Witten. . Peter Maurer hatte vor 18 Jahren einen Schlaganfall. Doch von den körperlichen Folgen lässt sich der Wittener nicht unterkriegen.
Als er zum Gespräch in die Redaktion kommt, hat Peter Maurer gleich was zu bemängeln: Das sei hier ja überhaupt nicht barrierefrei, sagt der 72-Jährige. Recht hat er, doch wer kein Handicap hat, dem fällt das natürlich nicht auf. Dem Wittener macht seine rechte Körperhälfte nach einem Schlaganfall zu schaffen. Treppen sind da nicht so willkommen, zur Begrüßung reicht er die linke Hand.
Herr Maurer, Sie sind Ansprechpartner für die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Witten-Wetter-Herdecke. Wann hat es Sie selbst erwischt?
Peter Maurer: Das ist 18 Jahre her. Ich war zur Kur in Bad Tölz, als ich am Waschbecken stand und mich plötzlich komisch fühlte. Ich wollte mich kurz aufs Bett legen, aber mein rechtes Bein wollte nicht mit hoch. Nach zehn Minuten habe ich die Schwestern gerufen, die haben den Notarzt alarmiert. Dann ging auf einmal wieder alles, aber eine Viertelstunde später hatte ich ein Taubheitsgefühl in Arm und Bein. Ich wurde nach München in die erste Schlaganfall-Klinik Deutschlands gebracht. Abends fing ich dann noch an zu lallen, fand die Worte nicht mehr. Da wurden die Ärzte ganz schnell. Nach 14 Tagen auf der Intensivstation wurde ich nach Hagen verlegt, wo ich 13 Wochen war.
„Ich bin ein positiv denkender Mensch“
Wie haben Sie die Diagnose Schlaganfall verkraftet?
Zunächst wusste ich nicht, wie mir geschah. Wenn mir früher Behinderte entgegengekommen sind, habe ich immer weggeguckt. Jetzt bin ich selbst behindert. Aber ich bin auch ein positiv denkender Mensch. Ich habe den Rollstuhl schnell in die Ecke gestellt, obwohl ich viele Schmerzen hatte und dauernd umgefallen bin. Und nach einem Jahr zu Hause wollte ich auch wieder arbeiten.
Sie waren Betriebsratsvorsitzender auf der Henrichshütte, haben die Arbeitskämpfe miterlebt. Heute setzen Sie sich als Lotse in NRW für die Rechte behinderter Menschen ein, engagieren sich in Sachen Schlaganfall im Landesverband und auf lokaler Ebene. Warum?
Die Selbsthilfe liegt mir am Herzen. Das ist eine lohnenswerte Aufgabe. Und wir sind die einzige Gruppe im EN-Kreis. Wir tauschen uns zwar auch über unsere Krankheit aus, aber vor allem wollen wir leben. Wir machen lustige Spiele, gehen kegeln – auch im Rollstuhl – und machen regelmäßig Ausflüge.
„Man kann nur auf Signale achten“
Wie kann man sich vor einem Schlaganfall schützen?
Gesund leben. Sonst kann man eigentlich nur auf Signale achten. Bei Taubheitsgefühl in Armen und Beinen oder bei Mundschiefstellung muss man auf direktem Weg ins Krankenhaus. Schnell zu reagieren, das ist das A und O.
Wie eingeschränkt sind Sie heute?
Im täglichen Leben gibt es nichts, was ich nicht mache, ich mache es höchstens ein bisschen langsamer.
>> INFO
- Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Witten-Wetter-Herdecke hat sich vor etwa fünf Jahren gegründet. Sie hat derzeit knapp 30 Mitglieder zwischen 40 und 80 Jahren, darunter zwei Frauen.
- Die Gruppe trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat um 16 Uhr im Ambulanticum Herdecke, Leharweg 2. Interessierte sind willkommen. Kontakt (Peter Maurer): 65294.