Witten. . Nicht ganz so viel Wahlwerbung wie sonst hängt in der Stadt – denn die Bürger sollen nicht genervt werden. Doch nicht alle machen den Trend mit .

  • Nicht ganz so viel Wahlwerbung wie sonst hängt jetzt in den Wochen vor der Wahl in der Stadt
  • Die Bürger sollen durch überbordendes Plakatieren nicht genervt werden, heißt es
  • Doch nicht alle Parteien machen den Trend mit. Ganz im Gegenteil...

Am Bahnhof stehen sie alle einträchtig nebeneinander: Die SPD wirbt für ihre Familienpolitik, die Grünen fordern eine bessere Zukunft und FDP-Kandidat Lindner versichert, dass Ungeduld auch eine Tugend sei. Weiter links segelt Pirat Roland Löpke in Richtung Neuland. An den Laternen hängen Plakate von Linken und MLPD. Und die CDU? Fehlanzeige.

Ob Angela Merkel keine Werbung mehr nötig hat? Aber nein. „Wir gehen diesmal mehr in die Fläche und konzentrieren uns nicht mehr so auf die Stadtmitte“, erklärt CDU-Chef Ulrich Oberste-Padtberg. Diesmal hätten die Ortsvereine das Plakatieren übernommen.

400 Exemplare von CDU und SPD

Am Platz der Stadtgalerie drubbelt es sich: Hier hängen Wahlplakate fast aller Parteien.
Am Platz der Stadtgalerie drubbelt es sich: Hier hängen Wahlplakate fast aller Parteien. © Jürgen Theobald

Und auch wenn die in den kommenden Tagen noch mal nachlegen sollten, um die 400 Exemplare unters Volk zu bringen: Der Eindruck, dass insgesamt weniger Plakate als sonst in der Stadt hängen – nicht nur von der CDU – täuscht nicht. Nur noch halb so viele wie sonst üblich haben die Grünen in der Stadt verteilt, an rund 100 Standorten. „Wir haben den Eindruck, dass die Bürger von den zugekleisterten Straßen eher genervt sind und haben uns daher zurückgehalten“, erklärt Geschäftsführer Jan Dickerboom. Auch SPD (ebenfalls 400 Plakate plus Großaufsteller), Piraten und FDP haben die Handbremse angezogen – mit der gleichen Begründung.

Doch nicht alle machen den Trend mit. Vor allem die MLPD scheint in der Stadt an jeder zweiten Laterne zu hängen. 520 Plakate haben die Kommunisten nach eigenen Angaben verteilt. „Mehr Plakate als Stimmen“, spottet einer der Konkurrenten. „Für uns ist das ganz wichtig, um uns ins Gespräch zu bringen“, erklärt Kandidat Achim Czylwick, der in Witten antritt. Man wolle sich als Alternative ins Bewusstsein bringen.

MLPD war sehr früh unterwegs

Um sich die strategisch besten Laternen zu sichern, waren rund 30 Mitglieder dafür ganz früh unterwegs. Sehr zum Leidwesen der Linken, die später dran waren. „Da war es schwierig, noch eine leere Ecke zu finden“, so Ursula Weiß. Kein Wunder: Denn auch die Linken sind in Sachen Wahlplakate sehr rührig. 550 Exemplare, deutlich mehr als bei der Landtagswahl, wollen sie insgesamt platzieren. Einige davon – die zum Thema Ökologie – haben sie selbst gestaltet.

Denn die hätten im Angebot der Bundespartei gefehlt, so Weiß. Außerdem kehre man zurück zum Kopf-Plakat. „Das haben wir bei der Landtagswahl nicht gemacht, und heute muss ich sagen: Das war ein Fehler.“ Nicht etwa, weil sie eitel sei – schließlich war Ulla Weiß damals die Kandidatin. „Sondern weil sich die Wähler an den Personen orientieren.“

Es wird nicht nach Bürger-Profilen plakatiert

Nach thematischen Profilen klebt keine der Parteien ihre Plakate – in Bommern hängt also das Gleiche wie in Annen. Allerdings: Dass es dort, wo es viele Kinder gibt, auch mehr Plakate zum Thema Armut oder Bildung gibt, ist kein Zufall. Und dass sich die Linke just vor der Sparkasse für die Millionär-Steuer stark macht, natürlich auch nicht.

Klagen über Regelverstöße – wie verfrühtes Kleben – gab es diesmal übrigens nicht. „Da waren diesmal alle fair“, so Pirat Stefan Borggraefe. Dafür aber Klagen über eine Regeländerung der Stadt: An Schildern zur Parkraumregulierung dürfe erstmals nicht mehr plakatiert werden, bedauern die Piraten, die mit 350 Plakaten vertreten sind. „Da kann es schon mal eng werden.“ Aber man könne ja auch übereinander hängen. Kandidat Roland Löpke: „Leben und leben lassen.“

Plakate seien nicht wahlentscheidend

So unterschiedlich die Slogans, so unterschiedlich die Plakate – in einem sind sich alle Befragten übrigens einig: Keiner glaubt, dass die Plakate wirklich wahlentscheidend sein werden. „Man bringt sich einfach in Erinnerung“, so der Grüne Jan Dickerboom, sonst sei man „wie eine Marke, die nicht beworben wird“, sagt Pirat Borggraefe.

Und auch wenn „viele Plakate nicht den Erfolg garantieren“, so SPD-Mann Axel Echeverria, würden die Wähler eben doch erwarten, so CDU-Chef Oberste-Padtberg, dass Plakate hängen. FDP-Chef Peter Heiner bringt es auf den Punkt: „Wirklich darauf verzichten kann man nun einmal nur gemeinsam.“ Und das ist wahrlich nicht abzusehen.

>>>DAS KOSTET DER WAHLKAMPF

Das geben die Parteien für den Wahlkampf aus: Die CDU spricht von 20 000 Euro für den Wahlkreis. Die Grünen haben ein Budget von 9000 Euro, die FDP gibt Kosten „oberhalb von 10 000 Euro“ für den Wahlkreis an. Bei den Piraten sind es 3500 Euro, bei den Linken rund 15 000 Euro für beide Wahlkreise im EN-Kreis (ohne Hagen). Die MLPD will durch Spenden 5000 Euro sammeln.

Die SPD macht keine Angaben zu ihrem Budget. Die Deutsche Mitte war nicht zu erreichen.