Witten. . Die Hevener Traditionsgaststätte Dorfkrug hat zwei neue Wirtinnen. Erich Pedron hat an Beate Sprock und Katarina Sauerwein übergeben.
Im Oktober 2015 bewiesen sie Mut und machten sich am Hevener Steinhügel mit ihrem Restaurant Hot Pott selbstständig. Jetzt bewirten Katarina Sauerwein (30) und Beate Sprock (52) ihre Gäste an der Dorfstraße. Die Frauen haben das Hevener Traditionslokal Pedron’s Dorfkrug übernommen. Und dort bei manchen männlichen Gästen für Irritationen gesorgt. Denn die, die früher gerne ihre Bierchen stehend an der Theke tranken, werden jetzt gebeten, an den Tischen Platz zu nehmen.
„Das gefällt nicht jedem“, sagt Beate Sprock. Die 52-Jährige erklärt, dass es ihr wichtig ist, dass Gäste, die zum Essen kommen, dieses auch in Ruhe genießen können. Das sei bei einem regen Betrieb an der Theke eben nicht möglich. Was Köchin Sauerwein freut: „Männer, die unser Lokal verlassen haben, weil sie sich darüber ärgerten, kommen oft später mit ihrer Familie zum Essen vorbei.“
Erich Pedrons Eltern eröffneten Hevener Kneipe
Der letzte Wirt des Dorfkrugs war Erich Pedron. „Für mich war klar, dass ich aus Altersgründen Ende des Jahres aufhören wollte. Jetzt hat es schneller geklappt“, so der 71-Jährige. Das Frauen-Duo hatte sich für eine Nachfolge ins Gespräch gebracht und Pedron stimmte zu. Das Haus an der Dorfstraße 11 hatten seine Eltern, Elfriede und Wilhelm, in den 60er Jahren gekauft. In ihm betrieben sie für ein paar Jahre eine Kneipe.
1966 übernahm Erich Pedrons Bruder Harry die Gaststätte. „Er hat sie bis Ende der 80er Jahre geführt.“ Auf ihn folgten die Wirte Dirk Bonacker, Karl-Heinz Stephan und – bis 2016 – Stephan Krug. Erich Pedron, der als Friseurmeister sein Geld mit seinen Salons verdiente, half jahrzehntelang nach Feierabend im Lokal mit. „Das war mein Hobby.“
Weihnachten und Silvester bleibt die Küche kalt
Die neuen Wirtinnen haben auch die Speisekarte der Traditionsgaststätte verändert, die jetzt Hot Pott im Dorfkrug heißt. Sie passt auf ein Din-A4-Blatt. Alle 14 Tage werden neue, stets frisch zubereitete Gerichte angeboten. In diesen Tagen können Gäste unter anderem zwischen Schweinemedaillons mit Birnen-Gorgonzolasauce, Pasta mit Lachs und Garnelen sowie Grünkohl mit Mettwurst wählen. Spekulatius-Walnusscreme auf karamellisierter Ananas gibt’s zum Dessert. Wer im Lokal mit einer Gesellschaft feiern möchte, kann natürlich seine eigenen kulinarischen Wünsche äußern.
Was kommt Weihnachten und Silvester auf den Tisch? Katarina Sauerwein winkt ab: „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren zwei Wochen Urlaub gehabt. Es ist zu, wir möchten zum Fest und beim Jahreswechsel mit unseren Familien zusammen sein.“
Frauen lernten sich in Privatbrennerei kennen
Die Köchin, die ihre Ausbildung in der Wittener Saalbau-Gastronomie machte, hat Beate Sprock in der Privatbrennerei Sonnenschein kennengelernt – ein früherer gemeinsamer Arbeitgeber. Die Frauen sind nicht nur beruflich ein gutes Team. Mit ihren Männern leben sie in Sprockhövel auch privat unter einem Dach. Weihnachten feiern sie nicht zusammen. „Aber Silvester werden wir die letzte Stunde des Jahres auf jeden Fall gemeinsam verbringen.“
>>> LOKAL WAR 2016 DREHORT FÜR „DIE KOCHPROFIS“
Im Mai 2016 war der Dorfkrug Drehort für eine Folge der RTL II-Serie „Die Kochprofis“. Vier Restaurantbetreiber traten gegeneinander an – unterstützt von Experten. Dorfkrug-Wirt Stephan Krug stand mit dem Hamburger Promikoch Ole Plogstedt am Herd und landete mit einem Hähnchen-Gericht auf Platz 2.
Der Hot Pott im Dorfkrug hat andere Öffnungszeiten als sein Vorgänger Pedron’s Dorfkrug. Montag ist Ruhetag. Dienstags bis freitags kann man von 12 bis 21 Uhr, sonntags von 12 bis 16 Uhr an der Hevener Dorfstraße 11 einkehren. Am morgigen Freitag feiert dort eine geschlossene Gesellschaft.
>>> KOMMENTAR
Der Dorfkrug ist die Hevener Traditionsgaststätte. Ein beliebter Treffpunkt nicht nur für die, die einen Spaziergang entfernt wohnen. Erfreulich, dass Erich Pedron so schnell zwei engagierte Nachfolgerinnen fand. Die Wirtinnen werden ihr Lokal jedoch anders führen als ihre Vorgänger.
Am Tresen stehende Männerrunden werden gebeten, das Feierabendbier doch an den Tischen einzunehmen. Eine Bitte, die bei manchem zu Unmut führte.
Liebe Gäste, gebt den Gastgeberinnen und ihrem neuen Konzept eine Chance. Ein frisch Gezapftes schmeckt auch im Sitzen.