witten. . Das Lehrbienenzentrum feierte jetzt den Jahresabschluss – im Gedenken an Gründer Richard Sieger. Er verstarb im November mit 89 Jahren.

Wenige hundert Meter vom Bergerdenkmal entfernt steht das Lehrbienenzentrum (LBZ) friedlich zwischen den kahlen Bäumen. Im Jahre 1978 öffnete das Haus erstmals seine Pforten. Die Idee dazu hatte Richard Sieger, der die Imkerei auf dem Hohenstein auch viele Jahre betreute. Am gestrigen Sonntag feierte das aktuelle Team den Jahresabschluss – im Gedenken an Gründer Richard Sieger, der Anfang November verstarb. Er wurde 89 Jahre alt.

„Wir waren alle sehr überrascht und traurig“, sagt Hela Mikkin, Kreisimkervereinsvorsitzende. Bis zum Schluss war Richard Sieger alle paar Wochen sonntags am Hohenstein. Im kommenden September feiert das LBZ seinen 30. Geburtstag. „Der Termin war längst mit Richard abgesprochen“, so Mikkin.

Hela Mikkin (re.) und Kurt Bade vom Kreisimkerverein zeigen den Kindern der Familie Delang, wie man Kerzen wickelt.
Hela Mikkin (re.) und Kurt Bade vom Kreisimkerverein zeigen den Kindern der Familie Delang, wie man Kerzen wickelt. © Jürgen Theobald

Richard Sieger lebte und liebte sein Bienenhobby. Der Schornsteinfegermeister steckte enorm viel Zeit in die Arbeit mit den kleinen Sechsbeinern. Neben seinem Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr und seinem Betrieb blieb da nicht immer viel Zeit für anderes.

Den Lehrbienenstand baute der sehr belesene Mann zusammen mit weiteren Wittener Imkern auf. „Alleine hätte er es nicht geschafft. Aber er war die treibende Kraft“, meint Hela Mikkin. Er war nicht nur Ideengeber, sondern schoss auch 10 000 DM für den Bau zu.

Als ein großzügiger Mensch dürfte Richard Sieger auch vielen anderen Wittenern in Erinnerung bleiben. Gerade in den letzten Jahren spendete er häufig – mehrfach vierstellige Summen. Für das Seniorenheim auf der Egge finanzierte er etwa ein neues Klavier. Die klassische Musik spielte in Richard Siegers Leben immer eine große Rolle: Noch mit fast 90 spielte er auf dem Klavier die anspruchsvollsten Stücke und begleitete im Altenheim den wöchentlichen Gottesdienst. „Zusammen haben wir ein klassisches Konzert organisiert, damit die alten Menschen etwas Schönes erleben konnten“, sagt Hela Mikkin. Das Honorar für die Pianistin zahlte Sieger. Auch für Geflüchtete machte er so manchen Euro locker. Seinen großen weißen Flügel, der bis zum Umzug 2011 ins Altenheim in seinem Bommeraner Wohnzimmer stand, schenkte er der Musikschule. Und im Januar diesen Jahres beteiligte sich der damals 88-Jährige mit 1000 Euro an den Therapiekosten eines Witteners.

Was er anpackte, beendete er auch

Es gehörte zu Richard Siegers Charakter, dass er seine Mitmenschen förderte, mit ihnen teilte, aber sie gleichzeitig forderte. Was er anpackte, beendete er auch. Dabei erzählte er immer gerne seine Geschichten: wie er mit vielen Geschwistern aufwuchs, von seiner Fahnenflucht am Ende des Krieges oder wie er seine schwerkranke erste Ehefrau pflegte.

Von dem, was Richard Sieger schuf, werden die Wittener noch lange profitieren. Auch beim gestrigen Jahresabschluss zogen Kinder wieder Kerzen und probierten den Honig. Richard Sieger hätte dabei sicher große Freude und Zufriedenheit empfunden. Ganz im Sinne seiner Todesanzeige: „Alles, was ich tat, habe ich gern getan.“

>> INFORMATION

  • Für seine Arbeit am Lehrbienenstand erhielt Richard Sieger im Jahre 1989 das Bundesverdienstkreuz.
  • Sieger hatte nicht nur Bienen auf dem Hohenstein, sondern auch an anderen Orten im Stadtgebiet, etwa im Bommeraner Siepen. In manchen Jahren schleuderte er über 14 Zentner Honig – das sind 1400 Gläser.