einige, wo es noch nicht bestätigt ist“, sagt die Verwaltungsdirektorin des Evangelischen Krankenhauses (EvK), Ingeborg Drossel. Auch ihr Haus hat kaum noch freie Betten. Momentan könne man aber alle Patienten noch aufnehmen. Operationen hätten ebenfalls noch nicht verschoben werden müssen, „Stand heute“. Die Infektionsstation sei voll.
Nicht besser sieht es im Marien-Hospital aus, wo zehn Influenza-Patienten liegen und weitere 50 mit teilweise schweren grippalen Infekten stationär behandelt werden. Chefarzt Prof. Dr. Martin Bergbauer: „Wir informieren den Rettungsdienst alle zwei Stunden und das Kreisgesundheitsamt täglich, ob wir weitere Patienten aufnehmen können.“
Die aktuelle Situation sei eine Herausforderung, so Bergbauer, zumal auch Mitarbeiter an Grippe erkrankt sind. Wer frei hat, muss wie am EvK damit rechnen, für erkrankte Kollgen einspringen zu müssen. Dort berät ein Krisenstab aus Ärztlichem Direktor, Pflegedienstleitung und Hygienefachkraft, was zu tun ist. Um Betten freizubekommen, wird etwa geprüft, welche Patienten früher entlassen werden können.
Das EvK hält 24 Betten auf der Infektionsstation vor. Es kann aber auch passieren, dass Kranke auf normalen Stationen liegen – „weil wir gar nicht wissen, dass sie die Grippe haben, wenn sie aufgenommen werden. Wir können ja nicht jeden testen“, sagt Verwaltungschefin Ingeborg Drossel.
Die Grippewelle ist noch nicht abgeebbt. Allein auf die ersten Märztage entfallen kreisweit 224 neue Laborbefunde. Im Vorjahr waren es gerade mal neun Fälle im gesamten Monat. Spitzenreiter ist momentan Hattingen mit 141 Influenza-Fällen, gefolgt von Sprockhövel (135). Witten liegt an dritter Stelle.
Nicht nur Krankenhaus-Mitarbeiter, die mit Infizierten zu tun haben, sind gehalten, sich mit Mundschutz, Kittel und Handschuhen zu schützen. Entsprechend vermummt sind derzeit auch die Mitarbeiter des EN-Rettungsdienstes. Leiter Dr. Michael Laubmeister: „Dies sollte niemanden verunsichern.“ Es gehe nur darum, zu viele krankheitsbedingte Ausfälle unter Notärzten und Rettungssanitätern zu vermeiden.
>>> Plötzlicher Krankheitsbeginn und hohes Fieber sind typische Symptome für die echte Grippe
Typische Symptome der Virus-Grippe sind ein plötzlicher Krankheitsbeginn, hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten, angeschwollene Nasenschleimhaut, Appetitlosigkeit und Übelkeit.
Diese Symptome können nach einer Ansteckungszeit von wenigen Stunden bis Tagen auftreten. Allenfalls im Anfangsstadium können Influenza-Patienten laut Ev. Krankenhaus noch mit dem Mittel Tamiflu behandelt werden