witten. . Der Ruhrverband legt die Herbeder Anlage bis auf eine neue Pumpstation still. Die transportiert das Wasser zum größeren Werk im Ölbachtal.
Wenig ausgelastet und veraltet war die Kläranlage des Ruhrverbandes in Herbede. Deshalb hat er die Notbremse gezogen und das weitläufige Gelände mit den großen Becken stillgelegt. Was dort außer dem bestehenden Regenwasserpumpwerk bleibt, ist eine kleine, aber feine neue Pumpstation, die Wittens komplettes Abwasser zur weitaus größeren und moderneren Kläranlage Bochum-Ölbachtal transportiert. So praktisch kann die vielbeschworene interkommunale Zusammenarbeit aussehen.
Eigentlich rauschen die Wassermassen schon seit Anfang Dezember komplikationslos durch die ebenfalls neue, 2,2 Kilometer lange Druckrohrleitung, die in grober Richtung parallel zur Autobahn und vorbei am Kemnader See verläuft. Am Donnerstagvormittag wurde dann nochmal offiziell der rote Knopf im Keller des neuen Pumpwerks gedrückt, um die Anlage und die Kanalverbindung in Betrieb zu nehmen. Für die Grußreden des Ruhrverbands-Vorstandes und der Politiker war ein kleines Zelt auf dem Herbeder Gelände am Ende der Zeche-Holland-Straße aufgebaut worden, das selbst Einheimischen aufgrund seiner abgelegenen Lage kaum bekannt sein dürfte.
Und doch: Für neue Firmen könnte das große Ruhrverbands-Gelände zwischen Autobahn und den bereits existierenden Betrieben auf dem Areal der einstigen Zeche Holland attraktiv sein. Denn Gewerbeflächen werden in Witten händeringend gesucht. „Wir würden diese hier gerne zügig gemeinsam mit Ihnen entwickeln“, meinte denn auch Bürgermeisterin Sonja Leidemann bei der Pumpwerk-Eröffnung in Richtung des Ruhrverbands-Vorstandes. Vorsitzender Norbert Frece dämpfte jedoch im Gespräch mit dieser Zeitung solche Erwartungen: „Erstmal werden wir das Gelände zurückbauen. Allein das dauert schon einige Zeit.“
Und es wird nicht die letzte Stilllegung sein: „Früher haben wir uns getroffen, um Kläranlagen in Betrieb zu nehmen, heute eher, um welche aufzugeben“, stellte Vorstand Prof. Norbert Jardin fest. Sauberere bzw. weniger Industrieanlagen und der Bevölkerungsschwund seien die Gründe. Von einst 120 Ruhrverbandsanlagen gebe es heute noch 65. Auch die in Wetter-Albringhausen stehe auf der Streichliste. Dafür sei die moderne Anlage im Bochumer Ölbachtal zwischen Ruhr-Uni und Heven hocheffizient.
Durch die gleichzeitige Aufgabe des Wittener Klärwerks sollen jährlich 360 000 Euro eingespart werden. Allerdings verschlangen Pumpwerks- und Kanalbau 3,65 Millionen Euro. „Doch in einer Region, die so dicht besiedelt ist wie sonst kaum eine, ist die Abwasserbeseitigung besonders wichtig“, betonte Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Umweltministerium.
Während der Pumpwerksbau eher Routine war, gab’s bei der Druckrohrleitung zwei kniffelige Aufgaben zu lösen. Zum einen musste sie unter der Ruhr und dem Mühlengraben durchgezogen werden. Zum anderen wurde sie an die vorhandene Leitung angeschlossen, die unter vollem Druck stand. Aber wie meinte der Bochumer Redner, der für den kurzfristig verhinderten Baurat Markus Bradtke einsprang, doch so schön: „Wir wachsen technisch ein Stück weiter zusammen.“
>>> INFO: CDU stellte schon 2016 Anfrage zu Gewerbefläche
Bereits Mitte 2016 hatte die CDU eine Anfrage an die Verwaltung zur Entwicklung der Kläranlage zur Gewerbefläche gestellt.
Damals hieß es, der Ruhrverband böte die Flächen zwischen Weg und Bahntrasse an. Er wies aber darauf hin, dass von einem Abwasserpumpwerk Emissionen ausgehen können, die vielleicht die Nutzung einschränken.