Witten. . Die Brücke ist auf 7,5 t begrenzt. Das Betriebsamt verliert viel Zeit auf Abfall- und Streudienst-Touren. Straße NRW wirft es zweierlei Maß vor.
Die Stadt Witten wirft Straßen NRW vor, bei der Tonnage für die Herbeder Ruhrbrücke mit zweierlei Maß zu messen. Während Streufahrzeuge des Landesbetriebs und Busse weiter über das marode Bauwerk rollen dürften, bleibe das dem Betriebsamt verwehrt.
„Straßen NRW hat uns mitgeteilt, dass weder für unsere zwei- und dreiachsigen Müllwagen noch für unsere Streuwagen eine Ausnahmegenehmigung erteilt wird“, sagt Betriebsamts-Vize Thomas Bodang. Weil an den Stützen der Fahrbahnplatten Beton bröselt und Stahl rostet, hat der Landesbetrieb das zulässige Gewicht schwerer Fahrzeuge von 28 auf 7,5 Tonnen herabgesetzt. Das führe zu weitaus längeren Anfahrtswegen für die Müllautos (voll: 26 Tonnen) und Streuwagen (13,5 Tonnen), so Bodang.
Tagestour dauert dreiviertel Stunde länger
Die quälen sich jetzt durch die Sieben Kurven oder die Berghauser Straße in Bommern nach Herbede. So verliere man auf den Mülltouren im Südwesten mit einem Stopp im Bebbelsdorf täglich 30 bis 45 Minuten. Der Salzstreuer, halb so schwer, müsse nicht so oft raus. Aber wenn, „dann ist die zeitliche Komponente entscheidend“. Dafür will Bodang nicht den Schwarzen Peter haben. „Uns ist wichtig, die Entscheidung des Landesbetriebs zu kommunizieren, weil es bedeutet, dass wir unsere Streupflicht erst mit einiger Verspätung erfüllen können.“
Bodang verweist darauf, dass Busse (die weiter über die Brücke rollen dürfen) teils noch schwerer seien. „Und die fahren viel häufiger als wir.“ Ein Solo-Bus bringt voll 18 Tonnen auf die Waage, ein Gelenkbus 28 Tonnen. Beide werden auf der Strecke eingesetzt. Vom Umweg über die A 43 hält er wenig. Erstens sei die stauanfällig, zweitens müsse die Stadt dann Lkw-Maut zahlen. „Wir werden aber ausprobieren, ob wir über die Autobahn Zeit sparen.“
Straßen NRW: Wir fahren auch nur bis 7,5 Tonnen
„Die Schäden an der Brücke sind so erheblich, dass wir keinen Schwerlastverkehr darauf zulassen wollen“, begründet Ingenieur Markus Beule die Haltung von Straßen NRW. Beim Vorgespräch habe man sich verständigt, nur für Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und den ÖPNV Ausnahmen zu machen. „Von anderen städtischen Fahrzeugen war dabei nie die Rede.“
Und die schweren Streuer von Straßen NRW? Da liege ein Missverständnis vor, so Beule. „Wir haben ganz klar gesagt, dass die 7,5 Tonnen auch für unsere eigenen Fahrzeuge gelten.“ Die bis 21 Tonnen schweren Streuer des Landes dürften auch nicht auf die Brücke. Man habe die Straßenmeisterei angewiesen, dort höchstens 7,5-Tonner einzusetzen.
>> Kommentar: Im Zweifel Vorfahrt für den Bus
Gut, dass Straßen NRW klargestellt hat, dass die Tonnen-Beschränkung auf der Herbeder Brücke auch für eigene Streufahrzeuge gilt. Alles andere wäre ja auch nicht zu rechtfertigen gewesen.
Trotzdem bleibt der Umweg für Müll- und Streufahrzeuge ein Ärgernis. Warten wir mal ab, was passiert, wenn wir wieder Winter haben. Kommt der Streuwagen nur eine halbe Stunde später als sonst, kann das schon Folgen haben.
Die Ausnahme für Busse geht in Ordnung. Wer will sich darüber wirklich echauffieren? Im Zweifelsfall soll lieber der Müll einen Umweg fahren als der Bus. Man denke an die wertvolle Fracht. Vorausgesetzt, die Brücke hält. Da vertrauen wir ganz dem Urteil der Ingenieure. Was bleibt uns auch anderes übrig? Johannes Kopps