Witten. . In Witten gab es verglichen mit dem Bezirk Bochum mehr Unfälle mit Kindern und Senioren. Schwerpunkt war die Kreuzung Ardey- / Pferdebachstraße.

Die gute Nachricht ist: Nirgends im Land ist man auf den Straßen sicherer unterwegs als im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum. Die schlechte: Die Stadt Witten, die zu diesem Einzugsbereich gehört, tanzt statistisch mit ihren Verkehrsunfallzahlen ein bisschen aus der Reihe. Grund sind steigende Unfallzahlen bei Kindern und Senioren.

Während die Zahl der verunglückten Kinder präsidiumsweit mit den Städten Bochum, Witten und Herne im vergangenen Jahr nur leicht von 122 auf 127 stieg und die der verunglückten Senioren sogar von 217 auf 216 sank, gab es in Witten in beiden Bereichen ein deutliches Plus. Statt 21 Kinder (2016) verunglückten im letzten Jahr 32. 20 von ihnen waren aktiv am Unfall beteiligt, zwölf passiv – etwa als Beifahrer. Die Zahl der verunglückten Senioren stieg in Witten von 35 auf 42.

„Die Situation ist also nicht dramatisch“

Unterm Strich schneide aber auch Witten gut ab, versicherte Polizeidirektor Uwe Bogumil bei der Vorstellung der Zahlen am Freitag. „Hätte Witten eine eigene Statistik, käme die Stadt immer noch landesweit auf den dritten Platz – die Situation ist also nicht dramatisch.“ Der Gesamtbezirk landet zum elften Mal in Folge sogar auf Platz 1 landesweit. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einem Unfall verletzt wird oder gar stirbt, ist nirgends in NRW niedriger als bei uns“, erklärte Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier. Das mache sie sehr stolz. Es sei aber nicht allein der Verdienst der Polizei. „Das können wir uns nicht allein auf die Fahnen schreiben, es ist vielmehr das Ergebnis einer guten und engen Netzwerkarbeit mit den Kommunen.“

Im Gespräch mit den Städten könne man so frühzeitig auf mögliche Unfallschwerpunkte schauen und gleich entsprechend handeln – indem dort etwa die Verkehrsführung geändert wird. So wie es jetzt etwa im Bereich der Kreuzung Ardey-/Pferdebach-/Johannisstraße geplant sei.

Wahrscheinlich wird es eine Abbiegerampel geben

Dort hatte es im letzten Jahr sechsmal gekracht. Jedes Mal wurden dabei Menschen verletzt, drei davon schwer. Damit ist diese Kreuzung Wittens Unfall-Schwerpunkt Nummer eins. Weil ein Großteil der Unfälle beim Linksabbiegen passierte – die Beteiligten übersahen den Geradeausverkehr –, werde nun im Zuge der bevorstehenden Sanierung der Pferdebachstraße überlegt, wie der Knotenpunkt entschärft werden kann. „Wahrscheinlich wird es eine Lösung mit einer Links-Abbiegerampel geben“, sagte Polizeihauptkommissar Ralf Böhm.

Zu einem tragischen Unfall kam es im August im Bereich Bebelstraße / Friedrich-Ebert-Straße
Zu einem tragischen Unfall kam es im August im Bereich Bebelstraße / Friedrich-Ebert-Straße

Deutlich schwieriger sei die Situation an der Einmündung Annenstraße/Bebelstraße, die schon in den vergangenen Jahren Thema in der Statistik war. Dort gibt es immer wieder Vorfahrtsunfälle. „Aber wenn wir eine Ampel aufstellen würden, käme es durch den Bahnübergang zu anderen gefährlichen Situationen“, erklärte Böhm. „Hier wird eine Lösung schwer.“

„Da denkt man, das darf doch alles nicht wahr sein“

„Besonders tragisch“ nannte Polizeihauptkommissar Dirk Dallig bei der Vorstellung der Statistik zur Verkehrssicherheit den einzigen tödlichen Unfall, der sich im vergangenen Jahr auf Wittener Stadtgebiet ereignete. Im August war eine 57-jährige Fußgängerin im Bereich der Kreuzung Bebelstraße / Friedrich-Ebert-Straße in Annen beim Überqueren der Fahrbahn vom Wagen einer 39-Jährigen erfasst worden. Sie wurde schwer verletzt, starb dann im Krankenhaus.

Es sei zwar noch ein schwebendes Verfahren, doch es gebe Hinweise, dass die Frau auf der Fahrbahnmitte im Sichtschatten der Autofahrerin stand. Das seien unglückliche Umstände. „Da denkt man sich, das darf doch alles nicht wahr sein“, so Dallig. „Ein paar Sekunden früher oder später losgegangen – und alles wäre gut.“

Autobahn-Unfälle finden sich nicht in der Statistik

Die Wittenerin ist eine von sieben Unfalltoten im Jahr 2017 – acht wären es eigentlich, doch ein Bochumer, der erst nach über 30 Tagen an den Folgen eines Unfalls starb, fällt aus der Statistik. Übrigens ebenso wie die Fälle, die sich als internistischer Notfall herausstellten oder die sich nicht im öffentlichen Verkehrsraum (sondern in der U-Bahn) ereigneten. Auch Unfälle auf der Autobahn finden keinen Eingang in diese Statistik.

Auffällig in der Auswertung der Jahreszahlen: Die Unfälle, die von jungen Erwachsenen (zwischen 18 und 24) verursacht wurden, wurden zwar weniger – 221 waren es im Bezirk 2017, im Jahr davor 244. Dennoch ist diese Altersgruppe mit 14,77 Prozent der Unfälle immer noch überproportional häufig an Unfällen mit Verletzten schuld, denn ihr Anteil an der Bevölkerung liegt nur bei 8,5 Prozent. Zum Vergleich: Senioren verschuldeten 16,62 Prozent der Unfälle mit Personenschaden, sie stellen knapp 22 Prozent der Bevölkerung.

Abhauen lohnt sich nicht

Und noch ein (erfreulicher) Ausreißer in der polizeilichen Statistik: Die Aufklärungsquote nach Unfällen mit Personenschaden, bei denen sich der Schuldige anschließend aus dem Staub machte, ist in Witten von gut 63 auf rund 93 Prozent gestiegen, im gesamten Polizeibezirk sind es immerhin noch 85 Prozent. Zu diesem großen Erfolg habe auch die Fahndung in sozialen Netzwerken beigetragen. „Erst jetzt ganz aktuell haben wir wieder einen Fall, in dem der Verursacher auf diese Weise ermittelt werden konnte“, so Polizeidirektor Uwe Bogumil.

Jedem, dem so etwas passiere, könne er nur dringend ans Herz legen: „Verlassen Sie nicht die Unfallstelle!“ Es lohne sich nicht. „Wir erwischen ja doch fast alle – und dann sind die Folgen deutlich schlimmer.“

>>>INSGESAMT GAB ES 318 VERLETZTE

Insgesamt gab es in Witten im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen 318 Verletzte, 70 davon waren schwerverletzt.

125 der Verunglückten waren Autofahrer, 64 Fußgänger, 59 Radfahrer und 62 Zweiradfahrer. Die Zahl der Verkehrsunfälle durch Alkohol sank im Jahr 2017 von 49 auf 37.