Witten. . Bei der gängigen Grippe-Impfung fehlt ein wichtiges Virus – das die Influenza in dieser Saison gefährlich machen könnte. Ärzte beruhigen aber.
Wer im vergangenen Herbst auf Nummer Sicher gehen wollte und sich gegen Grippe impfen ließ, dem könnten die Viren jetzt einen Strich durch die Rechnung machen.
Denn bei der langsam anrollenden Grippewelle dominiert laut Robert-Koch-Institut diesmal ein Virusstamm, der bei der häufig gespritzten Dreifachimpfung nicht berücksichtigt wird. „Bleiben Sie gelassen“, rät jedoch Ärztesprecher Dr. Frank Koch. „Diese Impfung dürfte im Wesentlichen ausreichen.“
Die Wartezimmer sind derzeit voll
Die Wartezimmer sind in diesen Tagen voll. „Aber noch haben wir keinen typischen Grippefall zu verzeichnen“, sagt Koch. Auch die Kontrolle bei sechs bis acht seiner Patienten, bei denen ein Verdacht vorlag, hätte letztlich nur den grippalen Infekt ergeben, der viele Menschen gerade heimsucht.
Dass die Dreifachimpfung in dieser Saison nicht komplett gegen die Influenza schützt, liege an der so genannten Yamagata-Linie, wie EN-Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein erklärt. Dieses Virus gehört nicht zu den sonst gängigen Grippeviren und ist deshalb nicht in der Dreifachimpfung enthalten. Der Stoff dafür werde bereits im Frühjahr hergestellt, ergänzt Ärztesprecher Koch.
Die meisten lassen sich dann wie empfohlen ab Herbst impfen. Doch erst wenn die Grippe im Winter erstmals auftritt, sei klar, welches Virus sie tatsächlich verursacht.
Nicht einfach nachimpfen lassen
Wer jetzt nur über den Dreifachschutz verfügt, sollte sich jedoch nicht einfach nachimpfen lassen, empfiehlt die Amtsärztin. „Man geht davon aus, dass auch eine Komponente des Dreifachimpfstoffs einen gewissen Schutz bietet.“ Wer noch gar nicht gegen Grippe geimpft ist und dies jetzt in Erwägung zieht, der sollte allerdings sicherheitshalber gleich zum Vierfachimpfstoff greifen.
Achtung: Nicht alle Krankenkassen bezahlen ihren Mitgliedern die Grippeimpfung, die vor allem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren und medizinischem Personal empfohlen wird.
Ob Drei- oder Vierfachschutz – die Kosten sind übrigens in etwa gleich und liegen um die 23 Euro, sagt Dr. Philipp Werner von der Adler-Apotheke in Witten-Annen. Beide Impfstoffe seien außerdem zurzeit lieferbar. Welchen er letztlich dem Patienten spritzt, entscheide der Arzt individuell, abhängig von Alter und Gesundheitszustand des Betroffenen.
„Aber wir sind froh über jeden, der sich überhaupt impfen lässt. Auch jetzt noch“, sagt Frank Koch. „Denn bei echten Grippefällen stehen wir relativ hilflos da.“ Und die echte Grippewelle werde erst für Februar erwartet. Amtsärztin Klinke-Rehbein: „Da kann noch richtig was kommen.“
>>> INFO: Im EN-Kreis steigt die Zahl der Grippekranken
- Die Zahl der Grippeerkrankten steigt. 2016 lag sie im EN-Kreis bei 161, 2017 wurden 188 Influenzafälle gemeldet. In den ersten drei Januarwochen waren es zwölf Fälle.
- „Die tatsächlichen Zahlen sind aber höher“, sagt die EN-Amtsärztin. Viele mit Symptomen gingen nicht zum Arzt.