witten. . Vier junge Leute haben vor drei Jahren ihr Studium in Witten aufgenommen. Ihr Fazit am Studienende: Es war eine schöne Zeit.

Vor drei Jahren hat unsere Redaktion mit Erstsemestern („Erstis“) der Universität Witten/Herdecke über ihre Eindrücke von ihrer neuen Stadt gesprochen. Vier Studenten haben wir jetzt wiedergetroffen und sie gefragt, wie es ihnen in Witten ergangen ist.

„Anna, good to see you!“, freut sich Christian Walker und setzt sich an den Tisch zu August Andreae, Raphael Landua und Anna Dißmann. 2014 saßen sie schon einmal zusammen mit Kommilitonen und dem Reporter an diesem Tisch im Klimbim im Wittener Wiesenviertel. Als sie vor drei Jahren ihr Studium an der Uni begonnen haben, gaben sie sich in der Kneipe im Wiesenviertel gegenseitig Tipps. Etwa, dass es am „Kamener See“ besonders schön sei.

Umzug nach Berlin für eine Anstellung

Gemeint war der Kemnader See, das wissen die vier mittlerweile. „Ich bin letztens endlich mal durch die hinteren Stadtteile gefahren, bis nach Bommerholz“, erzählt Christian Walker begeistert. Das Studium der vier neigt sich dem Ende zu. Ihr Resümee: Es war eine schöne Zeit in Witten: Aber jetzt reicht es auch – zumindest dreien von ihnen.

Raphael Landua hat als Erster die Stadt verlassen. Der 27-Jährige ist nach Berlin gezogen, wo er für einen FDP-Bundestagsabgeordneten arbeitet. Der Student hatte sich auch bei der Wittener FDP engagiert. Dies war ihm wichtig, um die „Uniblase“ zu durchbrechen, wie er betont. Christian stimmt ihm zu. Er hat schon früh den Kontakt zu Wittener Vereinen und Initiativen gesucht: zum Kinderschutzbund, zum Wittener Internationalen Netzwerk Kontrakt und zum Christopherus-Hof. Auch die Wittener Grünen profitieren vom Engagement des 29-jährigen Nordfriesen.

„Mich zieht es eher ins Ausland“

Die Politik-Studenten Raphael und Christian finden, dass eigentlich viel mehr Studierende den Weg ins „Wittener Leben“ suchen müssten – so, wie es in der Flüchtlingshilfe schon funktionierte. „Die Uni versucht schon einiges, um die Uniblase zu durchbrechen, aber das muss noch mehr von uns Studis kommen“, findet Christian.

Alle vier beschreiben, dass sie sich in den letzten drei Jahren wohlgefühlt haben. Aber: Dies sei vor allem der Universität zu verdanken. Denn ihr Leben habe sich vor allem unter ihresgleichen abgespielt. Heißt: Hochschule, WG-Leben – und das Wiesenviertel. „Nur wenige kommen aus der Uni-Komfort-Zone raus“, sagt Anna Dißmann. Der 23-jährigen Berlinerin kamen ihr Studium (Politik, Philosophie und Ökonomie) und die Stadt zeitweise zu eng vor. Ihre Lösung: „Ich habe dann Kurse und Sportkurse an der Ruhr-Uni Bochum belegt.“

Der traumhafte Blick vom Bergerdenkmal

Anna wird genauso wie August Andreae Witten wieder verlassen, sobald ihr Studium in den nächsten Monaten beendet ist. „Mich zieht es eher ins Ausland. Trotzdem empfinde ich in Witten ein Gefühl der Geborgenheit, weil es so schön überschaubar ist“, sagt der 22-jährige August. Von der Beschaulichkeit der Stadt und „der schönen Landschaft“ sprechen sie immer wieder. August schwärmt vom Blick, den man vom Bergerdenkmal hinab auf die Ruhr hat – „traumhaft“. Anna hat sich in das Muttental verguckt – „zum Laufen“. Raphael gesteht schmunzelnd, dass er gerne „am Tresen in der Alten Post“, stand.

Christian wird Witten noch erhalten bleiben. Denn er hat sich gerade für einen weiteren Masterstudiengang an der Uni Witten eingeschrieben: „Ethik und Organisation“. Damit bleibt er Witten also erhalten. „Du hast ja vor drei Jahren schon gesagt, dass Du hier vielleicht mal sesshaft wirst“, meint Raphael lachend und prostet Christian zu. „Ach, sesshaft klingt so langfristig, das ist ja heutzutage gar nicht mehr angesagt. Aber das ist hier schon ein Lebensabschnitt“, erwidert der nachdenklich. Und fügt hinzu: „Ich liebe einfach die Uni total.“ Und: „Ich bin in Witten echt verwurzelt!“