Witten. . Ein Kamerateam begleitet Siegfried Boldt beim Spaziergang. Der 64-Jährige hat dem Sender einen Bericht über Herbede vorgeschlagen.
So einfach kann man Werbung für seinen Heimatort machen: Siegfried Boldt bewarb sich beim WDR für die Serie „Lieblingsort“, Teil der Nachmittagssendung „Hier und Heute“. Am Dienstagabend dann wurde der Ortsvereinsvorsitzende des Sozialverbands VdK beim Spaziergang durch das Dorf gezeigt.
Gefilmt wurde über mehrere Stunden am 14. Februar. Bei Sonnenschein und blauem Himmel zeigt sich Herbede von seiner Schokoladenseite. Siegfried Boldt und Reporterin Sandra Jozipovic laufen über den Platz an der Schmiede, betrachten eine Kunstausstellung in Haus Herbede, spazieren rund um die Ev. Kirche und die Meesmannstraße entlang, genießen den Ausblick über das Ruhrtal vom Ehrenmal aus und gehen schließlich auf ein Pils in die Stadtschänke. Leider wurden die Dreharbeiten im Lokal „Am Pütt“ herausgeschnitten, bedauert Boldt. Lieblingsplätze hat er in Herbede offenbar viele, vor allem hat er eine Botschaft: „Das war alles mal dreckiger Ruhrpott“, schwärmt Boldt vor Fachwerkkulisse. „Und nun ist es das herrliche Herbede.“
Idee kam beim Abendbrotmachen
Thema in dem Beitrag ist auch die eigene Geschichte des 64-Jährigen, der 1989 aus der ehemaligen DDR nach Herbede kam, eigentlich immer zurückwollte – und längst am Rande des Ruhrpotts eine neue Heimat gefunden hat.
Eher zufällig hatte Siegfried Boldt beim Abendbrotmachen die „Lieblingsort“-Serie entdeckt. Er schrieb eine E-Mail an den Sender und bekam am nächsten Tag direkt eine Zusage. „Da habe ich richtig gestaunt. Ich habe mich schon tausend Mal bei ,Wer wird Millionär beworben’, ohne Rückmeldung.“ Auch seine Bewerbungen für verschiedene Quizsendungen wurden bislang ignoriert. Aber mit Herbede konnte er wohl punkten.
Die Dreharbeiten empfand er als anstrengender als gedacht. „Ich musste vier Stunden am Stück reden.“ Der Ton wird anschließend über verschiedene Szenen gelegt, in denen Boldt herum läuft, aber stets die Lippen bewegt.
Der jungen Reporterin erschließt sich die Schönheit Herbedes nicht von Anfang an: „Jetzt liegt ja Herbede im Ruhrgebiet, ist nicht unbedingt so ein malerisches Dorf“, sagt sie, und Boldt hakt ein – doch, Herbede habe sehr wohl malerische Ecken – und sei praktisch. Alles im Dorf sei ebenerdig und fußläufig zu erreichen, „die Berge im Hintergrund und den Kemnader Stausee vor sich“. Er lobt, dass die teils hochkarätigen Ausstellungen in Haus Herbede frei zugänglich und kostenlos seien. Welcher Ort könne so etwas schon bieten?
Die Reaktionen der Herbeder nach der Ausstrahlung seien positiv gewesen, meint der 64-Jährige. Nur er war ein wenig verunsichert: „Ich habe mich seit langem mal wieder von hinten gesehen. Mein Gott, hab’ ich ein breites Kreuz.“