witten. . Weniger Autos, mehr Raum für Begegnungen, für Kultur. Vom Werkstatt-Treffen nahmen Planer viele Bürger-Ideen fürs Wiesenviertel mit.
Die Dortmunder Firma „Planungsgruppe Stadtbüro“ sammelt derzeit – im Auftrag der Stadt – Ideen für eine Verbesserung der Lebensqualität in der Wittener City. Bürger können ihre Tipps, Wünsche, aber auch Kritik bei vier Werkstatt-Treffen äußern. Den Auftakt machte am Donnerstagabend das Wiesenviertel. Ins Roxi hinter der Kneipe Knut’s waren rund 25 Männer und Frauen gekommen, die den Planern Carsten Schäfer und Dirk Ruß viele Anregungen mit auf den Weg gaben.
Etwa: Senioren, die sich einsam fühlen, sollten sich im Viertel künftig mit Studenten treffen können oder auch mit Kindern – zum Beispiel in einer Art Mehrgenerationenhaus. Beim Treffen sah man nicht nur Mitglieder des Wiesenviertel-Vereins, der sich vorgenommen hat, die Weiterentwicklung des Quartiers, in dem rund 1900 Menschen leben, „mit aller Kraft voranzutreiben“. Auch Studenten kamen zum „Brainstorming“, ebenso Vertreter der Stadt – darunter Dirk Steimann, Vorstand des Kulturforums, sowie Wittens neuer Planungsamtschef Sebastian Paulsberg, der die zahlreichen Wortmeldungen aufmerksam verfolgte, sich selbst aber nicht äußerte.
Das Roxi ist für einen Tango-Kurs zu klein
Was fehlt im Wiesenviertel? Wie soll es in den kommenden Jahren einmal aussehen? Weniger Autos, mehr „Aufenthaltsqualität“ im Freien, etwa durch breitere Bürgersteige, lautete ein Vorschlag. Eine Anregung eines jungen Mannes, den das Studium nach Witten verschlagen hat: Auf Sehenswertes in der Stadt sollten Wegweiser aufmerksam machen, damit Neubürger auf Entdeckungstour gehen können.
Waldemar Riedel, Geschäftsführer des Knut’s, berichtete, er erhalte für das Roxi viele Anfragen für Veranstaltungen, „etwa für einen Tango-Kurs, dafür ist das Roxi aber zu klein“. Daher würde Riedel einen Veranstaltungsraum im Quartier begrüßen. Dirk Steimann wies auf den Stellenwert von Kultur im öffentlichen Raum hin. Und erinnerte an das ungewöhnliche Architektur-Festival „72 Hours Interactions“, das im Juli 2014 für drei Tage Kunst in die Innenstadt brachte. Die Leute hätten das, was dort entstand, gerne behalten, weiß Steimann. Aber alles sei eben nur auf Zeit angelegt gewesen.
Auf Parkplätze vor der Ladentür angewiesen
Auch über eine mögliche neue Nutzung des Humboldtplatzes wurde an diesem Abend gesprochen. Heute Parkraum, später vielleicht einmal ein Quartiersplatz, der auch für kulturelle Angebote genutzt werden kann. Eine Idee, die bei Roxi-Besuchern auf viel Zustimmung stieß. Auch mit dem Hinweis auf das nahe Parkhaus der Stadtgalerie. Einzelhändler Sebastian Brunnstein gab zu, dass bei diesem Thema zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Als Inhaber eines Fachgeschäftes für Auto-Kindersitze am Humboldtplatz sei er auf Parkplätze vor seiner Ladentür angewiesen. „Schließlich möchten die Kunden die Kindersitze direkt vor Ort ausprobieren können.“ Brunnstein, Mitglied im Verein Wiesenviertel, ist für eine „temporäre Nutzung“ des Humboldtplatzes als Kulturraum.
Die Stadtplaner Carsten Schäfer und Dirk Ruß versprachen beim ersten Werkstatt-Treffen, ihre Vorschläge für die Weiterentwicklung des Wiesenviertels im April noch einmal vor Ort vorzustellen.
Fördermittel beim Land beantragen
Am 1. Februar wird es das letzte Werkstatt-Treffen auf der Bahnhofstraße im ehemaligen Café Leye geben. Beginn: 18.30 Uhr. Hier können Bürger Vorschläge für Veränderungen in der City machen.
Hintergrund der Treffen ist das sogenannte Integrierte Handlungskonzept zur Entwicklung der Wittener Innenstadt, welches ursprünglich von 2008 ist und jetzt fortgeschrieben werden soll. Die „Planungsgruppe Stadtbüro“ wurde von der Stadt mit der Konzept-Erstellung beauftragt. Dirk Ruß vom „Stadtbüro“: „Dies ist wichtig, um im Herbst beim Land Fördermittel für geplante Maßnahmen beantragen zu können.“
Konzept soll der Stadt im Sommer vorliegen
Wichtig für die Planer ist die Beteiligung der Wittener Bürger am neuen Konzept. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatten die Dortmunder an einem Stand in der City Anregungen und Tipps gesammelt. Parallel geschieht dies seit dem 5. Dezember auf einer interaktiven Karte der Stadt. Bürger, die sich äußern, nehmen auch zum Thema Umwelt Stellung. Der starke Auto- und Busverkehr auf der Ruhrstraße etwa wird kritisiert, ebenso Luftbelastungen durch die Edelstahlwerke. Beide Themen kamen auch beim Treffen im Wiesenviertel zur Sprache.
Was Bürger auch bemängeln: Die über die Jahre immer schlechteren Waren-Angebote von Geschäften in der Innenstadt sowie Graffiti-Schmierereien. Die Dortmunder Planer wollen ihren Konzeptvorschlag zur weiteren Entwicklung der Innenstadt im Juni oder Juli der Stadt vorlegen. Hierzu muss dann auch noch die Politik Stellung beziehen. Dirk Ruß betont: „Das Handlungskonzept ist ein Zielpapier, nichts Rechtsverbindliches.“ In den nächsten Jahren könnten Dinge natürlich auch wieder geändert werden.
>>> NÄCHSTES WERKSTATT-TREFFEN AM 23. JANUAR Zum nächsten Werkstatt-Treffen lädt die „Planungsgruppe Stadtbüro“ am Dienstag, 23. Januar, ins Haus der Jugend (Nordstraße 15) ein. Ab 18.30 Uhr möchten die Planer Bürger-Vorschläge für das Hohenzollern-, das Bredde- und das Augustaviertel sammeln. Anmeldung per Mail: unseremitte@stadt-witten.de.
Auch auf einer interaktiven Karte, die man auf der Internetseite der Stadt findet (www.witten.de), können Bürger bis zum 23. März ihre Wünsche für Wittener Quartiere notieren.