witten. . Viele Wittener haben ihr Kreuzchen schon gemacht. Nie gab es so viele Briefwähler in der Ruhrstadt wie bei dieser Bundestagswahl. Wie kommt das?
- Fast 19 000 Menschen haben Wahlunterlagen beantragt oder schon ihr Kreuzchen gemacht
- Städtisches Wahlamt geht am Ende von rund 20 000 Briefwählern aus, ein neues „Allzeithoch“
- Briefwahlergebnis von letzter Bundestags- und Landtagswahl jetzt schon übertroffen
Noch nie haben sich in Witten so viele Menschen für Briefwahl entschieden wie vor dieser Bundestagswahl. Wenn am Sonntag die 55 Wahllokale öffnen, könnten etwa 20 000 Menschen ihr Kreuzchen schon gemacht haben.
Wahlamtsleiter Michael Muhr (54) spricht von einem „Allzeithoch“. Und so sieht der „Rekord der Rekorde“ in Zahlen aus: Über 18 800 Wahlscheine waren bis Donnerstagmorgen beantragt worden oder teilweise schon ausgefüllt zurückgekommen. Damit hat Witten schon jetzt die Briefwahl der letzten Bundes- und Landtagswahl übertroffen.
„Wir kommen diesmal knapp an die 20 000“, schätzt Muhr. Das wären dann eine Steigerung von 2700 Briefwählern gegenüber der letzten Bundestagswahl und 5500 mehr als bei der Landtagswahl. Die Wahlbeteiligung unter den Briefwählern könnte von 30 auf 35 Prozent steigen..
Nicht mehr nach dem Kaffeetrinken ins Wahllokal
Der Trend zum Kreuzchen per Post oder vorab im Briefwahlbüro im Rathaus ist kein Wittener Phänomen. Aus allen Städten im Ruhrgebiet hört man das. Die jetzt schon wählen, müssen keineswegs am Sonntag alle verreist sein. Viele wollen sich inzwischen einfach den Weg zum Wahllokal sparen. „Mittag essen, Kaffee trinken und dann mit der Familie wählen gehen, das war einmal“, sagt Muhr. Aber natürlich sei der September auch ein beliebter Urlaubsmonat, gerade bei älteren Bürgern.
Hinzu kommen Menschen, die im Ausland leben. „Wir haben Wittener Wähler weltweit.“ Australien, Neuseeland, USA, Chile, Peru, Tansania – überall auf dem Globus steht ein Ralf Kapschack oder Brauksiepe auf dem Stimmzettel. Nur die Online-Wahl ist im Internetzeitalter noch nicht erlaubt.
Stärkere Wahlbeteiligung als vor vier Jahren erwartet
Insgesamt rechnet Muhr am Sonntag mit einer stärkeren Wahlbeteiligung als vor vier Jahren. Damals lag sie bei 70 Prozent. Der Trend, wieder seine Stimme abgeben zu wollen, sei schon bei der Landtagswahl verstärkt zu beobachten gewesen.
Allerdings könnten davon die extremeren Parteien profitieren. Muhr: „Ich schätze, dass Unzufriedene in der AfD ein Sprachrohr finden.“ Auch ehemalige Nichtwähler würden vermehrt am rechten oder linken Rand des Parteienspektrums wählen.
SPD bleibt in Witten vermutlich die stärkste Partei
Die Prognose für Witten? Trotz aller Verluste in den vergangenen Jahren dürfte die SPD (zuletzt 39,4 Prozent, CDU 30,5) ) stärkste Partei bleiben, glaubt der Wahlexperte. Dafür seien die Unterschiede traditionell einfach zu groß. Ralf Kapschack (zuletzt 44 Prozent, Brauksiepe 32,1) ) werde vermutlich wieder das Direktmandat für die SPD holen.
Nicht einzuschätzen seien die kleineren Parteien (Grüne zuletzt 9,7, Linke 7,3, FDP 3,8 und AfD 3,9). Ab 19 Uhr wird im Rathaus mit den ersten Wittener Ergebnissen gerechnet und spätestens ab 20 Uhr mit einem Trend, wenn etwa die Hälfte der 83 Stimmbezirke ausgezählt ist.
Das sind die Kandidaten des Wahlkreises 139 (EN-Kreis II)