Witten. . Prof. Christel Bienstein gilt als Pflege-Pionierin. Jetzt geht sie an der Uni Witten/Herdecke in den Ruhestand – aber noch nicht ganz.
Prof. Christel Bienstein hat das erste Pflege-Studium an einer deutschen Universität auf den Weg gebracht. Jetzt geht die Macherin an der Uni Witten/Herdecke in den Ruhestand – zumindest ein bisschen.
Als sich die Universität Witten/Herdecke (UW/H) 1994 auf den Weg machte, die Pflegewissenschaft in Deutschland aus den Kinderschuhen zu heben, war Christel Bienstein dabei. Die langjährige Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft hat ihre akademische Disziplin geprägt wie kaum ein anderer. Die Wissenschaftlerin verlässt die Hochschule noch nicht ganz. Bis zum September 2018 wird sie mit einer 20-Prozent-Stelle an der Hochschule eingebunden sein, dort weiterhin lehren und auch noch zwei interdisziplinäre Projekte begleiten.
Auch Barbara Steffens kam nach Witten
Zur feierlichen Verabschiedung von Christel Bienstein waren viele ehemalige Wegbegleiter, Kolleginnen und Kollegen sowie prominente Laudatoren nach Witten gekommen. Die ehemalige NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens sagte: „Vielen Dank für Ihr Engagement und für alles, was Sie mir in dieser Zeit beigebracht haben.“ Bienstein habe den Blick „immer auf die Pflegenden und Pflegebedürftigen gerichtet“, so Steffens weiter.
Prof. Martin Butzlaff, Präsident der Uni Witten/Herdecke, bezeichnete die Pflege-Pionierin als „hervorragende Krankenschwester, Lehrerin, Professorin, Wissenschaftlerin, Moderatorin und Unternehmerin“. Der Dekan der Fakultät für Gesundheit, Prof. Stefan Wirth, sagte: „Es ist eine Ihrer wesentlichen Stärken, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern Dinge einfach auch einmal zu machen und auszuprobieren.“
29 Wittener Absolventen haben eine Professur inne
Und das hat sie in den zurückliegenden Jahrzehnten immer getan. Die Bilanz des Departments kann sich sehen lassen: Mittlerweile haben die Wittener Pflegewissenschaftler rund 500 Absolventen und 70 Promovenden hervorgebracht. 29 davon haben Professuren in Deutschland und der Welt inne.
Dabei waren die Anfänge des Departments chaotisch. 1996 startete der erste Studiengang noch ohne staatliche Anerkennung. Erst wenige Wochen vor dem Abschluss erfolgte die Akkreditierung. „Die ersten Studierenden haben großen Mut bewiesen“, sagte Bienstein, die die Aufbruchszeit, in der in Deutschland aus der Pflege eine Wissenschaft wurde, von Anfang an miterlebt hat. Gemeinsam mit drei Mitstreiterinnen hat sie damals das erste Konzept für ein pflegewissenschaftliches Studium an einer deutschen Universität erstellt.
Bienstein wird sich für Pflegekammern einsetzen
Ein Fernziel hat sich die gelernte Krankenschwester, die später Germanistik, Geschichte und Pädagogik studierte, für die Zeit ihres (Un-) Ruhestandes noch auf die Fahnen geschrieben. „Ich werde mich mit aller Kraft für das Konzept der Pflegekammern einsetzen. Ähnlich wie bei den Ärzten dürfte das der Pflege einen höheren Stellenwert verschaffen und dafür sorgen, dass sich für die Pflegenden weitere Türen öffnen.“ Die Professorin ist auch Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe sowie Vorsitzende des unabhängigen Beirats Familienpflegezeit im Familienministerium.