Witten. . Viertes Werkstatt-Treffen zur Stadtentwicklung drehte sich um die City. Bürger beklagen Leerstände, fehlende Angebote und zu wenig Gestaltung.

Die roten Aufkleber an der Stellwand am Eingang verrieten gleich vieles über den kommenden Abend. Sieben Punkte waren für eine negative Veränderung der City vergeben worden, drei für keine – und nur drei für eine positive Entwicklung. Das heißt: Das Interesse an der Bürgerwerkstatt zum Thema City war eher mau. Und die meisten, die kamen, sehen die Innenstadt auf einem ziemlich schlechten Weg.

City schneidet besonders schlecht ab

Nur knapp 20 Besucher waren am Donnerstagabend ins ehemalige Café Leye gekommen. 20 von 1730 Einwohnern, die dieser untersuchte Bereich umfasst, wie Dirk Ruß, von der Dortmunder „Planungsgruppe Stadtbüro“ zu Beginn der Veranstaltung erläuterte. Ihre negative Einschätzung der Innenstadt deckte sich mit den bisherigen Ergebnissen der Online-Befragung: Auch da habe die City deutlich am schlechtesten abgeschnitten, so Ruß. Es gebe zu viele Leerstände, so lautet die Klage. Es fehlt an Fachgeschäften, an Sauberkeit auf den Straßen und an einer attraktiven Gestaltung – etwa mit Blumen.

Die gleichen Themen brachten auch die Werkstatt-Besucher auf den Tisch: Vor allem bei den vielen Leerständen in der unteren Bahnhofstraße müsse sich etwas tun, so der Tenor. Doch das ist gar nicht so einfach, wie Inge Nowack vom Stadtmarketing erklärte: Viele der Ladenlokale dort seien veraltet, hätten zu kleine Fensterfronten. „Sie entsprechen nicht mehr den Ansprüchen der Händler“, so Nowack. Mit Blick aufs Novum könne sie sagen: „Einen Promarkt etwa kriegen sie da nicht rein.“

Mischung von Wohnen und Arbeiten

Aber vielleicht kleine Start-ups? Oder Coworking-Spaces – also Gemeinschaftsbüros zum kreativen Austausch? Dafür plädierte Dirk Steimann. Es sei zu kurz gesprungen, wenn man sich nur mit dem Einzelhandel beschäftige, so der Leiter des Kulturforums. Sinnvoller sei es, auf eine Mischung von Wohnen und Arbeiten zu setzen, Dienstleistungen anzubieten und Freizeitangebote zu machen.

Doch es ist gar nicht so einfach, Start-ups in die Stadt zu holen. Das berichtete Christan Kolb von der Gründungsinitiative der IHK. Der Versuch, kleine, neue Läden mit günstigen Konditionen zu locken – ein Euro pro Quadratmeter Miete, und das für sechs Monate – sei gescheitert. Nicht ein einziger Händler habe sich bislang auf diesen Test-Ballon eingelassen.

Lieber Wohnraum statt Geschäfte

Lieber Wohnraum statt Geschäfte: Das war daher auch der Vorschlag von Frank Nievel. Die Studenten würden händeringend nach Wohnungen suchen und liebend gern in die City ziehen. Ansonsten fehle Witten einfach ein Alleinstellungsmerkmal, das die Menschen in die City ziehen würde. „Einen Knüller müsste man haben – aber ich weiß auch keinen.“

Edelgard Tuszynski, Inhaberin des Wäscheladens Busenfreundin, hätte da aber eine Idee: Ein kostenloser Großparkplatz vor den Toren der Stadt, von dem aus die Kunden per Shuttlebus in die City gebracht werden. Freie Parkplätze seien einfach ein Käufer-Magnet. „Das sieht man ja etwa am Ruhrpark.“ Einen Standort hätte sie auch schon im Kopf: Drei Könige. „Ich weiß, das wird teuer. Aber wenn sich alle zusammentun und man vielleicht Fördertöpfe anzapfen würde. . .“

„Wie kriegen wir mehr Wiesenviertel in die Stadt?“

Anwohner Armin Suceska konnte die vielen Klagen der anderen nicht nachvollziehen. Er war einer der wenigen, die auf der Stellwand einen Positiv-Punkt vergeben hatten. Vor zehn Jahren sei die Stadt schäbig gewesen, inzwischen habe sich einiges getan, so der SPD-Mann. „Was wir uns fragen müssen ist: Wie kriegen wir mehr Wiesenviertel in die Stadt?“

Für Birgit Ehses sieht die Lösung so aus: mehr Grün, mehr Gastronomie, mehr Sitzgelegenheiten – plus eine schöne Gestaltung. „So wie dort, wo Sie im Urlaub gerne spazieren gehen.“ Vivien Knoth brachte es auf den Punkt: „Witten ist so klein, das könnte man richtig schön machen.“

>>>FEIERABENDMARKT AM NOVUM

Weitere Vorschläge für die City waren: ein Feierabendmarkt oder ein Straßenmusikfestival auf dem Platz am Ende der Bahnhofstraße, Höhe Novum.

Blumentöpfe an den Pylonen und am Rathaus, bepflanzt werden könnten auch Loren – als Erinnerung an die Bergmannstradition der Stadt. Außerdem sollte das blaue Schienenlicht repariert werden.