witten. . Das Bochumer „Liberi“-Ensemble schlüpfte im Wittener Saalbau in 14 Rollen. Besonders beliebt waren Mogli und der Bär Balu.

Ein bunter Ausflug in den Dschungel – gute Idee an einem trüben und kalten Dezembertag. Die überwiegend kleinen Zuschauer im Saalbau warteten denn auch gespannt darauf, dass sich der Vorhang hob und sie in die Welt von Mogli und seinen Freunden entführt wurden.

Das „Liberi“-Theater, 2008 in Bochum gegründet, hat sich erfolgreich auf märchenhafte Musical-Produktionen spezialisiert und war mit dem „Dschungelbuch“ am Wochenende (2. Dezember) in Witten zu Gast. Sechs Darsteller in 14 Rollen ließen die weltbekannte Geschichte von Rudyard Kipling um Mogli, den Menschenjungen, der von wilden Tieren aufgezogen wird, auf der Bühne lebendig werden.

Bunt und fröhlich, mit der sympathischen Botschaft, dass Selbstbewusstsein und Freundschaft auch durch schwierige Zeiten hindurchhelfen, kam das Stück beim Publikum sehr gut an. Brix Schaumburg als Mogli verkörperte den Charakter so jungenhaft und ungestüm, dass man vergaß, dass da ein erwachsener Mann auf der Bühne tanzte und sang. Als sein Freund Baghira, der Panther, verzauberte Ines Becher mit ihren geschmeidigen und katzenhaften Bewegungen.

Balu mit Häkelmütze und Shir Khan im Tiger-Frack

Jeder Darsteller gab der jeweiligen Rolle ein unverwechselbares Gepräge, was durch die schönen Kostüme plakativ unterstrichen wurde: Die glitzernde Schlange Kaa wickelte ihr Gegenüber im wahrsten Sinne des Wortes ein, der arrogante Shir Khan stolzierte im Tiger-Frack über die Bühne, die Affen tobten mit wunderbar verrückten Verrenkungen durch den Urwald. Der erklärte Publikumsliebling aber war der Bär Balu. Mit ohrenbesetzter Häkelmütze und flauschiger Plüschhose bis unter die Arme verlieh Stefan Peters dem behäbigen Kumpel an Moglis Seite so viel Herzlichkeit und Gelassenheit, dass ihm die Herzen zuflogen. Nur seine Abneigung gegen die listige Schlange stieß bei einigen kleinen Experten im Publikum auf Kritik: „Schlangen sind doch nicht glitschig!“

Mogli in Gefahr: Die glitzernde Schlange Kaa wickelt ihre Opfer ein.
Mogli in Gefahr: Die glitzernde Schlange Kaa wickelt ihre Opfer ein. © Fischer

Dass dem Stück das letzte Quäntchen Charme fehlte, war nicht die Schuld des tollen Ensembles. Man verbindet das „Dschungelbuch“ einfach so unverrückbar mit dem Soundtrack des Disney-Films, dass es schwerfällt, auf die unvergesslichen Lieder zu verzichten. Den Musikern Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker gelangen aber ganz eigene Ohrwürmer – noch beim Heimgehen trällerten viele Kinder begeistert „Ba-banana-nana“. Vielleicht manchmal ein wenig zu jazzig für das ganz junge Publikum, passten die Songs doch gut zur Handlung. Ein echter Höhepunkt waren Kimberley Unger und Julia Breier als Geier im morbiden Pilotendress, die durch „mehrjährige Berufserfahrung“ eine Art Kummer-Detektor entwickelt hatten. Da stimmte einfach alles – Körpersprache, Musik, Choreographie.

Sehr viel versöhnlicher als in der Literaturvorlage und auch im Zeichentrickfilm präsentierte sich das Ende: Mogli muss sich nicht zwischen seinen tierischen Freunden und seiner menschlichen Herkunft entscheiden. Alle kommen zusammen und feiern die Freundschaft.