witten. . Mit der Schwalbe in den Ehehafen – Journalisten können nicht anders, wenn an Bord geheiratet wird. In diesem Falle ist das Brautpaar männlich.

  • Seit der „Ehe für alle“ werden auch in Witten die ersten Lebenspartnerschaften umgewandelt
  • Patrick Thimm und Karsten Laux heiraten an Bord der Schwalbe und danach noch kirchlich
  • Standesamt rechnet nach dunkler Jahreszeit mit weiteren Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare

Der 5. Mai 2006 wird Patrick Thimm (40) und Karsten Laux (39) immer in Erinnerung bleiben. Das war der Tag, an dem sich die Männer bei einem Hunde-Spaziergang am Kemnader See kennen- und lieben lernten. „Es fühlte sich auf einmal so harmonisch, so gut, so aufgeregt und so erwartungsvoll an“, sagen beide. Nun haben sie geheiratet – und sind damit das erste „Homo-Ehepaar“ in Witten.

Schon vor zwei Jahren schlossen die beiden, die in Stockum wohnen, eine (eingetragene) „Lebenspartnerschaft“. In einer historischen Entscheidung stimmte der Bundestag im Juni mehrheitlich dafür, die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen. Die beiden Wittener wussten, was dies für sie bedeutete.

Sie wollten noch einmal ganz offiziell „Ja“ zueinander sagen. Und zwar vor dem Standesbeamten auf der Schwalbe. Anschließend holten sich die Frischvermählten noch den kirchlichen Segen bei Pfarrer David Raasch in der evangelischen Kirche in Herbede. „Es war ein wunderbarer Tag“, sind sich beide einig. „Wie der schönste Tag des Lebens ja auch sein soll.“

Kontakt zueinander fanden Patrick und Karsten beim Chatten im Internet. Patrick ergriff die Initiative und textete die ersten Zeilen. „Da ging es um Gott und die Welt“, erinnert er sich. „Aber wir beide merkten, dass es von Mal zu Mal viel intensiver wurde.“ Patrick wusste schon lange, dass er sich nach Männern sehnte. Eltern und Freunde hatten gelernt, dies zu akzeptieren und sie konnten damit auch umgehen. Bei Karsten war die Situation etwas anders.

Sich zu outen, fiel Karsten gar nicht leicht

„Ich hatte früher zweimal eine Freundin“, erzählt er freimütig. „Aber das passte nicht. Es wurde Schluss gemacht. Bei Patrick war alles anders. Ich fühlte mich plötzlich richtig gut.“ Sich zu outen, sich also offen zu seinem Schwulsein zu bekennen, war auch vor zehn Jahren noch gar nicht so leicht.

„Das hat mir schon Bauchschmerzen bereitet. Ich war völlig unsicher, wie meine Freunde, mein Vater oder die Kollegen reagieren würden. Aber nachdem ich meine inneren und äußeren Mauern überwunden hatte und akzeptiert wurde, fühlte ich mich viel freier. Ja, ganz einfach glücklich“, erzählt Karsten. Und dieses Glück hält für das Männer-Paar bis heute an.

Neun Lebenspartnerschaften in Ehen umgewandelt

Inzwischen wurden neun Lebenspartnerschaften seit dem Stichtag 1. Oktober in offizielle Ehen mit allen Rechten und Pflichten umgewandelt. Das Paar Laux/Thimm war allerdings das erste mit einer offiziellen Trauzeremonie. Möglich sind solche Umwandlungen auch im Standesamt – quasi am Schreibtisch und kostenfrei. Erforderlich sind dafür lediglich die entsprechenden Papiere. Aber im feierlichen Rahmen – wie bei Patrick und Karsten auf dem Schiff – ist alles natürlich viel schöner!

Ihr gemeinsames Nest teilen sich die beiden mit den Hunden Pia, Pepe und Ben, zwölf Sittichen, den Bewohnern von fünf Aquarien, rund 25 Meerschweinchen, elf Schildkröten, einer Bartagame (das ist eine Echse) aus dem Tierheim und 200 stattlichen Kakteen. „Dies alles ist allerdings nur mit der tatkräftigen Hilfe unserer Nachbarn Inge und Dieter Paschke möglich“, betonen beide. „Als Gastronomen könnten wir uns zeitlich diesen Zoo gar nicht leisten. Wir haben eine Wohnung gefunden mit Familienanschluss. Die Chemie stimmte sofort. Was will man mehr?“ Zäune zwischen den Grundstücken gibt es schon lange nicht mehr.

Auch beruflich miteinander verbunden

Seit fast drei Jahren sind Karsten Laux und Patrick Thimm übrigens die Wirtsleute im „Jever Krog“ an der Meesmannstraße in Herbede. Karsten, als gelernter Koch, steht in der Küche – und ist gleichzeitig der offizielle Pächter. Patrick, als Handwerker und Hausmeister, steht als „kleiner Chef“ hinter dem Tresen und hört sich gerne die Sorgen und Nöte der Kundschaft an. Die Stammkunden kommen gerne und haben die Liebe zwischen den beiden Männern längst akzeptiert.

Eine klassische Rollenverteilung gibt es daheim allerdings nicht. Klar, dass der Koch am Herd steht und der Hausmeister den Akkuschrauber in die Hand nimmt. „Aber ansonsten übernehmen wir die Aufgaben des Alltags gemeinsam“, betonen beide und lachen. Ihr Wunsch für die Zukunft: „Es war schön, es ist immer noch schön und es soll so bleiben...!“