Witten. . Mehrere Ämter werden schrittweise an die Brauckstraße „ausgelagert“. EDV macht den Anfang. Drei Tage soll ein Umzug im Schnitt dauern.
- Weil das Rathaus saniert wird, ziehen 275 Stadtmitarbeiter schrittweise um
- 70 Mitarbeiter gehen vom Süd- in den Nordflügel, 170 werden in die Flüchtlingsunterkunft an der Brauckstraße „ausgelagert“
- Für den Fall, dass erneut Asylbewerber nach Witten kommen, hält die Stadt 150 Plätze frei
Nach Jahren des Planens ist es nun soweit: Ab kommender Woche verlassen 275 Stadtmitarbeiter schrittweise ihre Büros. Weil das Rathaus saniert wird, ziehen 70 Mitarbeiter vom Süd- in den Nordflügel. 170 werden in die fast leer stehende Flüchtlingsunterkunft an der Brauckstraße „ausgelagert“ – genauso wie die 35 Mitarbeiter der Stadtkasse, die derzeit noch im Forschungs- und Entwicklungszentrum der Universität Witten/Herdecke eingemietet sind.
Den Anfang macht am 25. Oktober das Amt für Datenverarbeitung und Kommunikationstechnik. „Wenn sich die Kollegen eingerichtet haben, bereiten sie die Infrastruktur für die anderen vor“, sagt Klaus Böde, Leiter des Gebäudemanagements. Nach der EDV sind die Geschäftsbuchführung und Stadtkasse dran (6.11.), das Ordnungsamt (8.11.) und das Jugendamt (15.11., 22.11. und 13.12.). Es folgen das Organisations- und Personalamt (29.11.), die Kämmerei und die Abteilungen Seniorenhilfe und Betreuungsstelle (6.12.).
Es bleibt Platz für 150 Flüchtlinge
Drei Tage hat jedes Amt im Schnitt Zeit, um seine Kartons im Rathaus zu packen, diese mit Hilfe eines Umzugsunternehmens in die Brauckstraße zu befördern und sich dort neu einzurichten. „Das Ganze ist generalstabsmäßig geplant“, sagt die Bürgermeisterin – auch, damit es möglichst wenig Ausfälle gibt. Die Bürger werden laut Stadtsprecherin Lena Kücük rechtzeitig informiert, wann sie ein bestimmtes Amt nicht erreichen. Ursprünglich sollten die Mitarbeiter beim Umbau in ihren Büros bleiben. „Während der ersten Fassadenarbeiten hat sich aber herausgestellt, dass die Geruchs- und Lärmbelästigung zu groß ist“, sagt Sonja Leidemann.
Akten ziehen nicht mit um – sie sind digitalisiert
Insgesamt kostet die Rathaussanierung inklusive Umzug etwa 25 Millionen Euro. Rund 60 Prozent werden aus Fördertöpfen bezahlt.
Der Umzug wird „papierlos“. Seit Jahren digitalisiert die Stadt ihre Akten. Als Letztes sind die 35 000 Dokumente des Jugendamts dran. Am 14.11. werden sie abgeholt und vernichtet.
Dass ein Großteil der Mitarbeiter in die Brauckstraße zieht, sei einer glücklichen Fügung zu verdanken, sagt die Bürgermeisterin. Die Stadt habe das Gebäude nicht in der Form benötigt wie geplant, weil weitaus weniger Flüchtlinge nach Witten gekommen seien als zunächst angenommen. Man könnte es auch so sagen: Die für über 700 Flüchtlinge konzipierte Unterkunft steht fast leer und kostet die Stadt monatlich 200 000 Euro an Miete. Andere Städte schließen deshalb solche Großunterkünfte. Nun hat Witten zumindest eine andere Nutzung gefunden. Und falls doch wieder mehr Schutzsuchende kommen?
„Für den Fall haben wir hier Räume für 150 Personen freigelassen“, sagt Leidemann. „Zusätzlich zu den vorhandenen.“ Sie selbst wäre übrigens auch gern an die Brauckstraße gezogen. „Ich wurde aber gebeten, im Rathaus zu bleiben.“ Die Bürgermeisterin plant hier trotzdem ein mobiles Büro. „Auch um zu demonstrieren, dass das hier ein guter Standort ist.“ 2021 soll das Rathaus dann „komplett anders sein, als es heute ist“.