Witten. . Das leichte Bevölkerungswachstum der letzten Jahre setzt sich nicht fort. Witten hat wieder unter 99.000 Einwohner. Die Geburtenrate steigt aber.

Witten schrumpft wieder. Nach drei Jahren eines zaghaften Bevölkerungswachstums war die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr erstmals wieder rückläufig. Dabei wurde auch die Grenze von 99 000 Bürgern wieder unterschritten. 98 753 Wittener waren Silvester 2017 bei der Stadt mit erstem Wohnsitz gemeldet. Das waren 269 Bürger weniger (minus 0,3 Prozent) als zwölf Monate davor: Am 31. Dezember 2016 waren 99 022 Wittener registriert. Das war die Höchstmarke der letzten Jahre.

Ausschlaggebend für das Wachstum seit 2014 war an erster Stelle die Zuwanderung. Im großen Flüchtlingsjahr 2015 machten in der Statistik 6059 Zuzüge 4786 Fortzüge mehr als wett. Der sogenannte Wanderungsgewinn lag per Saldo bei 1273 Neubürgern, 2016 waren es noch 900, die entsprechende Zahl für 2017 liegt noch nicht vor. Gerd Germakowsky, Leiter der Wittener Statistikstelle, geht aber von einem weiteren Rückgang des Wanderungsgewinns aus.

Wanderungsbilanz und „Sterbeüberschuss“

Die Wanderungsbilanz schlägt auch nicht voll auf die Einwohnerzahl durch. Sie wird noch mit den Geburten und Sterbefällen verrechnet. Hier verzeichnet Witten bereits seit Jahrzehnten einen jährlichen „Sterbeüberschuss“: In den letzten zehn Jahren wurden konstant zwischen 450 bis 550 mehr Todesfälle als Geburten gezählt.

Dabei verfestigt sich aber ein Trend, den man auch in der Region und deutschlandweit beobachten kann. „Ich finde es ziemlich erfreulich, dass wir einen weiteren Geburtenanstieg haben“, sagt Germakowsky. Die Zahl der Wittener Geburten war schon bis 2016 kontinuierlich auf 800 geklettert. Für 2017 rechnet der Statistiker mit „um 850“. Das habe auch, aber nicht nur, mit der Zusammensetzung der Bevölkerung zu tun. „Die Geburtenrate ist bei Nichtdeutschen etwas höher als bei Deutschen.“

Höhere Geburtenrate sei allgemeinder Trend

Die Zahl der Wittener mit anderem Pass ist 2017 – gegen den rückläufigen Gesamttrend – weiter gestiegen. 11 389 ausländische Mitbürger waren Ende 2017 gemeldet, 11 202 waren es 2016. Die Ausländerquote stieg von 11,3 auf 11,5 Prozent.

Für den Geburtenanstieg sei der höhere Ausländeranteil aber nicht der alleinige Grund, so Germakowsky. „Die höhere Geburtenrate ist ein allgemeiner Trend, der auch die deutschen Frauen betrifft.“ Obwohl die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter insgesamt sogar rückläufig sei, „scheint der Wunsch wieder stärker in Richtung Kind zu gehen“. Ablesen lässt sich das auch an anderer Stelle: Die Zahl der unter Dreijährigen steigt in den letzen Jahren ebenso konstant wie die Zahl der Drei- bis Fünfjährigen.

Amtlich ist die Zahl von IT NRW

Mit dem Rückgang insgesamt entfernt sich Witten auch wieder von der Marke von 100 000 Einwohnern. Dabei gilt: Die Stadt arbeitet hier mit ihrem Melderegister und den Zu- und Abgängen und geht davon aus, dass diese Zahlen genau und zutreffend sind. Die amtliche Zahl, die maßgeblich für den offiziellen Großstadtstatus und damit auch für Geldzuweisungen des Landes ist, ist die von „IT NRW“.

Das frühere Statistische Landesamt legt den Zensus 2011 zugrunde, eine Stichprobe, die es seitdem mit Daten der Bevölkerungsentwicklung fortschreibt. Die aktuellste amtliche Zahl von IT NRW für Witten: 96 781 Einwohner zum 31. Dezember 2016.