Witten. . Die künftige Miethöhe ist umstritten. Vonovia will in Härtefällen individuelle Ermäßigungen anbieten oder den Umzug in eine kleinere Wohnung.

Im Streit um die Modernisierung von 58 Vonovia-Wohnungen an der Raiffeisen- und der Schulze-Delitzsch-Straße in Heven schafft das Bochumer Wohnungsunternehmen Tatsachen. Am Montag wurden Material und das Gerüst angeliefert und Baustrom gelegt. Im Lauf der Woche werde das Gerüst aufgebaut, teilte Vonovia mit. Nächste Woche sollen die Fensterbauer anfangen.

Vonovia will die früheren Thyssen-Werkswohnungen für 2,1 Millionen Euro renovieren – unter anderem Fassaden dämmen, Dächer und Balkone sanieren. Der Mieterrat und der Mieterverein sehen zwar grundsätzlich Investitionsbedarf, wehren sich aber gegen den angekündigten Anstieg der Nettokaltmiete von 5,30 auf 7,36 Euro/m2. Dieser überfordere viele Mieter.

Mieterrat zählt 26 Härtefälle, Vonovia jetzt 15

Der Mieterrat spricht selbst von 26 Härtefällen und will höchstens 5,68 Euro/m2 akzeptieren. Er will zudem für alle Mieter verhandeln. Eine Mieterbefragung durch Vonovia kurz vor Weihnachten hatten Mieterrat und Mieterverein durch einen Boykott-Aufruf topediert. Sie sprachen von „Erpressung“. Vonovia wolle sich die Zustimmung zur umstritten Modernisierung „erschleichen“.

Unternehmenssprecherin Bettina Benner bedauert in einer aktuellen Stellungnahme, dass der „Versuch, noch einmal auf die Kunden zuzugehen, vom Mieterverein als Trickserei“ ausgelegt worden sei. Nur zwei Mietparteien haben die Vonovia-Fragebögen ausgefüllt. Beide haben sich als Härtefälle eingestuft. Zusammen mit den zuvor eingegangenen Meldungen gehe man nun davon aus, dass sich 15 von 58 Mietparteien auf einen Härtefall berufen, so Benner. Auf jede dieser Parteien werde man jetzt zugehen und ein Angebot unterbreiten. „Wir sprechen von Reduzierungen in nicht unterheblicher Größenordnung. Es ist uns wichtig, für jeden eine passende Lösung zu finden.“

Als eine solche Lösung versteht Vonovia auch den Umzug in eine kleinere Wohnung. Einige ältere Mieter, die alleine große Wohnungen bewohnen und diesen Platz womöglich gar nicht nutzten. wolle man ebenfalls gern ansprechen. Diesen wolle man in direkter Nachbarschaft ein neues, kleineres Zuhause anbieten.

Keine Verhandlungen mit anderen Mietern

Bei den Mietern, die sich nicht selbst direkt gegenüber dem Unternehmen als Härtefall eingestuft hätten, sieht Vonovia indes keinen Gesprächs- und Verhandlungsbedarf dazu. „Wir gehen davon aus, dass sie die Maßnahmen zur Wohnwertverbesserung begrüßen, wie auch schon die Mieter in den beiden anderen modernisierten Häusern in der Nachbarschaft.“

Mieterverein kritisiert die Vorgehensweise

Dieser Lesart erteilt Mietervereinsvorsitzender Knut Unger eine Absage: „Das ist Unfug! Wer keinen Härtefallantrag gestellt hat, hat nicht automatisch zugestimmt. Vielleicht sieht er einfach keine Chance, gegen die Mieterhöhung anzugehen.“ Der Verein wolle die Erhöhung für alle Mieter begrenzen, nicht nur für jene, die auf Unterstützung angewiesen sind. Ohnehin fielen Teile der Investitionen unter Instandsetzung. Vonovia weigere sich, mit dem Verein zu verhandeln, obwohl Vollmachten vorlägen. Die Ankündigungen seien nicht präzise genug, schon daher unwirksam. Zwei Parteien wollten die Arbeiter nicht ihn ihre Wohnung lassen. Das Angebot an Senioren, in eine kleinere Wohnung umzuziehen, ist für Unter „nicht hinnehmbar“. Wenn überhaupt, müssten diese Wohnungen in unmittelbarer Nähe liegen. Unger bezweifelt, dass sich solche Wohnungen finden lassen.

Mieterrat: Neun Wohnungen zur Zeit nicht belegt

Nach Angaben von Pia Runge vom Mieterrat sind schon einige Mieter ausgezogen, „weil sie Angst vor der Erhöhung haben“. Nur 49 von 58 Wohnungen seien noch belegt. Vonovia habe die anderen bereits zum erhöhten Mietsatz von 6,80 oder 7,36 Euro/m2 inseriert. „Wir möchten das Konzept von Vonovia sehen und sind bereit, mit denen zu sprechen.“ Vonovia müsse aber endlich akzeptieren, „dass wir als einstimmig gewählter Mieterrat das Sprachrohr für alle sind.“

Kapschack: Schritt in die richtige Richtung

Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack, der als Vermittler eingeschaltet wurde, ist das Angebot von Vonovia an die als Härtefall eingestuften Mieter „ein Schritt in die richtige Richtung. Das könnte helfen, dass Mieter mit geringem Einkommen weiter in ihrem gewohnten Umfeld leben könnten – und in einem modernisierten Haus.“ Er werde jetzt mit den Mietern darüber diskutieren, „ob sie mit diesem Angebot leben können oder nicht“, kündigte Kapschack an.