Schulbegleiterin hat ihr Büro gegen den Klassenraum getauscht. 41-jährige unterstützt Jungen mit Asperger-Syndrom nicht nur im Unterricht.
Vor drei Jahren hat Nina von Glembotzki den Arbeitsplatz getauscht – Schreibtisch, Computer und ständigen Termindruck im Büro gegen niedrige Stühlchen, Kinderlärm und das kleine Einmaleins. „Noch nie war ich im Beruf so glücklich wie jetzt. Druck und Stress sind einfach weg“, freut sich die 42-Jährige Schulbegleiterin. Dabei ist es nicht einfach, Jan (Name geändert) im Unterricht bei der Stange zu halten. Sein Asperger-Syndrom, eine Autismus-Variante, macht es ihm schwer, dem Unterricht zu folgen und Aufgaben zu verstehen.
„Er ist ein intelligentes Kind, aber er folgt lieber seinen eigenen Impulsen und Gedanken. Dazu hat er eine Sprachverzögerung, weil er früher drei Jahre lang gar nicht gesprochen hat. Ich muss ihn immer wieder dazu anhalten zuzuhören und ihm helfen, die Arbeitsaufträge für sich zu sortieren“, beschreibt Nina von Glembotzki ihre Aufgabe. Seit der Einschulung vor zweieinhalb Jahren ist sie fester Teil von Jans Klasse und hat einen guten Draht zu allen Kindern. „Der Junge wurde erst für schwer geistig behindert gehalten, weil er nicht sprach. Und jetzt hat er sich so toll entwickelt. Die anderen Kinder in der Klasse gehen offen auf ihn zu. Er verabredet sich jetzt auch mal zum Spielen.“ Die Arbeit in der Schule erlaubt der Mutter von zwei Kindern, Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bringen. Denn in der Offenen Ganztagsschule kommt Jan nachmittags allein klar.
Verantwortung ist sehr groß
Nina von Glembotzki ist eine von 60 Schulbegleitern, die aktuell bei der aqa gGmbH, einer Tochtergesellschaft der Awo Ennepe-Ruhr, beschäftigt sind. In allen Städten innerhalb des EN-Kreises unterstützen sie vor allem in Grundschulen Kinder und Jugendliche, die den Schultag nicht alleine bewältigen können. „Unsere Schulbegleiter helfen ihnen da, wo es nötig ist – im Unterricht, in den Pausen und auf Klassenfahrten“, erklärt Katrin Wohlfahrt, Koordinatorin des aqa-Schulbegleiterdienstes.
Als Kontaktperson ist es ihre Aufgabe, Kinder und Schulbegleiter so zusammenzubringen, dass es „gut passt“. Schließlich sind Schulbegleiter und Schulkind täglich ein Team. Wo es möglich ist, hilft ein Schulbegleiter auch mal mehreren Kindern in einer Klasse.
Wer Mädchen und Jungen im Schulalltag unterstützt, übernimmt große Verantwortung für ihre seelische wie auch schulische Entwicklung. Vorrangig eingestellt werden bei der aqa Bewerber aus pädagogischen Berufen oder Absolventen der „Qualifizierung für Schulbegleiter“, die die Awo EN regelmäßig anbietet. „Dort vermitteln wir wichtiges Grundwissen, das für die anschließende Arbeit in der Schule wichtig ist“, erklärt Rolf Kappel, Geschäftsführer der aqa.
Für die Qualifizierung hat sich auch Nina von Glembotzki kurzerhand entschieden, als ihr die Hektik in ihrem kaufmännischen Bürojob die Nerven raubte. „Das ist eine gute Grundlage für die Arbeit in der Schule. Schließlich muss man zum Beispiel auch mit Gefühlsausbrüchen der Kinder umgehen können“, sagt sie und ist froh, dass ihr die Qualifizierung auch Mut gemacht hat, noch mehr zu lernen. Sie studiert jetzt Heilpädagogik, um auf dem neuen Berufsweg noch weiter voranzukommen.