Witten. Wenn sich die Ankündigungen der AHE bewahrheiten, braucht bald kein Anwohner mehr die Nase zu rümpfen. Die Müllumladestation kriegt einen Deckel.
- AHE stellte Planung für Kompletterneuerung der Umladestation am Bebbelsdorf vor
- Dafür braucht sie ein städtisches Grundstück von 6000 m² und ein privates von 4000 m²
- Geruchsbelästigung soll deutlich gesenkt werden. Müll wird in geschlossenen Hallen umgeladen
Schöne neue Müllwelt? Die Politik geriet angesichts der Erweiterungspläne der AHE auf der Umladestation am Bebbelsdorf geradezu ins Schwärmen. Verspricht deren Geschäftsführer doch eine deutliche Senkung der von Anwohnern oft beklagten Geruchsbelästigung.
AHE-Chef Johannes Einig (35) schien bei seinem Vortrag im Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung erst gar nicht zu versuchen, irgendetwas zu verharmlosen. „Die Geruchsemissionen sind nicht wegzudiskutieren“, sagte er. Hier habe man anfangs Lehrgeld bezahlt, auch was den Ruf des Unternehmens angeht.
„Wir haben aber einen deutlichen Verbesserungseffekt erreicht.“ Es sei mit allen Anliegern gesprochen worden und „wir haben ein ordentliches Verhältnis“. Gleichzeitig räumte Einig ein: „Ja, es gehen Gerüche davon aus.“ Schließlich werde der Müll auf offener Fläche verladen.
Größerer Tank für Gärreste aus Biogasanlage
Durch die geplante „Einhausung“ und „nachgelagerte“ Abluftreinigung durch einen Biofilter werde sich die Situation weiter deutlich bessern. Eine 2600 m² große Haupthalle soll die alte Umladeanlage ersetzen. Ein Biofilter reinige die Abluft aus der Halle, die abgesaugt werde, ebenso wie die Abluft der neuen Komposthalle.
Die neue Düngeverordnung schreibe eine deutlich höhere Lagerkapazität für Kompost und Gärreste vor. Insgesamt soll sich die Fläche um 10 000 m² vergrößern. Dafür müssen ein städtisches (6000 m²) und ein privates Grundstück (4000 m²) erworben werden. Die Politik gab grünes Licht für den Verkauf durch die Stadt.
Zweite Waage soll Wartezeiten verkürzen
Neben der Haupthalle und einem über 7000 Kubikmeter großen Tank (bisher 4600) für die Gärreste aus der Biogasanlage ist eine kleinere Halle geplant, in der künftig der Bürger mit seinem Müll getrennt abgefertigt wird. Er brauche seine Elektrogeräte dann nicht mehr zwischen den großen Lkw abzugeben.
Außerdem soll es eine zweite Waage geben, so dass sich Wartezeiten verkürzen und ein- und ausfahrende Fahrzeuge nicht mehr dieselbe Spur benutzen müssen. Die Zufahrt soll verlängert werden, so dass möglichst alle Lkw auf dem Deponiegelände stehen können. Parkplätze sind geplant.
„Türen müssen ständig geschlossen bleiben“
Die Reaktionen der Politik auf die Erneuerung der „40 Jahre alten Technik“ (Einig) fiel fast durchweg positiv aus. „Wir sind sehr froh, die AHE in Witten zu haben, besonders, wenn sie die Geruchsbelästigung durch die neue Anlage in den Griff bekommt“, sagte CDU-Fraktionsvize Arnulf Rybicki. Wichtig sei , dass die Türen ständig geschlossen bleiben“, mahnte Klaus Wiegand für die SPD. „Das war ein Riesenproblem.“
Seine Partei, die sich damals sehr für die Biogasanlage eingesetzt habe, hätte seinerzeit die Geruchsbelästigungen in dem Maße nicht erwartet. Wiegand: „Ich hoffe, dass wir sie nahezu auf Null reduzieren.“ Selbst vom Rheinischen Esel aus habe man den Geruch zeitweise wahrgenommen.
Ob das Landschaftsschutzgebiet im Bereich des Walfischbachs berührt werde,wollte Ulla Weiß (Linke) wissen. Das verneinte der AHE-Chef, ebenso wie die Frage, ob durch den neuen Tank die Gefahr von Ausgasungen bestehe und ob sich der Abstand zur Wohnbebauung verkürze. Durch die Verlagerung rückten Verkehr und Halle noch weiter weg von den Häusern.
>>> INFO: Unternehmen investiert zehn bis 15 Millionen Euro
Die AHE, eine Tochter von Stromversorger AVU und Entsorger Remondis mit 34 Millionen Euro Jahresumsatz,
investiert zehn bis 15 Millionen Euro
in die Umladestation am Bebbelsdorf.
Gebaut werden soll ab Mitte/Ende 2018 bis 2020/21 . Die Station schlägt sämtliche Abfälle um – außer Biomüll, der in die Biogasanlage wandert und aus dem Strom für 2500 Haushalte wird. Auf der Umladestation werden jährlich zirka 25 000 Tonnen Restmüll (ca. 1000 Lkw-Fahrten) umgeschlagen und ca. 10 000 Tonnen Sperrmüll. Insgesamt dürfen 80 000 Tonnen umgeschlagen werden, erreicht werden etwa 70 000 im Jahr. Das sind Abfälle aus dem Nordkreis. Die rund 40 000 Tonnen Biomüll (erlaubt: 60 000) für die Vergärungsanlage kommen zu zwei Dritteln aus dem EN-Kreis. Insgesamt fallen laut AHE ca. 10 000 Lkw-Fahrten jährlich an.