Witten. . Der kleine Junge aus Heven ist inzwischen drei Jahre alt, besucht seit dem Sommer die Kita Wannen und entwickelt sich prächtig.
Der kleine Junge hüpft auf dem Trampolin. Und je doller er in die Luft fliegt, desto mehr strahlt er. Würde seine Mama das sehen, dann würden ihre Augen wohl noch mehr leuchten. Doch Louis ist inzwischen drei Jahre alt und besucht seit dem Sommer die Kita Wannen, wo er gerade durch die Halle tobt. Dass ihm die Bewegung solchen Spaß macht, ist nicht selbstverständlich. Denn der junge Hevener kam als Frühchen in der 24. Schwangerschaftswoche im Marien-Hospital zur Welt.
Tatsächlich bereitet Louis das Laufen noch ein wenig Schwierigkeiten. Nach wie vor trägt er Orthesen, die seine Beine stützen und die Fehlstellung der Füße korrigieren sollen. „Aber es ist schon besser geworden“, sagt Mama Nadine Goralski (28). Was ihr derzeit mehr Sorge bereitet: Louis ist auf dem linken Auge fast blind – eine häufig auftretende Folge der Beatmung im Brutkasten. Bald kriegt der kleine Mann ein Pflaster aufs gesunde Auge, damit die Sehkraft des anderen aktiviert wird.
Er kann auch lautstark protestieren
Wenn ihm das nicht gefällt, wird er sicher lautstark protestieren. Denn bei Louis hat die Zeit in der Kita schon Spuren hinterlassen – positive: „Er ist so selbstbewusst geworden“, erzählt seine Mutter. Kann auch mal „Nein“ sagen. Und war er früher eher schreckhaft, geht er nun ganz von selbst auf die anderen Kinder zu.
„Er ist ein freundliches Kerlchen und immer gern in der Kita unterwegs“, sagt Leiterin Caroline Heimann. Körperlich könne er zwar noch nicht mit Gleichaltrigen mithalten. „Aber wenn man seine Geschichte betrachtet, hat er sich großartig entwickelt.“ Auch die Leiterin der Rabengruppe, die Louis mit 15 anderen Kindern betreut, ist voll des Lobes: „Er ist sehr wissbegierig, probiert alles aus und mit seinem großen Wortschatz hat er uns alle verblüfft“, sagt Marie Kriegel.
Nadine Goralski ist sich sicher: Nicht nur die uneingeschränkte Liebe seiner Eltern, sondern auch die Unterstützung durch die Frühförderstelle der Lebenshilfe gibt ihrem Sohn solche Kraft. Nach wie vor kümmern sich eine Heilpädagogin und eine Physiotherapeutin um Louis. Praktisch: Die Kita Wannen liegt im selben Gebäude wie die Frühförderung. Da wird Louis jetzt zur Therapie mal eben ‘rübergeholt.
Von acht bis nachmittags um vier ist der Junge in der Kita. „Eher darf ich ihn auch gar nicht abholen“, sagt die Mama. „Er ist so glücklich dort.“ Plötzlich hat sie ganz viel Zeit. „Und ich weiß noch nicht so recht was damit anzufangen.“ Zumal ihre eigene Mutter, die gleich nebenan wohnte, im Juni mit gerade mal 54 Jahren viel zu früh an Krebs gestorben ist. Vier Monate hat Nadine Goralski sie zu Hause gepflegt. Und mit ihrem Tod zum zweiten Mal einen geliebten Menschen verloren: Denn da wäre eigentlich noch Levin, Louis’ Zwilling, der den Kampf ums Leben nach drei Wochen verloren hatte.
Oma Helga vermisst er sehr
Louis ist es, der sie in traurigen Momenten oft tröstet. Der einen Fußball aufs Grab seines Bruders legt. Und der selbst so häufig von Oma Helga spricht, die jetzt „im Himmel auf einer Wolke sitzt“ – wie sonst soll man einem Dreijährigen den Tod erklären? Was Louis sich vom Christkind wünscht: „Dass Oma wiederkommt.“
>> INFO
- Louis Goralski wog nur 460 Gramm, als er am 25. November 2014 geboren wurde. Ein paar Tage später musste er am Herzen operiert werden – eine Premiere im Marien-Hospital.
- Seit damals begleitet die WAZ den inzwischen drei Jahre alten Jungen und berichtet regelmäßig über seine Entwicklung: über sein erstes Weihnachtsfest oder seinen zweiten Geburtstag.