Witten. . Düsseldorfer Maler und Grafiker Werner Reuber stellt im alten Ritterhaus aus. Er zeigt Aquarelle und Holzschnitte. Kuratorin freut sich.

Es kommt nicht oft vor, dass ein Meisterschüler von Gerhard Richter bei Britta Koch anklopft und fragt, ob er nicht mal in Haus Herbede ausstellen könne. Umso erfreuter war die künstlerische Leiterin der Galerie, als Werner Reuber genau das tat. Zeitlich passte es auch: Sehr kurzfristig konnte die Ausstellung organisiert werden, die jetzt am Sonntag eröffnet wird. Britta Koch ist stolz: „Das ist ja schon ein großer Name und eine Ehre für uns – ich freue mich sehr.“ Der Künstler hingegen gibt das Kompliment bescheiden zurück: „Ich mich auch!“

Das Gebäude und die Ausstellungsräume hätten ihn sehr beeindruckt und gereizt, so Reuber. In Herbede ist der 70-Jährige nun zum ersten Mal zu Gast, in Witten ist er jedoch kein Unbekannter. Schon 2005 stellte er im Märkischen Museum aus.

Künstler zeigt unterschiedliche Bereiche seines Schaffens

Diesmal zeigt der Düsseldorfer Arbeiten aus den letzten 25 Jahren. Zu sehen sind zwei ganz unterschiedliche Bereiche seines Schaffens – Aquarelle und Holzschnitte. „Auf Malerei steh’ ich im Moment nicht so“, erklärt der Künstler schmunzelnd seine Auswahl.Die Besucher werden sie nicht vermissen: So viel gibt es zu betrachten, zu entdecken, zu bestaunen.

Gleich im ersten Raum hängen drei farbige Holzschnitte. Sie zeigen Menschen – zwei Frauen, einen Engel – und sind mit zwei mal ein Meter ungewöhnlich groß. „So was in dem Format gibt es selten“, so Britta Koch. Nicht ohne Grund: Sie zu machen sei „richtig Maloche“, sagt Reuber lächelnd. Da schaffe er den Druck nicht allein. „Mal hilft mir ein Student, mal muss auch meine Frau mit ran.“

Reuber liebt Holzschnitte

Trotz der Anstrengung: Reuber liebt Holzschnitte von Jugend an – gerade wegen der Anstrengung. „Ich mag es, gegen den Widerstand des Materials zu arbeiten“, erklärt er. Und das kauft er nicht im Künstlerbedarf, sondern sucht es sich im Sperrmüll zusammen. Oft sind es alte, ausgemusterte Schrankrückwände, in die Reuber seine Gestalten schnitzt. Auf den Drucken lassen sich die Gebrauchsspuren häufig noch erkennen: Nägel in den Platten, Kratzer und abgeplatzte Stellen geben den Bildern eine einzigartige Struktur.

Vernissage mit Künstlergespräch

Die Ausstellung „Werner Reuber – Aquarell und Holzschnitt“ wird am Sonntag (4. März) um 11 Uhr in Haus Herbede, Von-Elverfeldt-Allee 12, eröffnet. Die Begrüßung übernimmt Volker Marquaß, es folgt ein Künstlergespräch mit Britta Koch.

Die Ausstellung ist bis zum 25. März zu sehen: Mi, Fr, Sa 16-18, So 11-17 Uhr.

Reuber schätzt die starke Präsenz der Holzschnitte. An den mächtigen Gestalten auf dem dunklen Hintergrund kann man nicht vorbeisehen: Kantige Wesen, in sich gekehrt mit ernsten Gesichtern. „Ich mag, dass sie nicht so gefällig sind wie die Aquarelle.“ Die Themen aber sind die selben – egal ob kraftvoll ins Holz geschnitten oder zart auf Papier getupft: Reuber geht es immer um den Menschen, um Männer und Frauen, um Beziehungen, um Erotik. Wobei: „Ich halte mich da inzwischen ein wenig zurück – ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen.“

So lassen sich in Herbede zwar ein paar Nackte entdecken. Aber auch mystische Motive, witzig-ironisches wie ein Mann mit einem Ohrwurm etwa und immer wieder: Birken. „Die sind ein tolles Gestrüpp“, sagt Werner Reuber und erzählt von seiner Kindheit in Essen, wo die Bäume auf den Halden wuchsen. Warum sie nun auf seinen Bildern wuchern? „Sie gelten als Symbol der Liebe.“ Und um die geht es bei Männern und Frauen ja oft.