Witten. . Der Weltkindertag am 20. September fordert mehr Beteiligung für Junge. In Witten gibt’s das Kinderjugendparlament – das erreicht aber nicht alle.

  • Der Weltkindertag am 20. September möchte mehr Beteiligung für junge Menschen bewirken.
  • Das Wittener Kinderjugendparlament ist eine Möglichkeit
  • Die Hürden zur Beteiligung sind aber hoch

Finn Löhr wünscht sich, dass die Meinung seiner Generation mehr geschätzt wird. Der 18-Jährige freut sich, dass er zum ersten Mal bei der Bundestagswahl wählen darf. Die Wahlbenachrichtigung liegt schon auf dem Tisch. „Auch Jugendliche haben eine Stimme und die muss gehört werden“, findet der Holzkampschüler. Nicht umsonst lautet das Motto des Internationalen Kindertages „Kindern eine Stimme geben“.

Bereits am kommenden Sonntag (17.9.) setzt die Stadt Witten mit einem bunten Programm ein Zeichen zum Weltkindertag am 20. September. Von 14 bis 18 Uhr bieten etwa 40 Organisationen in der Ruhr- und Oststraße Stände und Aktionen an. „Die Idee ist, dass die Straßen auch für Kinder da sein sollen – als Raum zum Spielen und Bewegen“, sagt Paul Anschütz, Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt. Deshalb werden Ruhr- und Oststraße von 12 bis 19 Uhr für Autos gesperrt sein.

Die Stimme junger Menschen geht verloren

Das Deutsche Kinderhilfswerk und die UNICEF Deutschland wollen mit dem Motto zum Kindertag vor der Bundestagswahl dazu aufrufen, mehr Möglichkeiten zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Finn Löhr, der sich im Kinder- und Jugendparlament engagiert, denkt, die Einführung eines Wahlrechts ab 16 Jahren könnte eine Möglichkeit sein.

„Jugendliche in dem Alter wissen teilweise viel Bescheid über Politik“, sagt der 18-jährige Erstwähler. Es gäbe zwar viele Altersgenossen, die sich nicht damit beschäftigen. Aber das frühere Wahlrecht könnte gerade eine Möglichkeit sein, um sie mehr für Politik zu begeistern. „Dann wäre es vielleicht Thema in der Schule. Oder die Jugendlichen würden sich nicht denken: ,Es ist ja eh noch so lange hin, bis ich wählen darf’“, meint der Schüler. „Auf jeden Fall geht so eine Stimme verloren.“

Schüler können mit ihren Anliegen zum Kinderjugendparlament

Jenseits des Wahlrechts bietet die Stadt Witten immerhin mit dem Kinderjugendparlament (KiJuPa) bereits seit 20 Jahren einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche sich mit ihren Anliegen Gehör verschaffen können. Finn Löhr ist seit sechs Jahren gewähltes Mitglied im KiJuPa, das zweimal im Jahr zu Sitzungen zusammen kommt.

Dem Kinderjugendparlament gehören aktuell 42 Mitglieder an. Diese kommen von allen weiterführenden Schulen. Jede Einrichtung kann pro 150 Schüler einen Kandidaten stellen, der von allen Schülern einer Schule zu ihrem Vertreter gewählt wird. Alle zwei Jahre wird neu abgestimmt. Die gewählten Mitglieder arbeiten dann in Arbeitskreisen, die sich in der Regel mit Angelegenheiten zu ihrem Stadtteil beschäftigen: Wo können Spielplätze saniert werden oder wo fehlt ein Angebot für Schüler? „Alle Schüler können mit ihren Ideen zu mir kommen, die wir dann im Arbeitskreis besprechen“, erklärt KiJuPa-Sprecher Finn Löhr.

Nicht viele Jugendliche bringen so viel Einsatz auf

Die Mitglieder des KiJuPa haben ein Rederecht vor städtischen Ausschüssen, wo sie die Anliegen ihrer Altersgenossen vorstellen können. Einer der größten Erfolge, die Finn miterleben durfte, war die Einweihung des Skateparks Herbede im letzten Jahr: „Da hatte ich echt das Gefühl, aktiv sagen zu können, was ich gut finde und was nicht.“

Der Kinder- und Jugendschutzbeauftragte Paul Anschütz gibt zu bedenken: „Das Kinderjugendparlament ist schon eine Form der Beteiligung, mit der man nicht alle erreichen kann.“ Viele Schüler nutzen ein solches Angebot nicht. Noch könne man einige dazu bewegen, sich selbst zur Wahl aufzustellen. Die Arbeit verlangt eine Menge Einsatz, den nicht jeder Jugendlicher aufbringen würde. Anschütz: „Wir arbeiten daran, breitere Formen zur Beteiligung zu entwickeln.“

>>>Weltkindertag in der Wittener Innenstadt

  • Am Sonntag, 17. September, gehört die City von 14 bis 18 Uhr den Kindern. Anlass ist der Internationale Kindertag am 20. September.
  • Etwa 40 Vereine und Organisationen bieten auf Ruhr- und Oststraße zahlreiche Angebote und Aktionen: Von Bewegungsparcours über Bungee-Trampolin bis zur Riesenrutsche. Auch die Jugendfeuerwehr wird mit einem Wagen vor Ort sein.
  • Autos dürfen von 12 bis 19 Uhr nicht auf die Ruhr- und Oststraße fahren. Umliegende Haltestellen werden zwischen 11 und 21 Uhr verlegt und einige Buslinien umgeleitet. Nähere Informationen gibt’s an den Haltestellen.