witten. . Stadtteilforum Mitte beleuchtet rasanten Wandel der City. Bürger können auf einer Online-Karte die Quartiersentwicklung mitgestalten.
„Voller Erschrecken“ habe sie festgestellt, dass das letzte Stadtteilforum Mitte vor fast vier Jahren stattfand, meinte Bürgermeisterin Sonja Leidemann jetzt im großen Saal der Johannisgemeinde. Höchste Zeit also für eine Neuauflage. Denn die City hat sich seither rasant gewandelt und auch künftig gehörigen Erneuerungsbedarf. Wie’s weitergehen könnte, diskutierten Bürger und Verwaltung am Dienstagabend (5. 12.) in den Gemeinderäumen an der Bonhoefferstraße.
Erfreulich gut gefüllt waren die Plätze bei diesem Stadtteilforum. Zunächst stellte die Verwaltung – u. a. Baurat Rommelfanger und Kämmerer Kleinschmidt – einige aktuelle und künftige Bauvorhaben vor und nannte Eckdaten zu Finanzen und Bevölkerungsentwicklung. Dann konnten die Bürger an vier Tischen zu vier Oberthemen mit den Experten diskutieren. Etwa zu Handel, Gewerbe, Kultur und Gesundheit. Oder zu Kindern, Jugend, Senioren und Sozialem. Sowie zu Klima, Umwelt, Verkehr. Nach einer gewissen Zeit konnte die Besetzung der Tische wechseln. Schließlich wurden die Ergebnisse dieser Tischgespräche nochmal der Allgemeinheit vorgestellt.
Derartige Fragen konnten die Bürger bereits im Oktober am Infostand auf dem Wochenmarkt am Rathausplatz diskutieren. Jene Veranstaltung markierte den Startpunkt für das so genannte Integrierte Handlungskonzept Innenstadt, das in nächster Zeit unter Bürgerbeteiligung entstehen wird. Es wird im Auftrag der Stadt Witten von der Planungsgruppe Stadtbüro aus Dortmund erarbeitet.
Das fertige Konzept bildet die Grundlage für zukünftige Förderanträge und formuliert Empfehlungen für die weitere Zukunft der Wittener Innenstadt. Denn eines ist klar: Ohne Landes-, Bundes-oder EU-Förderung wären viele Schmuckstücke im finanzklammen Witten nie entstanden. Man denke an den Umbau des Berliner Platzes und den Citybogen, den Zentralen Omnibusbahnhof, das Mammutprojekt Rathaussanierung und den endlich anstehenden Umbau der Pferdebachstraße samt moderner Überbrückung für den Rheinischen Esel. Auch die Sanierung des Martmöller- und des Ruhr-Gymnasiums durch Förderprogramme des Bundes kündigte Baurat Stefan Rommelfanger im Gemeindesaal von Johannis an.
Und ohne Privat- oder Firmeninvestitionen wären andere Stellen in der City noch lange pure Tristesse geblieben: Man denke an die Sanierung des Bahnhofsgebäudes durch den Wittener Markus Bürger, dessen Engagement an diesem Abend von den Gästen anerkennend beklatscht wurde. Oder an das schmucke Café Del Sol, das der Ödnis der Teppichland-Hallen als peinliche Eingangssituation zur Innenstadt ein Ende setzte.
Die Bürger können das Integrierte Handlungskonzept Innenstadt mit fortschreiben. Nicht nur durch mehrere Diskussionen und Werkstattgespräche in den verschiedenen Innenstadt-Vierteln Anfang 2018, sondern auch durch Online-Beteiligung. Die ist bis 23. März möglich. Und zwar auf der Stadtseite unter www.witten.de/unsere Mitte.
Auf einer interaktiven Karte können dort alle Bürger – also nicht nur Innenstadtbewohner – anklicken, in welchen City-Vierteln ihnen etwas gefällt oder eben nicht und zudem eigene Ideen eintragen. Es hängt also von jedem Einzelnen ab, ob sich auch künftig mitten in Witten was tut.
Mehr Stellplätze für Fahrräder und Autos gefordert
An den vier Tischen des Stadtteilforums wurde heftig diskutiert. An Tisch eins wurden zum Thema Handel, Gewerbe, Kultur und Gesundheit in der Innenstadt folgende Stärken genannt: bürgerfreundliche Veranstaltungen und Feste, aktuelle Weihnachtsbeleuchtung, kurze Wege zu Kulturinstituten und zu Arztpraxen.
Als Schwächen wurden die teils schlechten Zugänge zur Stadt, die vielen Ein-Euro-Shops und Spielhallen, fehlende Anzeigen für freie Parkhaus-Parkplätze und fehlende Sauberkeit vor einigen Geschäften kritisiert. Folgende Verbesserungsideen wurden vorgeschlagen: noch mehr Kultur in der Innenstadt, mehr Fahrradstellplätze, ein ausgeklügeltes Parkleitsystem und die Kita-Betreuung für Berufstätige auszubauen.
An Tisch 2 (Kinder, Jugend, Soziales) wurden zu wenige Sitzmöglichkeiten im Breddegarten und zu wenig Parkmöglichkeiten in der City bemängelt. Als Ideen, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen, kamen Vorschläge für einen Skaterpark im Breddegarten und eine kleine Gastronomie im Voß’schen Garten.
An Tisch 3 (Klima, Umwelt und Verkehr) wurde viel über Wittens Straßen und wie sie aussehen könnten diskutiert. Etwa über Kreisel, Abbiegespuren, mehr Radwege und mehr Abstellmöglichkeiten für Drahtesel.
Und bei den Themen Wohnen und Stadtplanung wurde besonders das kreative Wiesenviertel gelobt. Kritisiert wurden unter anderem die fehlende Aufenthaltsqualtität auf dem Rathausplatz und Lkw-Verkehr auf der sowieso schon belasteten Ruhrstraße.