Witten. . Firma Baumot in Annen baut erfolgreich Diesel-Hardware für sinkende Stickoxid-Belastung. Grünen-Politiker ließen sich das System vorstellen.

  • Firma Baumot in Annen baut erfolgreich Diesel-Hardware für sinkende Stickoxid-Belastung
  • Grünen-Politiker ließen sich das System vorstellen
  • Bundes-Grünen-Chef Hofreiter will Autohersteller für Hardware-Nachrüstung zahlen lassen

Umweltschutz ist nötiger denn je. Verpackungsmüll verstopft sogar unsere Meere, Autoabgase verpesten die Luft. Dr. Anton Hofreiter, Fraktionschef der Bundes-Grünen, besuchte jetzt zwei Wittener Unternehmen, die diesen Problemen den Kampf angesagt haben.

Zum einen ist das der Diesel-Nachrüster Baumot-Twintec im Annener Technologiepark an der Stockumer Straße. Zum anderen der Unverpackt-Laden „Füllbar“ im Wiesenviertel. Auch Wittens Landtags-Grüne Verena Schäffer und die Direktkandidaten Karen Haltaufderheide (Hagen-Ennepe-Ruhr I) und Dr. Janosch Dahmen (Ennepe-Ruhr II) ließen sich deren Arbeitsweise erklären.

Die Baumot-Gruppe mit Hauptsitz in Königswinter bei Bonn hat Niederlassungen u. a. in Japan, England sowie der Schweiz. Und seit 2014 auch eine in Witten mit aktuell 17 Mitarbeitern. Das Unternehmen bietet Hardware-Nachrüstverfahren für Diesel-Pkw und -Busse an. Der ADAC hatte einen Prototyp eines VW Euro-5-Diesels mit dem Twintec-System getestet und eine Verringerung der Stickoxid-Belastung um mehr als 90 Prozent festgestellt. Die Autohersteller lehnen aber Hardware-Nachrüstungen bisher ab und verweisen auf Software-Updates und Kaufprämien für Neufahrzeuge.

Busse in England fahren schon mit Baumot-Produkt

Das Baumot-System sei bei etwa 80 bis 90 Prozent aller gängigen Diesel einbaubar, so der Wittener Geschäftsführer Henning Middelmann. Der 50-jährige Ingenieur hat an der Dortmunder Uni studiert. Das komplette System mit Generator, Katalysator und notwendigem AdBlue-Zusatztank liege bei 1500 Euro Materialpreis – zuzüglich Einbaukosten, die je nach Fahrzeugtyp zwischen vier und acht Stunden dauern. Bereits 2012 sei er erstmals bei VW in Wolfsburg gewesen, um dort das Abgasreduzierungspaket vorzustellen, erzählt Middelmann: „Aber die haben gesagt, das System sei zu teuer und sie könnten das besser.“ Wie das aussieht, ist bekannt – mit allen Risiken und Nebenwirkungen.

Dagegen fahren mit der Baumot-Hardware bereits seit 2013 Schulbusse in London und Manchester, Lininenbusse sollen jetzt folgen. In Deutschland gibt es Testflotten von jeweils zehn Wagen in Baden-Württemberg und Bayern sowie zwei in NRW. Mit Sondergenehmigung, denn sonst ist die Hardware-Nachrüstung gesetzeswidrig.

„Wir haben ein Problem in Deutschland und gleichzeitig Firmen hier, die es lösen können. Das ist der eigentliche Skandal nach dem Skandal“, ärgert sich Janosch Dahmen. Anton Hofreiter pflichtet ihm bei: „Ich finde es krass absurd, dass Leute, die ihren Diesel für 1500 Euro nachrüsten wollen, das nicht dürfen, weil die Regierung es nicht will.“ Das müsse am besten noch vor dem nächsten Dieselgipfel im Dezember geändert werden. Hofreiter: „Ganz klar müssen die Hersteller zahlen. Denn sie haben die schmutzigen Autos geliefert.“

Ehrenamtliche betreiben „Füllbar“ im Wiesenviertel

Auch die „Füllbar“ im Wiesenviertel besuchten die Grünen-Politiker. Kunden bringen ihre eigenen Behältnisse mit, um dort Nudeln, Müsli, Gewürze oder Waschmittel zu kaufen. Das verringert Verpackungsmüll.

Die Füllbar ist ein gemeinnütziger Verein und wird nicht kommerziell von vielen Ehrenamtlichen betrieben.