. Wie entsteht eigentlich ein Porträt? Künstlerin Caroline von Grone malt ihre Modelle im Märkischen Museum – und jeder kann dabei zuschauen.

Wie entsteht ein gemaltes Porträt?Am praktischen Beispiel konnten dies Besucher des Märkischen Museums erleben. Über drei Tage hatte dort im Foyer die Hamburger Künstlerin Caroline von Grohe ihre Staffelei aufgestellt und porträtierte an jedem Tag ein anderes Modell. Besucher konnten zuschauen und ihre Serie „Double Reflections“ im Museum besuchen.

Konzentriert bei der Arbeit: Caroline von Grone erstellt das Porträt von Hilke Arndt in herbstlichen Rottönen – den Lieblingsfarben des Modells
Konzentriert bei der Arbeit: Caroline von Grone erstellt das Porträt von Hilke Arndt in herbstlichen Rottönen – den Lieblingsfarben des Modells

Während der Live-Malerei erstellte die Künstlerin weitere Werke zu dieser Serie. Dabei verfolgt sie eine Grundidee: Sie will herausfinden, ob es Unterschiede gibt, wenn ein Porträt nur anhand eines Fotos oder anhand eines Modells erstellt wird. Somit entstehen immer zwei Bilder der gleichen Person, die man vergleichen kann.

Stephan Baumkötter, ein Künstler, der selbst im Museum ausstellt, saß am Donnerstag für sieben Stunden auf dem kleinen Hocker im Foyer. Zuvor hatte die Künstlerin etwa drei Stunden gebraucht, um eine Skizze von ihm anzufertigen. Dabei konzentriert sich von Grone lediglich auf die wichtigsten Umrisse im Gesicht. Für die Künstlerin hat Stephan Baumkötter nach Fertigstellung des Modellporträts einen traurigen Blick. Die Mundwinkel sprechen jedoch eher für ein leichtes Schmunzeln. „ Ich habe die Linie am Mund nur leicht nach oben gezogen. Das verändert eine Person unglaublich“, sagt sie.

Betrachtet man beide Bilder am Ende nebeneinander, sind in der Wangenpartie große Unterschiede zu erkennen. Diese wirkt beim Modellporträt viel schmaler. Nasen und Augenpartien hingegen sind bei beiden Porträts oft gleich. „Auf der Skizze sind die Personen meist nur grob zu erkennen. Bei dem Modellporträt fällt dem Betrachter die Identifikation viel leichter.“

Die farbigen Porträts entstanden mithilfe „lebender“ Modelle. Grundlage für die Skizzen sind Fotos.
Die farbigen Porträts entstanden mithilfe „lebender“ Modelle. Grundlage für die Skizzen sind Fotos.

Die Porträts vom „lebenden“ Modell wirken wesentlich persönlicher. „Wenn eine Person vor mir sitzt und ich sie porträtiere, kann ich ihre Haltung mit einbringen“, sagt von Grone. In ihren Werken will sie nicht nur die Person in einem Moment einfangen, sie geht auch der Frage nach: „Wie steht das Modell dem Leben gegenüber?“

Hilke Arndt war am Freitag das zweite Modell für die Hamburger Künstlerin. Mit ständigem Blick zum Modell malt von Grone, mischt ihre Ölfarben auf der Palette und unterhält sich gleichzeitig mit Hilke Arndt. „Ich komme zur Ruhe, wenn ich so lange male“, sagt die Künstlerin. Bewegen darf sich das Modell auf dem Hocker, jedoch muss die Nasenrichtung immer stimmen.

Besucher des Museums und der Bibliothek stören von Grone nicht. „Sie merken, wenn ich hochkonzentriert arbeite, und sprechen mich auch nicht an.“ Wichtig sei es ihr, dass die Leute nachvollziehen, wie ein Porträt entsteht. Malerin Beate John und Kunsthistorikerin Anke Schmich sind extra zum Zuschauen ins Museum gekommen. „Ein Porträt ist die Königsdisziplin der Malerei“, sagt Schmich. „Es ist nicht nur das Abbild einer Person, sondern auch dessen Charakter.“

>> Werke bis 15. April zu sehen

Die Ausstellung „Möglichkeiten von Malerei“ kann noch bis zum 15. April im Märkischen Museum besucht werden. Caroline von Grone zeigt dort Arbeiten aus ihrer Porträt-Serie „Double Reflection“, für die in den letzten Tagen in Witten Werke angefertigt wurden.

Der Eintritt in die Ausstellung beträgt 4 Euro pro Person.