Witten. . Buche an Steinstraße war von Bakterien befallen. Fällung mit modernem Gerät. Anwohner verfolgten Geschehen mit etwas Wehmut.

Hektisch winkt der Forstarbeiter zu den Autofahrern: „Ja, ihr könnt hier schnell passieren.“ Die Steinstraße bleibt an diesem kühlen Morgen weiterhin befahrbar. Und dass, obwohl hier eine stämmige wie hohe Buche gefällt wird.

Einet der Vorteile der neuen Technik, die dabei zum Einsatz kommt: Ein sogenannter Teleskop-Radlader. Mit einem Kran werden die 300 Kilo schweren Greifarme an die dicken Äste herangeführt. „Ich muss das natürlich berechnen, wie viel der heben kann“, sagt Nik Kaefke, der das schwere Gerät steuert. Das sei aber trotzdem vorteilhaft: „Ich kann das Stammholz dann einfach greifen und von oben herunter holen“, so der Inhaber der Firma Forest N.K., die im Auftrag der Stadt Witten die Fällung vornimmt.

„Es soll eine Erleichterung für die Leute sein“

Sobald die Greifarme in der Verästelung zupacken, fährt eine kleine Säge raus. Dann können die Äste langsam mit dem Kran abgelegt werden. Keine Gefahr, das etwas in den Verkehrsbereich fällt. Der Rest wird klassisch geregelt: Sind die Äste am Boden zu groß, wird noch mal eine Kettensäge angesetzt. Bevor das Holz in den Drescher geworfen und als Sägemehl ausgespuckt wird. Innerhalb weniger Stunden soll der Stamm dann gefällt sein, so der Plan von Kaefke und seinen zwei Kollegen. Von der effizienten Technik sind sie schließlich überzeugt: „Es soll eine Erleichterung für die Leute sein.“

Auch Anwohner stehen an diesem Morgen an der Steinstraße und schauen zu, wie der Greifarm die Verästelung kleinknipst. Unter ihnen ist auch Christian Ebner. Seit 1977 wohnt der Wittener in dem Haus, vor dem diese Buche steht. Entsprechend viele Anekdoten hat er zu erzählen. Eine Geschichte ist von einer alten Nachbarin überliefert: „Die Familie, die hier früher wohnte, hatte einen Metallgroßhandel“, erzählt Ebner. Und zu Kaiserreichszeiten pflegten sie beste Kontakte zu jener Firma, die wiederum Zeppeline herstellen ließ. Im Jahr 1911 kreuzte dieses damals innovative Luftfahrzeug über Witten, so die Legende. Genau dort, wo heute der Baum gefällt wird, rekonstruiert Ebner: „Da hat der Zeppelin zur Begrüßung mit dem Heck gewackelt.“

Das war vor über hundert Jahren. Der Baum stand da bereits. Doch die Buche ist von Bakterien befallen. „Das ist ein bisschen schade, aber da kann man nichts mehr machen“, meint Gisela Kneußel, die Eigentümerin des Hauses. Aber sie hat bereits Pläne, einen neuen Baum einzupflanzen: „Wahrscheinlich kommt wieder eine Buche hierhin.“ Für die nächsten hundert Jahre.