Witten. Falschparker können Löscheinsätze der Feuerwehr behindern. Ist für die Retter aber kein Durchkommen, kann das Menschenleben gefährden.

  • Am Samstag (7.10.) war Wittens Feuerwehr gemeinsam mit dem Ordnungsamt in der Stadt unterwegs
  • Angefahren wurden auf der Testfahrt Straßen, in denen es für Retter eng werden kann
  • Am Samstag war dies im Hammertal und in der Straße Sternbergsiepen der Fall

Es ist kein tägliches Ärgernis, kommt aber immer wieder vor und gefährdet im schlimsten Falle Menschenleben: Autofahrer, die in Wittener Straßen so parken, dass ihre Fahrzeuge die Feuerwehr bei Rettungseinsätzen ausbremsen. Eine rund fünfstündige Testfahrt der Retter gemeinsam mit dem Ordnungsamt am Samstag zeigte, wo es im Falle eines Feuers heikel geworden wäre. Etwa im Hammertal.

Dort kamen die Retter mit ihrem Einsatzfahrzeug zwar gerade noch durch, „aber durch parkende Autos war es dort so eng, dass die Feuerwehr im Ernstfall zu wenig Platz gehabt hätte, um ihre Gerätschäften auszupacken“, sagte Stadtsprecher Helmut Sonder. In Annen, Durchholz, am Crengeldanz und im Hammertal seien gezielt schmale Straßen angesteuert worden, „von denen man wusste, dass es dort eng wird“.

Feuerwehrfahrzeug machte gleich wieder kehrt

Ändern müsse sich auch etwas in der Straße Sternbergsiepen (Durchholz). Sonder: „Dort hat das Feuerwehrfahrzeug gleich wieder kehrt gemacht, weil an ein Durchkommen nicht zu denken war. Um einige besonders dreiste Falschparker ein wenig aufzurütteln, wurden zuvor noch ein paar Knöllchen verteilt.“ Feuerwehr und Ordnungsamt überlegten jetzt, welche Maßnahmen nötig seien, um die Situation an besonders problematischen Stellen zu verbessern.

Wittens Feuerwehrsprecher Ulrich Gehrke möchte nicht allen Autofahrern, die bei Rettungseinsätzen mit ihren Wagen Durchfahrtswege blockieren, bösen Willen unterstellen. „Es gibt natürlich dreiste Leute. Aber viele stellen ihren Wagen zum Beispiel abends an die Straße und bedenken nicht, dass da nicht nur ein anderes Auto vorbeipassen muss, sondern vielleicht auch die Feuerwehr oder ein Rettungswagen.“

„Wir können nicht auf den Abschleppdienst warten“

Was passiert, wenn nicht nur bei einer Testfahrt der Feuerwehr – wie an diesem Samstag – kein Durchkommen ist, sondern im Ernstfall? „Wir können nicht auf den Abschleppdienst warten. Es kann sein, dass ein Außenspiegel oder ein Kotflügel eines geparkten Autos dran glauben muss. Das führt zu viel Ärger für die Feuerwehr und auch für den Halter“, so Gehrke. Stehe ein geparktes Fahrzeug zur Hälfte in der Fahrbahn, sei schon einmal Handarbeit gefragt. „Da steigen wir dann aus und schieben Schüppen unter die Räder des Autos. Dann versuchen wir, es mit vereinten Kräften zur Seite zu schieben.“ So etwas dauere natürlich lange und werde nur selten gemacht.

Werde es eng, versuche man unter Umständen auch auf anderem Weg den Brandort zu erreichen. „Nur besteht ein Löschzug aus mehreren Fahrzeugen. Wenn die alle in einer engen Straße zurücksetzen müssen, ist das ein Riesenzeitverlust. So etwas kann Menschenleben gefährden“, betont Ulrich Gehrke.

Im Notfall hilft oft der Klang der Martinshörner

Manchmal genüge es auch, in engen Zonen alle Martinshörner anzumachen. „Die Leute werden dann durch die Lautstärke auf uns aufmerksam und fahren ihre Autos zur Seite.“

Von der Kreisleitstelle in Schwelm heißt es, dass man bei Einsätzen oft beobachte, dass Autofahrer nicht falsch, sondern wie erlaubt parkten. „Ein normaler Pkw kommt durch, aber bei Einsätzen der Feuerwehr wird es zu eng“, so Markus Goebel, Leiter der Kreisleitstelle.

Retter werden bei Einsätzen im Kreis auch angepöbelt

Grundsätzlich gebe es im dichtbesiedelten NRW eben viele Autos. „Der Verkehr hat in den letzten 20 Jahren immens zugelegt. Jeder durchschnittliche Haushalt hat doch heute zwei Wagen.“ Was Goebel privat auf den Autobahnen auffällt: „Bei Unfällen funktioniert das mit den Rettungsgassen noch nicht wirklich richtig.“

Was ihn auch umtreibt: Retter würden bei ihren Einsätzen im Kreis auch angepöbelt. „Da rufen Leute die Kreisleitstelle in Ausnahmesituationen an. Sie stehen unter Druck, da liegt vielleicht die Ehefrau am Boden und rührt sich nicht mehr.“ Manche Anrufer verstünden dann nicht, warum die Kreisleitstelle zur Einschätzung der Lage vor Ort Fragen stelle – wie etwa: Was ist passiert? Welche gesundheitlichen Probleme hat ein Kranker? Gibt es bei einem Unfall mehrere Verletzte?

Kreisleitstelle wird mit Taxizentrale verwechselt

Auf solche Fragen reagierten Anrufer am Telefon schon einmal pampig, mit Beleidigungen und auch Bedrohungen, berichtet der Leiter der Leitstelle. „An der Tagesordnung“ sei, dass Menschen alkoholisiert die 112 wählten „und meinen, wir sind ein Taxi, das sie ins Krankenhaus fährt, weil sie sich schlecht fühlen“.

>>>STRAFEN, MIT DENEN PARKSÜNDER RECHNEN MÜSSEN

Nach Angaben der Stadt Witten kostet das Abschleppen eines Autos inklusive aller Verwaltungsgebühren rund 200 Euro.

Bei Parkverstößen geht es ohne Behinderung mit 15 Euro los. Länger als eine Stunde kostet es 25 Euro. Bei Parkverstößen mit Behinderung werden 25 Euro fällig. 35 Euro muss berappen, wer länger als eine Stunde falsch parkt und dabei andere behindert.

Neben einem Bußgeld von 60 bis 65 Euro gebe es auch noch einen Punkt in Flensburg, wenn Feuerwehr- oder Rettungsfahrzeuge im Einsatz behindert werden, so die städtische Verkehrsabteilung.