Witten. . Stefanie Kainhorst-Langer hat den „Kunstraum“ an der Bebelstraße eröffnet. Dort malt sie Landschaften. Doch das sieht man nicht immer sofort.

  • Vor einem Jahr hat Stefanie Kainhorst-Langer ihr Atelier „Kunstraum“ an der Bebelstraße eröffnet
  • Dort hält sie die Eindrücke auf der Leinwand fest, die sie bei Spaziergängen in der Natur sammelt
  • 48-jährige Bochumerin malt meist nicht gegenständlich, sondern gibt Stimmungen und Gefühle wieder

Die Filmmusik von „Gladiator“ ist zu hören. Mal mehr, mal weniger dramatische Klänge füllen den Raum mit der hohen Decke. „Dabei kann ich gut abschalten“, sagt Stefanie Kainhorst-Langer. Doch auf dem moosgrünen Sessel hat es sich nur Hündin Greta gemütlich gemacht. Stefanie Kainhorst-Langer dagegen arbeitet. Sie malt und braucht die Musik, um ganz in das eintauchen zu können, was da auf der Leinwand entsteht. Vor einem Jahr hat sie ihr Atelier an der Bebelstraße 17 eröffnet.

Mit der Galerie Himmelstropfen ein paar Schritte weiter und dem Atelier EigenARTich direkt gegenüber hat nun der dritte „Kunstraum“ im Annener Quartier eine Heimat gefunden. Dass die Bochumerin hier gelandet ist, war Zufall. „Ich war auf der Suche nach eigenen Räumen und diese haben mir gefallen.“ So entstehen hier ihre meist großformatigen Werke, in denen sie Eindrücke aus der Natur verarbeitet. Allerdings nähert sie sich dem Thema weniger über die konkrete Darstellung. Die 48-Jährige versucht, die Stimmungen wiederzugeben, die sie draußen erlebt.

Malen mit Blick auf die Bebelstraße: Stefanie Kainhorst-Langer fühlt sich wohl im Viertel. Mindestens vier Tage pro Woche verbringt die Bochumerin hier.
Malen mit Blick auf die Bebelstraße: Stefanie Kainhorst-Langer fühlt sich wohl im Viertel. Mindestens vier Tage pro Woche verbringt die Bochumerin hier. © Wäsche

Draußen – das ist in diesem Fall nicht das Meer in südlichen Gefilden oder die Bergwelt der Alpen, sondern die Stemke, ein Naherholungsgebiet in der Nähe von Bochum-Gerthe. „Dort bin ich täglich unterwegs“, sagt die Künstlerin, schließlich braucht Greta ordentlich Auslauf. Stefanie Kainhorst-Langer liebt diese heimische Landschaft und den stets anderen Blick auf sie. Wenn die Sonne durch die Baumwipfel scheint. Der Mond im vereisten Tümpel glitzert. „Oder wenn man wie durch eine Watteglocke läuft und vor und hinter sich nichts mehr sieht und hört.“

Der Mond, ein paar Büsche, ein Strommast

Im Kopf entstehen beim Spaziergang die ersten Skizzen, jene auf Papier folgen später. Dann zunächst meist kleinere Bilder in Öl auf Leinwand. Schließlich die gewaltigen Werke, etwa zwei mal zwei Meter groß. Vier davon hängen vorne im Kunstraum. Wer durch die großen Fenster hineinblickt, kann sie sehen. Und nur noch wenig Gegenständliches darauf erahnen.

Höchstens den Mond (oder ist es die Sonne), ein paar Büsche, einen Strommast auf dem Bild, das gleich gegenüber der Tür hängt. Die beiden Arbeiten zur Rechten: eine ganz grün, eine scheinbar nur gelb. Stefanie Kainhorst-Langer mag es, wenn der Betrachter irritiert ist und sich fragt, was das soll. Den Begriff „abstrakt“ allerdings mag sie nicht so gern.

Sie selbst habe auch nicht immer einen Einfluss auf die Wirkung. „Jedes Bild führt ein Eigenleben.“ Das gelbe zum Beispiel sollte eigentlich die Stimmung eines Spätsommertags einfangen. An Erdbeereis mit Sahne denken lassen. Deshalb versteckt sich rosa Farbe unter den rund 30 Schichten. Doch Stefanie Kainhorst-Langer geht es nicht nur um das Schöne in der Natur. Sie malt auch das Derbe, Schrundige. Laute Musik hilft ihr dabei.

>> INFO

  • Stefanie Kainhorst-Langer hat Grafikdesign studiert und als Illustratorin gearbeitet. Sie malt im eigenen „Kunstraum“ und ist Teil einer Ateliergemeinschaft auf der Essener Zeche Zollverein.
  • Wer sich ihre Arbeiten ansehen möchte, der muss sein Glück versuchen: Feste Öffnungszeiten gibt es an der Bebelstraße 17 noch nicht.