Witten. Peter Heinrich und Sebastian Honnacker besitzen jeweils einen Trabant 601 S. Am Samstag laden sie zum Autotreff auf Zeche Theresia ein.

  • Am Samstag, 2. September, findet das Trabitreffen auf Zeche Theresia statt
  • Dann kann man gegen eine Spende Ostalgie pur erleben und eine Runde im Trabant mitfahren
  • Die Trabifreunde Witten haben 20 Mitglieder und pflegen ihre Rennpappen

Sie knattern und qualmen und waren im Wittener Straßenbild sowieso eine Seltenheit. Aber tatsächlich tuckern noch einige Trabis durch Witten, gefahren von Technikfreaks, meist ohne Ost-Wurzeln. Bei Umstehenden erntet das DDR-Kultauto liebevolle Blicke.

Stolz auf ihre Rennpappen sind zum Beispiel Sebastian Honnacker (34) mit seinem Trabant 601 S in caprigrün mit weißem Dach und Peter Heinrich mit seinem Trabant 601 DeLuxe. Diesen hat er erst kürzlich über den RTL-Trödeltrupp, vor laufenden Fernsehkameras, erworben.

Trabi-Fahren ist eine Leidenschaft

Was macht den Reiz am Trabifahren aus? Peter und Sebastian überlegen. „Das ist’ ne Passion“, schwärmt der eine. Der andere drückt mir den Autoschlüssel in die Hand.

Also Benzinhahn auf, los geht’s. Mit Handschaltung, Bremsen, die man bis zum Bodenblech treten muss, einem Blinker, den man ausschalten muss und der auch als Hupe dient. Mit heulendem Motor sause ich durch Heven. Dieser Trabant ist echt nicht von Pappe!

Eine Kleinigkeit für einen Schrauber: Dennis Mürmann (links) und Sebastian Honnacker (rechts, mit Sohn Oscar) begucken den Trabimotor.
Eine Kleinigkeit für einen Schrauber: Dennis Mürmann (links) und Sebastian Honnacker (rechts, mit Sohn Oscar) begucken den Trabimotor. © Jürgen Theobald

Der erste Trabi war ein Spaß-Geschenk

„Jeder Trabi fährt sich anders“, sagt Sebastian Honnacker. „Mal ist die Schaltung knüppelhart, mal geht die Bremse kaum. Es ist nicht wie beim Golf, wo sich einer wie der andere fährt.“ Der 34-Jährige fährt schon seinen fünften Trabi. Seinen ersten hat er aus Gag vor 16 Jahren zum Geburtstag von seinen Kumpels geschenkt bekommen. Wegen seines Nachnamens – Honnacker.

Zum Unverständnis seiner Freunde entfachte das Vehikel bei ihm echte Leidenschaft. Ein Grund: Die Technik ist so simpel, dass man „mit Schraubenzieher, Hammer und ein bisschen Draht“ alles selbst reparieren kann. „Der Motor wiegt so viel wie eine Elfer-Kiste Bier. Den kann man in vier Minuten ausbauen.“

Auch an Ersatzteile des von 1964 bis 1990 in Zwickau produzierten Autos kommt man noch gut: Es werden noch immer Teile hergestellt, denn weltweit wächst die Gemeinde der Trabi-Liebhaber – und es steigt auch der Wert der Marke.

RTL Trödeltrupp fragte über Facebook an

Sebastian Honnacker (links, mit Sohn Oscar), Dennis Mürmann (mitte) und Peter Heinrich (rechts, mit Sohn Bastian) sind stolz auf ihre fahrtüchtigen Gefährte.
Sebastian Honnacker (links, mit Sohn Oscar), Dennis Mürmann (mitte) und Peter Heinrich (rechts, mit Sohn Bastian) sind stolz auf ihre fahrtüchtigen Gefährte. © Jürgen Theobald (theo)

Peter Heinrich fährt erst seit kurzem Rennpappe. „Ich wollte unbedingt mal einen haben“, sagt der Mann aus Thüringen – doch ein echter Ossi! –, der seit 2006 in Witten lebt und bei ZF arbeitet. Per Zufall erreichte die Trabifreunde über Facebook ein Schreiben: Das Team des RTL-Trödeltrupps löste einen Haushalt in Werl auf und hatte Trabis zu verkaufen. Gewinnbringend wandte man sich an die Trabiszene.

Das war vor einem Jahr. Die Wittener Trabifreunde tuckerten vor laufenden Kameras auf den Hof, unterzeichneten auf der Phenolharz-Motorhaube den Kaufvertrag für gut hundert Euro. Weit mehr Geld steckte Heinrich in die Restaurierung. Allein 80 Schweißstunden investierte sein Freund Dennis Mürmann, auch er ist Mitglied bei den Trabifreunden.

Bei 100 km/h bekommt man einen Hörschaden

Der schön restaurierte Trabi von Peter Heinrich.
Der schön restaurierte Trabi von Peter Heinrich. © Jürgen Theobald (theo)

Jetzt glänzt sein Trabi kornblumenblau (statt des einstigen Himmelblau), die Sitze sind mit pinkem Kunstleder bezogen. Peter Heinrich weiß inzwischen, wie man an der Tankstelle das Gemisch für den Zweitakter-Motor herstellt und dass man nicht schneller als 100 km/h fahren sollte. „Sonst bekommt man einen Hörschaden.“ Empfohlene Reisegeschwindigkeit sei 80 km/h.

Liegengeblieben ist er noch nie, sein Freund Sebastian Honnacker erst drei Mal. „Motorhalterung kaputt und Keilriemen gerissen.“ Aber da hilft ja, und das wissen auch nicht Trabi-Fahrer, die gute alte Seidenstrumpfhose.

Trabi-Treffen auf Zeche Theresia

  • Die Gruppe „Trabifreunde Witten“ mit ihren etwa 20 Mitgliedern (gezählt mit Kindern!) veranstaltet am Samstag, 2. September, zum siebten Mal in Witten ein „Trabi und IFA Treffen“. (Für Wessis: IFA ist die Abkürzung für „Industrieverband Fahrzeugbau“, in der DDR wurden unter diesem Titel in verschiedenen Kombinaten Lkw, Busse, Motor- und Fahrräder, Traktoren, Anhänger etc. produziert.)
  • Das Trabitreffen findet von 10 bis 18 Uhr beim Gruben und Feldbahnmuseum Zeche Theresia (Nachtigallstraße 27) statt. Der Eintritt ist frei. Dort kann man verschiedene Fahrzeuge bestaunen oder Skurriles kaufen: selbst gebastelte Karten oder Produkte aus dem „Geschmackszentrum Ost“.
  • Natürlich findet auch eine Preisverleihung statt (u.a. schönster Trabant). Außerdem bietet Sebastian Honnacker gegen eine Spende Rundfahrten in seinem Trabi an.