Witten. . Studentisches Veranstaltungszentrum erhält Kündigung und muss Zuhause in der Westfalenstraße verlassen. Dabei stand ein kaufwilliger Investor parat.
- Studentisches Veranstaltungszentrum erhält die Kündigung und muss die Westfalenstraße verlassen.
- Dabei hatte man bereits einen kaufwilligen Investor gefunden.
- Der ist verwundert und sagt, es sei alles vorbereitet gewesen.
Der Unikat-Club muss sich ein neues Zuhause suchen. Vor einigen Wochen bekam der Verein, der vom Hochschulwerk der Universität Witten/Herdecke (UW/H) finanziell getragen wird, von Inhaberin Heike Drexelius überraschend die Kündigung für den Pachtvertrag. Ende Januar müssen die Studenten aus den Räumen an der Westfalenstraße ausziehen. Der Vorgang sorgt bei den Unikat-Betreibern für Verwunderung.
„Für uns ist das ein Desaster“, sagt John Hodgkinson. Er ist einer von elf Studenten, die im Unikat-Vorstand mitwirken und ehrenamtlich viel Zeit in den Club investieren. Aus ihrer Sicht kam die Kündigung aus heiterem Himmel. Zwar hatten sie sich ohnehin dafür entschieden, sich mittelfristig nach einer neuen Lokalität umzusehen. Ein paar Jahre wollte man aber noch an der Westfalenstraße verbringen. Weil bekannt war, dass die Immobilie verkauft werden soll, fand man in Sascha Karpowicz sogar einen Investor. Der Wittener wollte das Gebäude kaufen und dann ans Hochschulwerk vermieten. Ein unterschriftsreifer Pachtvertrag existiert bereits. Umso größer war der Schock, als die Kündigung ins Haus flatterte – mit dem Verweis darauf, dass ein Inhaberwechsel unmittelbar bevor steht.
Finanzierung für den Kauf stand bereits
„Ich verstehe das alles nicht“, sagt Karpowicz. Er habe keine Kosten und Mühen gescheut, Gutachten in Auftrag gegeben, eine Finanzierung auf die Beine gestellt und mit dem Hochschulwerk sämtliche Formalitäten besprochen. Der Inhaber einer Baufirma hätte nach eigener Auskunft nach dem Kauf sofort in die Immobilie investiert. Nach vier oder fünf Jahren, wenn der Unikat-Club ausgezogen wäre, wollte er sich das Gebäude zu einem Wohnhaus umbauen. Eigentlich war alles klar. Nun die plötzliche Wende. „Ich habe dadurch auch Geld verloren“, sagt Karpowicz.
Das Problem: Sämtliche Gespräche führte Karpowicz stets mit einem Mitarbeiter von Heike Drexelius. Das sei üblich gewesen, weil er auch für das Hochschulwerk seit Mietbeginn 2011 Ansprechpartner war. Nun ist er jedoch nicht mehr für die Inhaberin eines Wittener Fitnessstudios tätig. Und die gibt sich gegenüber Karpowicz und dem Hochschulwerk wortkarg.
Drexelius wollte sich nicht hinhalten lassen
Auch auf WAZ-Anfrage gab sich Drexelius kurz angebunden. „Es kann niemand überrascht sein. Ich wurde viel zu lange hingehalten.“ Sie habe nach mehreren Wochen des Wartens befürchtet, dass es eine Absage seitens Karpowicz geben könnte. Um einen anderen potenziellen Käufer nicht zu verprellen, habe sie ihm nun den Zuschlag gegeben. Ein ausschließlich mündlich vereinbartes Vorkaufsrecht des Hochschulwerks sei „abgegolten“.
Darüber hinaus ist Drexelius offenbar keine große Freundin des Unikat-Clubs. „Es ist schlimm, wie es dort aussieht. Regelmäßig beschweren sich Nachbarn – das fällt auf mich zurück.“ Unter den Studenten gibt es dagegen keinen Zweifel an der Berechtigung des Clubs. Der erhielt im letzten Sommer in einer Abstimmung die ultimative Legitimation.
Die war unter anderem deshalb nötig geworden, weil jeder der rund 2500 Studenten der Wittener Uni über den Sozialbeitrag für das Unikat mitbezahlt. Rund ein Euro pro Student und Monat gibt der Club als Beitrag an. Fast 90 Prozent der abstimmenden Studierenden sprachen sich trotzdem für den Fortbestand aus.
Was aus dem dreistöckigen Haus an der Westfalenstraße wird, ist nicht bekannt. Klar ist indes: Die Zeit des Unikat-Clubs ist zumindest dort ab Februar vorbei.
Seit 2011 die Heimat des Clubs
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der 2001 gegründete Unikat-Club nach einem neuen Zuhause umsehen muss. Als das Hauptbahnhofsgebäude den Besitzer wechselte, musste das studentische Veranstaltungszentrum aus dem alten Wartesaal ausziehen. Umso glücklicher war man, als man 2011 die Zusage von Heike Drexelius für das Gebäude an der Westfalenstraße erhielt. Sie hatte dort „Heikes Frauen-Fitness“ aufgegeben.
„Damals konnten sich nicht alle mit dem Umzug anfreunden und das wird auch diesmal so sein“, sagt John Hodgkinson, Mitglied des Unikat-Vorstands. Trotzdem geht der Blick nach vorne. Zwar ist die Zukunft ungewiss. Klar ist aber, dass es eine geben wird. Das hat seinen Grund. Kultur, Begegnung, Party, Sport – das alles finden die Studenten der UW/H im Unikat auf drei Etagen. Sogar zwei Hochzeiten wurden dort 2017 schon gefeiert. „Wir sind ein Ort für Jedermann. Uns ist wichtig, das zu betonen“, sagt Vorstandsmitglied Malte Czarnetzki. Im Unikat sollen die Studenten mit Wittenern in Kontakt treten.
Letztes Semester ab Oktober
Ab Oktober geht der Unikat-Club in sein letztes Semester am aktuellen Standort. Dann wird alles wie immer sein. Im Obergeschoss finden an jedem Werktag kostenlose Sportkurse für Studenten statt. Dafür nutzt man die Infrastruktur des ehemaligen Fitnessstudios. Jeden Mittwoch gibt es den „Bierabend“, ein geselliges Zusammensein im „Wohnzimmer“. Der große Raum im Erdgeschoss ist noch komplett von großen Spiegeln umrahmt, alte Sofas bieten Sitzgelegenheiten. Im Keller gibt es noch einen großen Diskoraum. Die Einrichtung ist Geschmackssache.
„Dass hier nicht alles chemisch gereinigt ist, ist auch unserer ehrenamtlichen Arbeit geschuldet“, sagt Czarnetzki. Außerdem bezahlt das Hochschulwerk zwar die Pacht, alles andere aber wird selbst finanziert, beispielsweise über die Partys. Darum nimmt man, was man bekommt. „Das ist hier irgendwie alles zusammengebaut worden.“
Umbau wäre zu teuer geworden
Eigentlich ist die Lokalität perfekt. Weil es aber keine Versammlungsstätte ist, dürfen – trotz größerer Kapazität – nur 199 Leute gleichzeitig anwesend sein. Einmal, vor drei Jahren, lief eine Party aus dem Ruder. Bis zu 600 Menschen, so erzählt man es sich, feierten damals eine große Party im Unikat. Anschließend gab es von der Stadt, mit der man ansonsten gut zusammenarbeitet, eine klare Ansage. „Seitdem halten wir uns hier penibel an sämtliche Regeln“, sagt Hodgkinson. Den Vorwurf, dass sich Nachbarn beschweren würden, versteht er nicht. Seit jener Party hätte kein Nachbar mehr die Polizei gerufen.
Ein Umbau (z.B. Brandschutzmaßnahmen) wäre zu teuer, deshalb gibt es schon länger Gedanken an einen Umzug. Das plötzliche Aus hätte man aber gerne vermieden. Nun beginnt die Suche nach einem neuen Ort. Gleichzeitig werden an der Westfalenstraße nochmals alle Möglichkeiten ausgeschöpft. „Wir haben zu viel Stil, als dass wir hier einfach alles abreißen würden“, meint der Unikat-Vorstand