WitTen. . Postbote Frank Wellenkötter trägt seine Briefe mit dem Elektromobil „Kyburz“ aus.Der Stromflitzer ist in Witten der erste seiner Art.
- Frank Wellenkötter ist Postbote und hat große Probleme mit seinen Knien
- Weil er nicht mehr so weite Strecken laufen konnte, bekam er das Elektromobil „Kyburz“
- In Annen ist der Mann mit seinem Stromflitzer bekannt wie ein bunter Hund
Frank Wellenkötter steigt auf sein gelbes Elektomobil – und ab geht die Post. Lautlos beschleunigt der „Kyburz“ auf 25 Kilometer pro Stunde und braust über das Kopfsteinpflaster in Annen. Vier volle Postkisten ruckeln vorne und hinten auf den beiden Ladeflächen. „Das macht echt Spaß mit dem Ding“, sagt der Postbote, den man in Annen einfach nur Frank nennt.
Seit sechs Wochen benutzt der 54-Jährige das dreirädrige Fahrzeug auf seiner Zustelltour. Grund für die Anschaffung waren anhaltende Knieprobleme. „Ich habe sieben Operationen hinter mir. Da ging das Briefeaustragen zu Fuß einfach nicht mehr.“ Franks Chef hatte die rettende Idee: Ein elektrisches Zustellfahrzeug der Schweizer Firma „Kyburz“ wurde angeschafft.
„Am Anfang haben sie Videos gemacht“
Das Aussehen des Gefährts erinnert stark an das Papamobil des Papstes. „Ich war sofort begeistert. Alles, was mir meine Arbeit leichter macht, ist gut.“ Nach einer kurzen Schulung ging’s los für den Briefzusteller. „Die Annener mussten sich erst mal an den Anblick gewöhnen“, sagt Frank Wellenkötter lachend. „Am Anfang haben sie Videos gemacht und gefragt, ob sie auch mal fahren dürfen.“ 28 Jahre lang hat der Stockumer die Briefe in Annen zu Fuß ausgetragen. Im Durchschnitt kamen dabei über 20 Kilometer am Tag zusammen.
Mit dem Elektro-Dreirad ist er genauso schnell, dafür aber wesentlich entspannter unterwegs. Der Mann springt vor jeder Haustür ab und sprintet die paar Meter bis zum Briefkasten.
„Du wirst auch immer fauler“
An jeder Ecke rufen Annener ihrem Postboten ein freundliches „Hallo“ zu. Natürlich darfs im Pott auch mal etwas herzhafter zugehen. „Du wirst auch immer fauler“, ruft Roland dem Briefträger entgegen. „Wieso? Sowas brauchst Du auch bald für Deinen Bauch“, kontert Frank. „Bloß nicht, dann werd ich ja noch dicker.“ Roland verabschiedet sich mit einem Handschlag. So läuft das in Annen.
Der Stockumer ist mit seinem Mobil bekannt wie ein bunter Hund. Im Hartkortring in der Kruppschen Siedlung freuen sich Inge und Martin über die Ankunft des Postboten. „Ich find’s toll, dass die Post ihm wegen seiner Knieprobleme hilft“, meint Martin. Inge ergänzt: „Wenn das einer verdient hat, dann unser Frank. Wir sind hier in der Siedlung eine große Familie und Frank gehört dazu.“
„Was machst Du, wenn’s regnet?“
Weiter geht’s über die Rudolf-König-Straße nach In der Mark. Auch die jahrelang erprobten Schleichwege macht das „Papamobil“ problemlos mit. „Das Ding würde ich auch anderen Postboten empfehlen. Es hat einen ganz kleinen Wendekreis.“ Bei einer Kaffeepause am Kiosk in der Annenstraße staunt auch der Verkäufer über das Gefährt: „Es ist sehr schön. Aber es hat ja gar kein Dach. „Was machst Du, wenn’s regnet?“ „Tja, dann seh ich lecker aus“, scherzt der Postbote. Er hat das Thema Regen schon bei seinen Vorgesetzten angesprochen. Auch eine Windschutzscheibe könne dem Elektro-Dreirad nicht schaden.
Im nächsten Jahr feiert der Postbote sein 40-jähriges Dienstjubiläum. „Mit dem Kyburz werd ich’s noch ein paar Jährchen länger schaffen.“ Ein Glück, finden die Annener. Denn die wollen ihre Post nur noch vom Frank-Mobil.