Witten. . Es wird bei der Himmelfahrtskirmes kein Weindorf mehr geben. Gründe sind weniger Gäste und Umsatz. Die Absage überrascht das Stadtmarketing.
Das Weindorf bei der Himmelfahrtskirmes steht vor dem Aus. Drei Winzer hatten Witten im letzten Jahr noch die Treue gehalten: Reinhold Becker und Claudia Leonhard aus der Südpfalz und ein Kollege aus Rheinhessen. Alle drei werden dieses Jahr nicht mehr kommen, bestätigte Becker am Freitag der WAZ.
Für die Winzer, die mit eigenem Lkw, Anhänger und Hütte anreisten und fern der Heimat übernachten mussten, rechne sich der hohe Aufwand einfach nicht mehr., so Becker. „Für uns ist das eine Marketing-Maßnahme, die sich selbst tragen muss, bei der wir Stammkunden betreuen, aber auch neue Weinliebhaber zu gewinnen versuchen.“ Von einem Minusgeschäft will er zwar nicht sprechen. „Die Umsätze liegen aber deutlich unter unseren Erwartungen. In den letzten Jahren hat einfach immer weniger Publikum zu uns auf den Sparkassenvorplatz gefunden.“
Zeitweise waren sieben Winzer dabei
Der 51-Jährige ist fast seit dem ersten Winzerfest dabei. „1993 oder 1994 ging es für mich los.“ Er hat die Hoch-Zeiten mitbekommen. Die Hütten standen erst in der Heilen-, dann einmal in der Bahnhofstraße, dann über viele Jahre am Berliner Platz. Bis zu sieben Winzer waren dabei. Damals fand das Weinfest im Zuge der Maitage statt. Als diese vor zehn Jahren aufgegeben wurden, wechselte das Weindorf auf den Sparkassenvorplatz, lief nunmehr im Rahmen der Himmelfahrtskirmes.
Dieser Spielort hatte immer wieder Kritiker. „Der Platz ist völlig ungeeignet“, sagt der Wittener Peter Wagner (70), der viele Jahre ehrenamtlich am Stand mithalf. „Er liegt in der Hauptwindrichtung, außerdem pfeift der Wind auch noch durch den Durchgang.“ Vor allem aber: „Das Publikum der Kirmes ist einfach ein anderes als dasjenige, das zu einem Weinfest geht.“
Stadtmarketing will noch einmal Kontakt aufnehmen
Die Entscheidung der Winzer ist erst zwei, drei Tage alt. Sie hatten noch nicht mal Gelegenheit gehabt, selbst das Stadtmarketing zu informieren, da wurde sie schon von einem Kunden über Facebook verbreitet. Als die WAZ Stadtmarketing-Chefin Inge Nowack am Freitag dazu befragte, war sie überrascht. „Das hat uns völlig unvorbereitet getroffen.
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Natürlich bedauern wir das.“ Die Händler hätten zuletzt durchaus schon Unmut geäußert. Deshalb habe das Marketing das Gespräch mit ihnen suchen wollen – auch über einen anderen Standort. Ungeachtet der Absage auf Umwegen, so Nowack, „werden wir zu den Winzern Kontakt aufnehmen, um zu sehen, ob da wirklich schon Hopfen und Malz verloren sind“.