. Rund 32 800 Euro kamen beim Dreikönigssingen in Witten zusammen. Ein Grund für die Spendierfreude: Auch Kirchenferne möchten den Segen.

Seit fast 60 Jahren ziehen am Dreikönigstag die Sternsinger von Haus zu Haus und bitten um Geld für Kinder in Not. Aber noch nie war die Spendensumme in Witten so hoch. Während man unserer Gesellschaft Kaltherzigkeit nachsagt, gibt’s für die Kinder oft mehrere tausend Euro. Wie kann das sein?

Diese Zahlen lassen aufhorchen: 9600 Euro sammelten Kinder der Pfarrei St. Peter und Paul (Herbede und die Hölzer), 12 790 Euro die Kinder aus der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit (Annen, Rüdinghausen, Stockum), St. Marien kam auf 4300 Euro. Zwölf Kinder, die rund um die St. Vinzenz-Gemeinde laufen, finden 2120 Euro in ihrer Spendendose. Die jungen Bommeraner von Herz-Jesu zählen 1790 Euro. Die Sternsinger von St. Franziskus brachten rund 2200 Euro zusammen. Das macht rund 32 800 Euro, die im Anschluss über das Kindermissionswerk an Kinder in Indien gehen.

200 Euro auf einmal gegeben

„Uns ist es auch aufgefallen, dass in den letzten Jahren die Spendenbereitschaft gewachsen ist“, sagt Susanne Ritter von der Gemeinde St. Vinzenz. Ähnlich geht es den anderen Ehrenamtlichen. „Es gibt Leute, die geben den Kindern 100 Euro“, sagt Monika Riße-Becke aus St. Marien. Alexander Kramer von St. Peter und Paul kann von 200 Euro berichten, die ein Gemeindemitglied spendete.

Eine Erklärung gibt es in ihrer Gemeinde: Als Pastor Jochen Winter früher loszog, besuchte er mit den Kindern ausgesuchte Gemeindemitglieder im Dorf Herbede. So kamen etwa 3000 Euro zusammen. Seit Winters Weggang gehen die Sternsinger einfach von Tür zu Tür und klingeln. Alexandra Kramer hat auch mehr Kinder angesprochen, so dass inzwischen 30 Kinder und 20 Erwachsenen unterwegs sind, auch in Kämpen und den Hölzern. Allein 80 Familien „bestellen“ die Sternsinger, denn Kramer kündigt die Termine vorher an – etwa per Facebook. Der Lohn für diese Mühe: Die Spendensumme hat sich verdreifacht.

Adressliste abarbeiten

Auch in St. Marien hat man die Taktik geändert: „Früher gab es eine Liste, in der sich die Gemeindemitglieder eingetragen haben, die besucht werden wollten“, so Monika Riße-Becker. Mittlerweile lässt sie sich vom Erzbistum Paderborn eine Liste aller Gemeindemitglieder schicken. Diese Adressen gehen die Kinder ab.

Dass die mit Kronen und Königsumhängen kostümierten Kinder an den Haustüren unfreundlich abgekanzelt werden, komme vor, aber selten. „Viel öfter ist es so, dass die Leute schon auf uns warten“, so Riße-Becker. Sie legten sich Geld zurecht und Süßigkeiten für die Kinder. „Wir bekommen soviel, dass wir einen Teil davon an die Tafel geben müssen.“

Segen für das Haus bleibt wichtig

Offenbar rühren die singenden Kinder viele Menschen und ihre Brieftaschen. „Die Sternsinger haben ein unheimlich positives Image. Und ich finde, zu Recht“, sagt Christian Peters vom kath. Dekanat Hagen-Witten. Er führt den Erfolg der kleinen Könige auf zwei Faktoren zurück: „Es ist eine sehr einfache und total etablierte Aktion.“ Und: „Selbst wenn die Leute keine Bindung mehr zur Kirche haben: Der Segen für ihr Haus ist ihnen weiterhin wichtig. Den Aufkleber mit dem Schriftzug darauf über der Haustür kleben zu haben, gehört einfach dazu.“ Das, was Kirchgänger übers Jahr verteilt in den Klingelbeutel tun, geben diese Menschen dann auf einmal.

>> Sternsinger sind seit fast 60 Jahren unterwegs

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ ist das Kinderhilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland mit Sitz in Aachen. Seit 1959 organisiert es die Aktion Dreikönigssingen.

Rund 300 000 Mädchen und Jungen machen sich in Deutschland rund um den Dreikönigstag am 6. Januar, in königlichen Gewändern auf den Weg.