Witten. . Das fordern sowohl die Piraten als auch die Groko. Am Montag diskutiert der Rat über den Antrag. Die Tierheim-Leitung zeigt sich skeptisch.
- Das fordern sowohl die Piraten als auch die Groko, allerdings mit unterschiedlichen Modellen
- Am Montag diskutiert der Rat über die beiden Anträge der Parteien
- Die Tierheim-Leitung ist skeptisch: Sie glaubt nicht, dass sich dadurch etwas ändern würde
Das Tierheim ist so voll wie nie – fast 50 Hunde warten auf eine Vermittlung. Ein Vorschlag kommt da genau recht: Für Hunde, die aus dem Heim vermittelt werden, sollten weniger Steuern erhoben werden, fordert die Piraten-Partei – und auch die Groko steigt in dieser (Wahl-)Woche mit ins Boot. Am Montag wird der Rat über das Thema beraten.
Tierheim-Hunde sollten nur halb so viel Steuern kosten – und das ein Hundeleben lang. Diesen Antrag hatten die Piraten im August gestellt, nachdem in dieser Zeitung berichtet worden war, dass das Wittener Tierheim aus allen Nähten platzt. „Wir haben den Tierschutz im Programm, wir wollen, das sich die Lebensbedingungen der Tiere verbessern“, so Stefan Borggraefe.
„Wir wollen ein kleines Zeichen setzen“
Und er ist zuversichtlich, dass es dazu kommen wird. Denn die Groko hat den Vorschlag jetzt aufgegriffen, allerdings einen Änderungsantrag eingereicht: Nicht lebenslang halbierte Steuern, sondern eine komplette Hundesteuerbefreiung begrenzt auf zwei Jahre schwebt ihr vor. Die Verwaltung soll prüfen, welche finanziellen Auswirkungen dies für die Stadt hätte.
„Wir hatten das auch schon länger vor“, versichert CDU-Fraktionsgeschäftsführerin Claudia Gah. Es gehe darum, wie Tierschutz auf kommunaler Ebene praktiziert und das Tierheim sowie Arche Noah entlastet werden können. „Wir wollen ein kleines Zeichen setzen.“ Den Antrag der Piraten habe man deshalb – mit voller Unterstützung der SPD – gerne aufgegriffen.
„Ich glaube nicht, dass wir mehr Tiere vermitteln“
Allerdings scheint der Groko eine lebenslange Steuer-Halbierung mit Blick aufs klamme Stadtsäckel zu viel. „Wir sparen an jeder Schule, wir sparen überall.“ Da sei so etwas nicht vermittelbar. Außerdem müsse an anderer Stelle ein finanzieller Ausgleich für das Minus geschaffen werden. Deshalb will die Groko der Verwaltung den Auftrag erteilen zu prüfen, was die Umsetzung die Stadt denn eigentlich kosten würde.
Im Tierheim kommt angesichts dieser Vorschläge allerdings nur mäßig Begeisterung auf. Grundsätzlich begrüße man zwar den Vorstoß, der in vielen Nachbarstädten bereits gang und gäbe ist. „Aber ich glaube nicht, dass wir dadurch mehr Tiere vermitteln würden“, so die stellvertretende Leiterin Christina Heine. Egal ob halbierte Steuer oder Steuerbefreiung auf Zeit: „Das lohnt sich doch nur, wenn ich für mehrere Hunde zahle.“ Und wer sich schon die Steuer nicht leisten könne, der müsse sich überlegen, ob er sich überhaupt einen Hund anschaffen wolle.
„Andere Städte sind viel billiger“
Bei der Arche Noah sieht man das ganz anders: „Wir werden oft nach der Steuer gefragt, hören das ständig“, so Tierpfleger Carsten Verhoeven. Mancher Rentner müsse seinen Hund abgeben, weil er ihn sich nicht mehr leisten könne. „Wir sind ja in Witten mit der Hundesteuer gut dabei, andere Städte sind viel billiger.“
Das habe auch seinen Grund, erklärt Stadtsprecherin Lena Küçük. „Die Steuer hat eine ordnungspolitische Funktion, damit regeln wir den Bestand der Hunde in der Stadt.“ Aber wenn es im Rat zu einem mehrheitlichen Beschluss komme, werde die Stadt den natürlich umsetzen, „wenn dem nichts entgegensteht“. Das Minus müsse dann halt an anderer Stelle wieder hereingeholt werden.
>>>HEIM VERMITTELT 15 HUNDE NACH WITTEN
Die Hundesteuer in Witten beträgt derzeit für einen Hund 138 Euro im Jahr, bei zwei Hunden 210 Euro je Hund und bei drei und mehr Hunden 258 Euro je Hund. 2016 wurden 863 984 Euro an Steuern eingenommen.
Genau 6003 Hunde sind derzeit in der Stadt angemeldet. Das Tierheim hat im vergangenen Jahr 95 Hunde vermittelt, 15 davon nach Witten. Bei der Arche Noah waren es 45 insgesamt, davon „die wenigsten nach Witten“.