Witten. . Der Syrer Jim Issa ist als bester ausländischer Student der Uni Witten/Herdecke ausgezeichnet worden. Der 23-Jährige wird Zahnarzt.

  • Der Syrer Jim Issa ist als bester ausländischer Student der Uni ausgezeichnet worden
  • Gewürdigt wurden seine Leistungen vom Deutschen Akademischen Austauschdienst
  • Der 23-Jährige hat in Bochum auch geflüchtete Jugendliche unterstützt

Vor vier Jahren, mit 18 Jahren, hat Jim Issa viel gewagt. Er verließ sein Heimatland Syrien, seine Eltern, seine Geschwister. Weil er einen großen Traum hatte: ein Studium in Deutschland. Mit 23 hat er dieses Ziel erreicht, ist Zahnmedizin-Student im dritten Semester an der Universität Witten/Herdecke. Dort wurde er jetzt ausgezeichnet – als bester ausländischer Student der Hochschule.

Den Preis erhielt Issa vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Dieser ehrt damit ausländische Studenten oder Doktoranden, die durch besondere akademische Leistungen und darüber hinaus durch ein „bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement“ auffallen, so der DAAD.

In Istanbul sechs Monate auf ein Visum gewartet

Prof. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Uni, hatte den jungen Syrer für die Ehrung vorgeschlagen. Bei der Preisverleihung betonte Zimmer: „Ich freue mich, dass wir Menschen wie Herrn Issa an unserer Universität aufnehmen und ihnen eine Zukunftschance bieten können.“

Jim Issa stammt aus Qamischli, einer rund 100 000-Einwohner-Stadt im Nordosten Syriens, an der Grenze zur Türkei gelegen. Dort sei es derzeit ruhig. „Aber sicher kann man sich nicht fühlen. Im vergangenen Jahr ist mitten in der Innenstadt eine Bombe explodiert“, erzählt er. In Istanbul hat er 2013 ein Visum für die Bundesrepublik beantragt, auf das er sechs Monate warten musste.

Ein Praktikum an der Wittener Zahnklinik

Seine erste Station in Deutschland war Köln, wo ein Cousin ebenfalls Zahnmedizin studiert. Als er über die notwendigen Sprachkenntnisse verfügte, bewarb sich Issa für einen Studienplatz in Düsseldorf, auch in Köln und Bonn – und erhielt Absagen. Von denen der Kurde sich nicht frustrieren ließ. Beim Campustag vor zwei Jahren hat er die Uni Witten/Herdecke kennengelernt, absolvierte an der Zahnklinik anschließend ein Praktikum und konnte sich schließlich im Oktober 2016 stolz an der Uni als Student einschreiben.

„Vor einem Jahr habe ich noch in Bochum gewohnt“, sagt Jim Issa. Für die dortige Diakonie hat er sich vor seinem Studium über ein Jahr lang um jugendliche Flüchtlinge gekümmert. 13-, 14-, 15-Jährige, die ohne ihre Familien auf abenteuerlichen Wegen aus Syrien, Afrika und Afghanistan nach Deutschland geflüchtet sind, Schlimmes hinter sich haben. „Wir waren zusammen, haben gemeinsam gekocht und gelernt, die Freizeit miteinander verbracht.“

Nach Jahren die Eltern im Irak getroffen

Er habe den Jugendlichen Mut machen wollen, ihren Weg zu gehen. „Sie haben mir von ihren Problemen erzählt und ich habe zugehört.“ Was er dabei selbst erfahren hat: „Ist man freundlich zu anderen, beeinflusst dies auch deren Gefühle positiv. Und das ist gut. Weil man sich so leichter in eine neue Gesellschaft integrieren kann.“

Jim Issa lebt heute in Witten. Konnte er hier auch private Kontakte knüpfen? „Ja, ich koche sehr gerne und lade dazu auch Mitstudenten ein.“ Mit Freunden, aber auch alleine hat er sich schon viele deutsche Städte angesehen. „Ich war in München, Hamburg, Berlin, auch schon in Dresden.“ Im September hat er sich mit seinen Eltern in der Stadt Erbil im Irak getroffen. Sich nach gemeinsamen 23 Tagen wieder zu trennen, sei allen schwergefallen. „Wir hatten uns ja Jahre nicht gesehen.“

>>> DER DAAD UND DIE AUSZEICHNUNG

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) gehört zu den bedeutendsten Förderorganisationen für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern.

Der mit 1000 Euro dotierte DAAD-Preis, mit dem ein herausragender ausländischer Studierender oder Doktorand ausgezeichnet wird, wird pro Hochschule und Jahr maximal einmal vergeben.