Witten. . Nach Protest vor Ort ist die Schließung im Jahr 2025 vom Tisch. Ins Gebäude soll investiert werden. Es muss sich aber ein Förderverein gründen.

Die für 2025 ins Auge gefasste Schließung und Aufgabe von St. Peter und Paul in Herbede ist abgewendet. Stattdessen sollen in das Kirchengebäude in den nächsten Jahren sogar 100 000 bis 150 000 Euro investiert werden. Das Aus für die Tochterkirche St. Antonius in Buchholz ist dagegen offenbar nicht mehr zu verhindern.

Die 50-köpfige Koordinierungsgruppe der Großpfarrei St. Peter und Paul, zu der auch Kirchen in Sprockhövel und Wetter gehören, hatte Mitte Oktober die „Perspektivplanung 2030“ vorgestellt. Die Einsparungen sollten danach vor allem die Herbeder Kirchen treffen, die beide im Sanierungsstau stecken. Die Messe hätten die Herbeder Katholiken ab 2025 dann in der Kapelle im ersten Stock des Altenheims Josefshaus feiern sollen.

1835 Unterschriften gesammelt

Der Protest in Herbede regte sich spät, aber offenbar nicht zu spät – jedenfalls für St. Peter und Paul. Innerhalb eines Monats sammelte eine Initiative 1835 Unterschriften für den Erhalt der beiden Gotteshäuser. Pfarrer Burkhard Schmelz (43) versprach, dass deren Schließung noch nicht besiegelt sei und hielt Wort. Er beugte sich mit Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand und Koordinierungskreis nochmals über die Pläne, ließ noch mal alles durchrechnen. Am Mittwochabend stellte er in einer Versammlung mit mehr als 100 Katholiken in der Herbeder Kirche das Ergebnis vor. Streng genommen ist es nur ein Zwischenstand. Dem „Votum“ der Gremien muss am Ende noch der Bischof in Essen zustimmen.

„Die Kirche St. Peter und Paul soll an ihrem Standort erhalten bleiben, die Kirche bleibt im Dorf“, erläuterte Schmelz der Redaktion den Stand er Dinge. In die alte Bausubstanz müsse aber – wie an allen anderen Standorten – in den nächsten Jahren investiert werden. In Herbede sei ein mindestens sechsstelliger Betrag erforderlich. Für St. Peter und Paul überlege man außerdem, „ob man die Kirche nicht auf den historischen Kern zurückbauen kann“. Der ursprüngliche Bau wurde 1889 eingeweiht. In den Sechzigern wurde angebaut und die Sitzkapazität verdoppelt. Der alte und der neue Teil gelten als erneuerungsbedürftig.

Gründung eines Fördervereins ist eine Voraussetzung

Das Geld wird aber auch in Herbede nicht vom Himmel fallen. Deshalb sei es unbedingt erforderlich, so Schmelz, dass sich auch dort ein Förderverein gründe, der sich um Erhalt und Unterhaltung von St. Peter und Paul kümmert. An allen anderen Standorten existierten diese bereits. „Es gibt auch in Herbede durchaus schon Leute, die bereit sind, sich mit dieser Idee anzufreunden.“

In Buchholz gibt es bereits einen Förderverein. Trotzdem scheint das Aus für St. Antonius weiter vorgezeichnet zu sein. Ob es 2020 kommt und ob einer Schließung auch ein Abriss folgt, sei offen, so Schmelz. „Man wird auch dort einen Schritt nach dem anderen machen.“ Auch in Buchholz komme es entscheidend auf das Engagement der Gemeinde an. „Die Mitwirkung der Leute ist ganz wichtig, daraus kann auch etwas Neues entstehen.“ Klar sei jedenfalls, dass man gemeinsam eine gute Lösung für die in Buchholz sehr aktiven Pfadfinder vom Stamm St. Georg suchen wolle. Die treffen sich im Gemeindehaus, das direkt unter der Kirche ist.

>> Kirchen und Gemeinden der Großpfarrei

Die folgenden Kirchen/Pfarrgemeinden gehören zur Großpfarrei St. Peter und Paul Herbede – Sprockhövel – Wetter: St. Peter und Paul Herbede, St. Antonius Buchholz, St. Augustinus und Monika Wetter-Volmarstein, St. Liborius Wetter-Wengern, St. Januarius Sprockhövel-Niedersprockhövel und St. Josef Sprockhövel-Haßlinghausen.

Die katholische Großgemeinde hat rund 13 000 Mitglieder. Davon gehören rund 2500 St. Peter und Paul in Herbede und 500 St. Antonius in Buchholz an. Das Pfarrhaus neben der Kirche St. Peter und Paul wurde bereits abgerissen. Dort wird derzeit ein Haus mit Wohngruppen für Menschen mit Demenz gebaut, Träger ist das Herbeder Josefshaus.

Kommentar: Chance der Krise

Herbede ohne die Kirche St. Peter und Paul, das hätte man sich kaum vorstellen können und wollen. Zu ihrer langen Geschichte gehören Namen und Gesichter wie Pfarrer Georg Kurowski und Jochen Winter, die Herbede – die Gemeinde und den Ort – mitgeprägt haben. Die Zeit dieser Urgesteine ist wohl vorüber. Dass wenigstens das Gotteshaus erhalten bleibt, ist eine frohe Botschaft.

Kirchen sind aber mehr als aufgehäufte Steine. „Lebendige Steine“ sollen Christen sein, heißt es schon in der Bibel. Auf das Mitmachen der Gemeindemitglieder kommt es mehr denn je an, wenn Kirche in Herbede Zukunft haben soll. Darin liegt die Gefahr, aber auch die Chance der Krise. Für Katholiken, da kann ich mitreden, ist das ein schmerzlicher, aber am Ende befreiender Lernprozess. Johannes Kopps