Witten. . Das Foto-Rätsel zeigte die 1861 gegründete Brauerei Niederschulte. Sie betrieb drei Ausschankstellen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Gerste knapp.
- Auflösung des Foto-Rätsels: Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigte die Brauerei in der Oberstraße
- Die Brauerei Niederschulte fing dort 1861, ging später in die Kronenbrau Aktiengesellschaft über
- Sechs Menschen waren dort beschäftigt. Im Ersten Weltkrieg wurde dann die Gerste knapp
Dieses Foto-Rätsel war eine ganz harte Nuss! Die etwa hundert Jahre alte Aufnahme zeigt die als Brauerei Niederschulte gegründete spätere Kronenbrauerei in der Oberstraße. Vier Leser erkannten diese wieder und lagen damit völlig richtig. Acht meinten, das müsse doch die Brauerei Dönhoff am Crengeldanz gewesen sein. Ein verständlicher Irrtum. Diese Leserinnen und Leser hatte sicherlich der Hinweis auf den „von dem Betreiber gestifteten Waldbrunnen umringt von Sitzgelegenheiten“ auf die falsche Fährte gebracht. Das war tatsächlich eine Anspielung auf den 1914 gestifteten Dönhoff-Brunnen auf dem Hohenstein. Allerdings: Dieser in bester Absicht gegebene Hinweis war leider falsch. Und die Redaktion entschuldigt sich dafür ausdrücklich bei allen Ratefüchsen! Sie war bei der Bildauswahl selbst einem Irrtum aufgesessen, hatte die Brauereien verwechselt.
Bochumer Brauerei investierte mit
1861 gründeten die Brüder Wilhelm und Gustav Niederschulte auf dem Gelände des alten Möllerschen Hofs die „Wittener Brauerei W. Niederschulte“, die zwei Jahre später den Betrieb aufnahm. Als 1904 der zweite der Niederschulte-Brüder starb, wurde Ernste Mellinghaus neuer Inhaber des Unternehmens an der Oberstraße. Er modernisierte das Familienunternehmen, wandelte es 1908 um in die „Kronenbrauerei Aktiengesellschaft“. Investoren waren damals die Märkische Bank Bochum, das Bochumer Textilhaus Baltz und die Bochumer Viktoria-Brauerei. Letztere wollte ihr Pils-Bier über die Kronenbrauerei im Bezirk Witten vertreiben.
Die Brauerei an der Oberstraße holte sich damals mit Eduard Döpper einen neuen Brauereidirektor. Dessen Sohn, Ludwig Döpper, berichtete dieser Zeitung 1986 ausführlich aus der Unternehmensgeschichte. Auf diese Informationen stützt sich auch dieser Artikel. Das Lieblingsbier seines Vaters – „eine wahre Delikatesse“ – war das Weizenkraftbier, das landläufig nur „das Dunkle“ hieß. Vater Pröpper warb dafür mit dem Spruch: „Weizenkraftbier – ein Spezialtrunk für werdende Mütter.“
Drei Ausschankstellen in der Nähe
Bereits 1910 führte die Kronenbrauerei die Blockeisfabrikation nach dem Lindeschen Patent ein. Feste Ausschankstellen gehörten ebenso zu einer Brauerei wie das Sudhaus. Die Kronenbrauerei hatte drei: eine in der Hauptstraße 12, eine in der späteren Gerichtsklause und eine in der Nähe des Gesundheitsamtes.
Die Arbeit in der Brauerei konnte von sechs Leuten bewältigt werden. Das waren ein Küfer (Fassbinder), zwei Maschinisten, zwei Kutscher und ein Vertreter, der damals noch „Reisender“ hieß. Den Transport des Bieres übernahmen insgesamt fünf Pferdegespanne.
Im Krieg wurde nur noch einmal im Monat gebraut
Der Erste Weltkrieg brachte für den bescheidenen, aber gutgehenden Betrieb den Niedergang. Die Gerste wurde für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht. Döpper senior konnte nur noch einmal im Monat brauen. An den Ausschankstellen hing dann ein Schild: „Heute wird ein Fass aufgelegt.“ Dann wurde laut Ludwig Döpper „getrunken, bis das Fass leer war, und anschließend war wieder einen Monat lang nichts“. 1917 wurde der Betrieb eingestellt.
Weitere Brauereien
Die Dönhoff-Brauerei am Crengeldanz, 1845 gegründet, war die älteste Brauerei in Witten. Um 1900 hatte sie etwa 30 Arbeiter und Angestellte. Der Erste Weltkrieg traf sie schwer. 1925 wurde das Brauen eingestellt.
Aus der Hausbrauerei Lürmann (Ruhrtal 7) entstand Mitte des 19. Jahrhunderts die Ruhrtal Brauerei Fr. Brinkmann. Sie wurde 1920 verkauft, ging ein. Seit 2008 braut die Ruhrtal Brauerei (Sonnenschein) auf der Hevener Ruhrseite wieder Bier im Ruhrtal.