Witten. . Seit einigen Jahren führt Christel Albers durch die Zeche Nachtigall. Für Kinder hat sie sich ein besonderes Programm ausgedacht.
Wenn Stimmung im Stollen ist, kann man sicher sein: auf Zeche Nachtigall findet gerade eine Kinderführung statt. Nicht selten ist es Christel Albers, die mit den Kleinen durch die Gänge zieht. Im Gepäck hat sie neben witzigen Anekdoten einen Maulwurf namens Mauli oder ein Geleucht namens Öli, die selbst Geschichten aus dem Bergbau erzählen.
Die pensionierte Lehrerin übernimmt als Hobby für das Stadtmarketing und das Industriemuseum Gästeführungen. Vor zirka acht Jahren hatte die 67-Jährige sich auf eine Zeitungsanzeige beworben. Damals war ihr nicht klar, dass „Bergbauspezialisten“ gesucht werden.
„Dann habe ich mich unheimlich reingekniet. Habe viel gelesen und bin selbst zweimal eingefahren, auf Auguste Victoria und Prosper Haniel.“ Unter Tage zu sein, habe sie unheimlich beeindruckt. Mit Fachfragen hat sie einstige Kumpel gepiesackt und vieles habe sie von Besuchern gelernt. „Mich haben ehemalige Bergleute angesprochen als ich die Schüppe in Form eines Frauenpos erklärt habe. „Nee, nee Mädchen. Dat is unser Weiberarsch“, sagten die. Und seitdem verwendet sie den derben Begriff. Die Kinder lachen am meisten über diese Wörter – Weiberarsch, Arschleder oder der Scheißkübel.
Dabei sind Kinderführungen eher schwierig, weiß „Kumpel Christel“: Erwachsene Stollenbesucher seien interessiert und ruhig. Einer Klasse hibbeliger Grundschüler müsse man immer wieder etwas bieten, damit das Interesse nicht nachlässt. Zwei Kinder werden erstmal angekleidet: in die Variante „Bergmann zu Opas Zeiten“, mit alter Jacke und Kappe und als Kumpel mit Helm und Schutzkleidung. Dann holt Christel Albers ihre Handpuppe heraus. „Glück auf, mein Name ist Mauli“, sagt der. Warum ein Maulwurf? Er habe den Menschen geholfen – sie gruben dort nach Kohle, wo die Hügel schwarz vom Kohlenstaub waren – ein Zeichen für ein Flöz.
Wittener Schulen buchen selten Führungen
„Ich frage immer viel und habe mir ein eigenes Programm ausgedacht“, verrät die 67-Jährige. Erstaunlich sei: Es gibt Schulklassen, die sehr gut informiert sind und manche, „die wissen höchstens, dass Kohle schwarz ist“. Gebucht werden die Führungen oft von Klassen aus den Nachbarstädten. „Die Wittener machen von dieser Möglichkeit wenig Gebrauch.“
Sie lässt die Kinder Dinge anfassen, auch den „Westfälischen Frosch“, die Grubenlampe. Manchmal erzählt „Öli“ auch selbst, von der staubigen Arbeit, die die Männer krank machte. So sehr, dass sie immer husten mussten und als Rentner den Tag am offenen Küchenfenster verbrachten, den Oberkörper auf ein Kissen gestützt. Und wenn das Fenster geschlossen blieb, war der Bergmann oft gestorben, „weg vom Fenster“.
Zu guter Letzt lässt Christel Albers die ganze Gruppe „Glück auf“ schreien – so laut es geht. Und das Steigerlied müssen die Kurzen singen, Strophe eins und sieben. Wer letztere nicht kennt, hier der Text:
„Wir Bergleut sein
kreuzbrave Leut.
Denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
und saufen Schnaaaaaaaps
und saufen Schnaps!“
>> Viele Touren führen durch den Stollen
Es gibt viele Gästeführer, die durch die Stollen der Zeche Nachtigall führen. „Jeder macht das auf seine eigene Art, aber jeder gut“, sagt Christel Albers.
Kinderführungen bieten das Stadtmarketing und das Industriemuseum Zeche Nachtigall an. Zum Beispiel das Kindergeburtstagsprogramm „Kinder heizen ein“ oder für Klassen die Tour „Der Schatz der Bergleute“.