Witten. . Die Versandmanufaktur bietet Rundum-Service für 35 Online-Shops. Sie baut den Internet-Auftritt und wickelt die Zahlung ab. Das Geschäft brummt.
- Die Trencom GmbH Versandmanufaktur bietet Rundum-Service für 35 Online-Shops
- Sie baut die Internet-Seiten und wickelt auch die Zahlung ab
- Schmuck und Smoothie-Sendungen werden individuell zusammengestellt
Eisenbahnausbesserungswerk war gestern, hier boomt das Geschäft von morgen. Wer den Strukturwandel „live“ erleben will, muss sich in der früheren Halle 5 der Bundesbahn an der Wideystraße umschauen. Wo einst, auf 6000 Quadratmetern mit eigenem Gleisanschluss, schweres Material für den Schienenverkehr lagerte, blüht heute der Online-Handel.
Die Trendcom GmbH Versandmanufaktur, deren Vorläufer Frank Hammermeister (54) vor 20 Jahren in Bochum gründete, feiert dort gerade ihr Einjähriges in Witten. Der Maschinenbauingenieur, der zuvor in der Automobilindustrie Fachmann für Automatisierung und Prozessoptimierung war, machte sich 1997 selbstständig. Er erklärte Mittelständlern, wie sie ihre Logistik auf Vordermann bringen können. Dann startete er 2009 mit einem Kunden durch – mit einem Modelabel, das damals täglich 30 bis 40 Pakete verschickte.
6000 Warensendungen täglich
Die heutige Versandmanufaktur ist kein Zustellservice – das erledigen die Lkw von DHL und UPS für sie, die heute bis zu 6000 Warensendungen täglich an der Rampe einladen. Was am frühen Nachmittag aufgegeben wird, soll am nächsten Tag beim Verbraucher eintreffen. In zwei Jahren will Hammermeister „same day delivery“ anbieten können. Lieferung am Bestelltag. „Wir arbeiten daran.“
Die Trendcom GmbH ist ein Logistiker mit Hochregallager, aber darüber hinaus noch viel mehr. „Wir übernehmen – je nach Wunsch – das Fulfillment für Online-Shops“, erläutert Frank Hammermeister. Er bietet sich als „Erfüllungsgehilfe“ an und kann dabei auf eine hohe Dienstleistungstiefe verweisen. Die Palette reicht vom Programmieren der Onlineplattform, über das Lagern und Zusammenstellen der Waren bis zum Abwickeln des Zahlungsverkehrs.
Dienstleister für 35 Online-Shops
35 Online-Shops zählen Firmengründer Frank Hammermeister und Sohn Florian (29) heute zu ihren Kunden. Im vorderen, Tageslicht durchfluteten Großraumbüro arbeiten Programmierer und Kaufleute. Für einige Kunden machen sie auch das Call-Center gleich mit.
Und sie beraten diese auch bei Online-Marketing-Kampagnen. Das läuft heute zum Beispiel so: Wenn ein bekannter Blogger oder Youtuber, die die Werbebranche „Influencer“ (Beeinflusser) nennt, sich in den sozialen Medien mit einem bestimmten Armbändchen zeigt, kann es im Online-Shop schon mal Aufträge hageln. „Eine Million Follower bei Instagram können 500 Bestellungen bringen“, sagt Florian Hammermeister.
Ausgeklügelte Verpackung, teils mit Grußkarte
Im Hochregallager nebenan sind 40 000 Shop-Artikel eingelagert – von Smoothies, über Damen- und Herrenmode, Schmuckartikel, bis zu Design-Sesseln und Baustoffen. Den hochgestecken Anspruch „Manufaktur“ begründet der Chef mit der hochwertigen und teils selbst entwickelten Verpackung. Für Taschen gibt es ein aufblasbares Innenleben. Schmuck kommt schon mal mit personifizierter Grußkarte.
Und: Die Mitarbeiterinnen packen nicht nur ein, sie „individualisieren“ Artikel je nach Bestellung auch. Sie montieren das gewünschte Armband an die Uhr. Stellen die georderten Smoothie-Sets für den gewünschten Tag oder die Woche zusammen. Die Gemüsesäfte lagen natürlich gekühlt und werden auch in Thermoverpackung ausgeliefert.
Innovative Produkte finden schnell in den Markt
Der letzte Schrei: Zwillinge aus Frankfurt, ein Koch und ein Produktdesigner, haben ein wertiges Schneidebrett für die kleine Küche entwickelt. Das gibt’s in Ahorn, Eiche oder Buche, mit angehängten Vorratsschalen aus Edelstahl oder Kunststoff. Zusammengestellt und verpackt wird alles in der alten Halle 5. Vor einen halben Jahr ist das Produkt gestartet. „Heute gehen bei uns jeden Tag 60 bis 70 Bretter raus“, so Florian Hammermeister.
>> Trendcom will weiter wachsen
Die Trendcom GmbH Versandmanufaktur beschäftigt 80 Mitarbeiter. Sie setzt auf Nachwuchs aus dem eigenen Haus und bildet derzeit zehn Azubis aus – Fachkräfte für Lagerlogistik, Bürokaufleute und Fachinformatiker. Das Unternehmen sucht weitere Auszubildende und Quereinsteiger.
Die Halle 5 (Baujahr 1895) hat Tiefbauunternehmer Stefan Drückler von der Bahn gekauft und modernisiert. Von 2000 bis zum Einzug von Trendcom hatte ein Verbandsmittelhersteller dort seine Logistik. Drückler hat die Genehmigung, daneben zwei weitere Hallen mit je 4000 m2 zu bauen.
Rat: „Einzelhandel sollte auf Doppelstrategie setzen
Ist der Online-Handel verantwortlich für die Krise des Einzelhandels? Bei vielen seiner Kunden sei die Schnittmenge mit dem klassischen Einzelhandel gering, so Frank Hammermeister. Den grundsätzlichen Zielkonflikt bestreitet er nicht. Er verweist aber auf mögliche gegenseitige „Mitnahmeeffekte“.
Grundsätzlich sei der Trend wohl unumkehrbar. „Immer mehr Leute in allen Altersgruppen kaufen online.“ Hammermeister glaubt aber, dass beide Seiten voneinander profitieren können. „Der Einzelhandel muss kreativer werden. Mit einem Multi-Channel-Konzept könnte er wieder erfolgreich werden. Er muss seine Produkte stationär und online anbieten.“
Der Online-Kunde könne das Produkt weder anfassen noch anprobieren. Diesen Mangel könne der stationäre Handel zum Konzept machen. „Er kann zum Showroom in der Innenstadt“ werden und dem Kunden anbieten: „Wenn du das kaufen willst, liefere ich es dir heute oder morgen vor die Tür.“ Mit einer Onlineplattform könne jeder Händler zudem das Kundenverhalten präzise messen. „Mit den Daten könnte er sein Sortiment und die Werbung besser ausrichten.“