Witten. . Erotik-Illustrierte sind aus Zeitschriftenläden oder Tankstellen fast verschwunden. Nur ein Kiosk in Witten führt noch „Herrenmagazine“.

  • Aus fast allen Zeitungskiosken der Stadt sind die auf dünnem Papier gedruckten Erotikmagazine verschwunden
  • Nur in der Trinkhalle Can an der Kurt-Schumacher-Straße läuft das noch Geschäft gut
  • Selbst das Erotikgeschäft führt nur noch eine Postille

Im Leben der Schmuddelhefte hat wohl bald das letzte Schäferstündlein geschlagen. Aus fast allen Zeitungskiosken der Stadt Witten sind die auf dünnem Papier gedruckten Erotikmagazine verschwunden.

Nur in der Trinkhalle Can an der Kurt-Schumacher-Straße läuft das Geschäft gut. „Weil man diese Hefte sonst nirgendwo mehr kaufen kann“, sagt Mitarbeiter Thomas Rechenfelderbäumer.

Der Klassiker heißt „Schlüsselloch“

Natürlich können sich alle Anwesenden ein Grinsen nicht verkneifen. Die Schmuddelhefte stehen im Regal ganz oben links und sind mit einer Pappe abgedeckt. Damit die vielen Kinder, die sich in dem Kiosk eine gemischte Türe kaufen, nix zu gucken haben. Handschriftlich sind die Titel der Magazine auf die Pappe geschrieben: „Praline Extra“, „Sexwoche“, „Heiße 50er“, „Schlüsselloch“ oder „Reif & sexsüchtig“ heißen sie – und man ahnt, dass diese Heftchen wohl eher ein älteres Publikum ansprechen.

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Peinlich kichernd heimlich hineingucken, wie es Generationen von Jugendlichen in vielen Wittener Kiosken taten, geht freilich nicht. Und dass ein pubertierender Jüngling mit hochrotem Kopf so ein Ding kauft, kommt auch nicht mehr vor. Das Geschäft mit den nackten Tatsachen brummt längst im Internet – und meist gratis.

Stammkunden kommen freitagmorgens

Aber es gibt sie noch, die treuen Leser. „Unsere Stammkunden wissen genau, wann das nächste Heft erscheint. Und dann stehen die hier freitagmorgens auf der Matte und nehmen einen ganzen Schwung mit“, sagt Verkäuferin Angela Fontebasso. In der Trinkhalle ist man fast ein bisschen stolz darauf, dem Schmuddelheft noch ein Dasein zu gönnen.

Anders sieht es im Hauptbahnhof aus. Im gut sortierten Zeitschriftengeschäft findet man zwar den „Playboy“, aber wo sind dessen Gespielinnen? „Wir haben hinten so einen Karton“, sagt die Verkäuferin. Nur bei Bedarf werde der hervorgeholt, „aber das war im letzten Jahr genau zwei Mal“.

Tankstellen haben Hefte aus dem Sortiment genommen

In vielen anderen Geschäften sucht man die Illustrierten vergeblich. In der Aral-Tankstelle an der Sprockhöveler Straße sind sie längst verschwunden. „Vor vier, fünf Jahren sah das noch anders aus“, meint ein Mitarbeiter. Im Pressegeschäft Tegethoff an der Bahnhofstraße sortierte man die Druck-Erzeugnisse schon vor Jahrzehnten aus, der Absatz sei zu gering gewesen. Bei Storchmann in Herbede habe man diese Heftchen nie geführt. „Warum sollte man etwas auf Papier kaufen, dass es im Internet als Film zu sehen gibt“, merkt Simone Schulewski an. „Dafür gibt es keinen Markt mehr.“

Nun, Gabi Wuttke vom „Erotikland“ an der Ruhrstraße ist da anderer Meinung. Längst führt das Fachgeschäft nur noch eine Postille, die „Happy Weekend“ (und ihren Ableger „Autofahrer Weekend“). Vor einem halben Jahr wurde der Verkauf ganz eingestellt. „Und es gab so viele Nachfragen, dass wir sie wieder ins Programm genommen haben.“